Finanzaufsicht empfiehlt niedrigeren Garantiezins
Die Finanzaufsicht Bafin hat dem Bundesfinanzministerium empfohlen, den Garantiezins für Lebensversicherungen abzusenken.
von Martin Reim, Euro am Sonntag
Die Empfehlung lautet, den Garantiezins von derzeit 1,75 Prozent auf 1,25 Prozent abzusenken.
Das erklärte der oberste Versicherungsaufseher der Bafin, Felix Hufeld, am Rande der Jahres-Pressekonferenz der Behörde gegenüber €uro am Sonntag. Grund sei die "anhaltende Niedrigzinsphase". Es habe eine offizielle Anfrage des Ministeriums vorgelegen, die man beantwortet habe. Nach Hufelds Ansicht sollte die Entscheidung des Ministeriums möglichst bald fallen, damit die Absenkung bereits zum 1. Januar 2015 stattfinden könne. "Falls sich die Entscheidung herauszögern würde, bekämen die Versicherer technische Probleme, die Senkung umzusetzen", sagte Hufeld. Eine Sprecherin des Ministeriums wollte gegenüber €uro am Sonntag die Bafin-Empfehlung nicht kommentieren und sagte lediglich, es gebe "keine zwingende zeitliche Vorgabe" für eine Entscheidung.
Der Garantiezins, auch Höchstrechnungszins genannt, gibt bei den meisten Kapitallebens- und privaten Rentenversicherungen an, wie hoch die jährliche Rendite des sogenannten Sparanteils mindestens ausfällt. Der Sparanteil - Einzahlungen minus Kosten - macht bei lang laufenden Verträgen etwa 90 Prozent der Prämien aus. Laut Gesetz ist entscheidend, wie hoch die durchschnittliche Umlaufrendite zehnjähriger Staatsanleihen mit Spitzenrating im Euroraum liegt. Dieser Wert ist im Zuge der Finanzkrise immer weiter gesunken. Das Finanzministerium muss sich nicht nach der Stellungnahme der Bafin richten.
Die DAV, ein Verband der Versicherungsmathematiker, hatte bereits vor Monaten ebenfalls eine Absenkung auf 1,25 Prozent für das kommende Jahr empfohlen. Hintergrund der Empfehlung war nach Verbandsangaben die "anhaltende Niedrigzinsphase". Angesichts der Turbulenzen im Euroraum halten es die Mathematiker allerdings für "dringend angezeigt", die eigene Empfehlung im Laufe des Jahres 2014 noch einmal zu überprüfen. Obwohl dem DAV-Vorstand etliche führende Versicherungsmanager angehören, regte sich zu Jahresbeginn beim Unternehmensverband GDV Widerstand.
Eine Senkung auf 1,25 Prozent wäre laut Pressemitteilung "übereilt", zumindest wenn sie zu Anfang 2015 erfolgen würde. Auch von der Verbraucherschutz-Organisation Bund der Versicherten (BdV) kam Kritik. Ein Schritt auf 1,25 Prozent sei nicht notwendig, sagte BdV-Chef Axel Kleinlein. "Finanzschwache Unternehmen können auch heute schon mit dem niedrigeren Satz kalkulieren."