Tops und Flops der Aktienfondssparpläne
Der Anlagezeitraum entscheidet wesentlich, ob Ihr Sparschwein gefüllt ist oder leer: Ergebnisse zehnjähriger Sparpläne auf Aktienfonds.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Dass erfolgreiche Geldanlage viel mit richtigem Timing zu tun hat, gehört zum Grundwissen aktiver Anleger. Doch auch wer sein Erspartes in einen Fondssparplan steckt und einen relativ langen Anlagehorizont hat, kann sich dieser Erkenntnis kaum noch verschließen. Zwei gewaltige Markteinbrüche im vergangenen Jahrzehnt haben das Risikobewusstsein auch bei Langfristsparern geschärft.
Selbst der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI), die Interessenvertretung der deutschen Fondsbranche, kommt in seiner jüngsten Statistik zum Schluss, „dass der richtige Ausstiegszeitpunkt bei Aktienfondssparplänen eine entscheidende Rolle spielt“. Als Beleg führt der Verband die Wertentwicklung 30-jähriger Sparpläne in unterschiedlichen Zeiträumen an.
Wer zum Beispiel seit Ende 1977 monatlich 100 Euro in einen durchschnittlichen europäischen Aktienfonds eingezahlt hat, konnte sich Ende 2007 über eine Gesamtrendite von 291 Prozent freuen. Das sind pro Jahr acht Prozent Wertzuwachs. Anleger, die mit demselben Sparplan zwei Jahre später begonnen und aufgehört haben, verbuchen dagegen nur ein Plus von 150 Prozent auf die eingezahlten 36000 Euro. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 5,5 Prozent. Ein großer Unterschied.
Dabei ist die Betrachtung über 30 Jahre noch schmeichelhaft. Verkürzt man den Zeitraum auf zehn Jahre, wird klar, dass viele Sparpläne sogar ins Minus gerutscht sind. So mussten Anleger bei global investierenden Aktienfonds bis Ende 2009 im Schnitt ein Minus von 2,1 Prozent pro Jahr hinnehmen. Vor einem Jahr war die Bilanz noch verheerender: Minus 8,1 Prozent per annum war das Ergebnis für zehnjährige Sparpläne auf globale Aktienfonds.
Natürlich gibt es löbliche Ausnahmen. Wer den „richtigen“ Fonds ausgewählt hat, konnte auch im vergangenen Jahrzehnt gut verdienen (siehe Investor-Info). Die größte Chance auf ansehnliche Gewinne, das belegt die BVI-Statistik, hatten Anleger, die auf Schwellenländer- oder Rohstofffonds setzten: 6,94 beziehungsweise 6,26 Prozent betrug in diesen Anlagekategorien die durchschnittliche jährliche Wertentwicklung.
Doch wer weiß schon, wenn er sich für einen Sparplan entscheidet, welcher Fonds langfristig gut abschneidet oder welche Anlagethemen künftig an den Märkten gespielt werden? Und selbst dann bleibt noch das Risiko, dass kurz vor Auflösung des Sparplans die Märkte gewaltig in die Knie gehen und eine bisher gute Wertentwicklung zunichtegemacht wird. Zu Beginn der Ansparphase sind ein paar schlechte Börsenmonate nicht weiter schlimm. Doch ganz am Schluss, wenn der Kapitalstock bereits mächtig gewachsen ist, kann ein starker Börseneinbruch die Rendite von Jahren verhageln.
Damit stellt sich die Frage nach dem Anlagehorizont. Wenn mit einem Sparplan zusätzliches Kapital fürs Alter gespart werden soll, ist bei vielen die Überlegung: „Wenn ich in Rente gehe, soll das Geld da sein.“ Psychologisch sei das nachvollziehbar, sagt Thomas Langer, Professor am Lehrstuhl für Finanzierung der Uni Münster.
