Großzügige Versicherer
Versicherer zeigen sich bei Berufsunfähigkeit großzügiger. Das legt eine Auswertung von Unternehmensdaten aus den Jahren 2007 bis 2011 durch die Ratingagentur Morgen & Morgen (M & M) nahe.
von Martin Reim, Euro am Sonntag
Demnach wurden 2011 von allen Anträgen auf Auszahlungen 68,9 Prozent anerkannt — ein Höchstwert. Das ist überraschend, da in den vergangenen Monaten Vorwürfe gegen Versicherer laut wurden, sie würden Schäden zurückhaltender regulieren. So läuft eine Umfrage des Bundesjustizministeriums unter den Justizverwaltungen der Länder, ob es einen solchen Trend tatsächlich gibt. M & M liefert als einzige Institution branchenweite Zahlen. Nach Angaben von M & M stieg die Zahl der Leistungsfälle seit 2007 von etwa 34.000 auf 42.000. Dabei zählt ein zeitlich befristet anerkannter Leistungsfall nur zur Hälfte.
Die sogenannte Leistungsquote, also die Relation zwischen Anträgen und Auszahlungen, hatte 2007 bei 68,2 Prozent gelegen. Möglicherweise liegen die tatsächlichen Werte noch höher. M & M veröffentlicht keine Einzeldaten von Versicherern. Die Ratingagentur bestätigt lediglich, wenn Unternehmen selbst Zahlen nennen. Branchenführer Allianz Leben erscheint mit einer Quote von 64 Prozent in der Untersuchung. Allerdings geht laut Allianz-Leben-Chef Markus Faulhaber in diese Zahl jede Anfrage ein. „Nur 15 Prozent der Anmeldungen auf Leistung werden von uns tatsächlich abgelehnt“, sagte Faulhaber dieser Zeitung. „Viele Kunden melden sich beispielsweise nach der Übersendung des Anmeldeformulars nicht mehr, da sie nur kurzfristig arbeitsunfähig waren oder ihren Schadensanspruch aus anderen Gründen zurückziehen.“