„Doch ich muss ja nicht notwendigerweise zu diesem Stichtag alles Kapital entnehmen, um es zum Beispiel in eine Leibrente zu überführen.“ Falle der Rentenbeginn zufällig mit einer schwachen Marktphase zusammen, könne man den Sparplan durchaus noch weiterlaufen lassen und monatlich nur so viel Geld entnehmen, wie man zur Aufbesserung seiner Rente brauche.
Apropos Marktphasen: Keinesfalls überschätzen sollten Anleger die Wirkung des sogenannten Cost-Average-Effekts, mit dem viele Sparplananbieter werben – auch wenn die Argumentation einleuchtend klingt: Demnach erwerben Sparer mit ihren regelmäßigen Raten bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger.
Dadurch sei im Zeitverlauf ein günstigerer Durchschnittspreis möglich, was sich positiv auf die Rendite auswirke. „Von wissenschaftlicher Seite her gibt es aber keine Bestätigung für einen solchen Vorteil des Cost-Average-Effekts gegenüber einer Einmalanlage“, sagt Finanzprofessor Langer.
Den Wert von Sparplänen schmälert das seiner Meinung nach aber nicht, „denn sie fördern den disziplinierten Vermögensaufbau“. Ein großer Irrtum sei es aber zu glauben, „wenn ich einen Einzahlungsplan habe, kann ich auf Diversifikation verzichten. Das ist grob fahrlässig.“
Wer noch einen langen Zeitraum vor sich hat, kann durchaus sehr aktienlastig sparen. Als Faustregel für die Aktienquote gilt: 100 Prozent minus Lebensalter. Nach und nach sollte jedoch der Anteil an konservativen Assets wie Anleihen und Geldmarktfonds zunehmen. Von Fondsgesellschaften wie Fidelity, DWS, Union Investment, Deka, Allianz Global Investors, Fortis oder Sauren gibt es sogenannte Zielspar-, Target- oder Life-Cycle-Fonds, die Anlegern die Arbeit des Umschichtens abnehmen. Diese Produkte sind jeweils für eine bestimmte Laufzeit aufgelegt. Während dieses Zeitraums schichten die Manager von einem anfangs aktienorientierten auf ein zum Schluss hin rentenlastiges Portfolio um.
Nachteil: Von einem Aktienaufschwung kurz vor Ende des Sparplans können Anleger kaum noch profitieren. Wer diese Chance wahren will, für den sind erstklassige Mischfonds interessant. Denn deren Manager können sehr flexibel agieren. Sie fahren die Aktienquote stark herunter, wenn Unheil an den Märkten droht, und springen schnell wieder auf den Zug, wenn die Börsen nach oben drehen. Edouard Carmignac zum Beispiel, der Kopf hinter dem Carmignac Patrimoine (s. Investor-Info), hat dies in den vergangenen Jahren exzellent geschafft.
Bei allen Allokationsentscheidungen sollten Anleger jedoch immer die Kosten im Blick behalten. Denn alles, was von den regelmäßigen Raten an Gebühren abgeht, kann keine Rendite bringen. So bietet sich für systematisches Sparen die Angebotspalette günstiger Direktbanken oder Onlinebroker an. Bei der Citibank können Kunden derzeit knapp 2400 Fonds per Sparplan erwerben. Dürftiger ist das Angebot bei Zertifikatesparplänen. Hier sind 150 sparplanfähige Zertifikate bei einigen Instituten schon das Höchste der Gefühle.
Auch sollten sich Anleger bewusst sein, dass sie meist günstiger wegkommen, wenn sie nicht monatlich, sondern vierteljährlich einzahlen. Dadurch ergibt sich eine höhere Rate, und die prozentuale Belastung durch Gebühren nimmt ab. „Im Einkauf liegt der Gewinn“ – diese alte Kaufmannsweisheit gilt eben auch für regelmäßige Sparer.
Investor-Info
Sparplanfonds: Die Besten der Dekade
Fondssparpläne lohnen nicht immer. Dies zeigt eine Statistik aller Fonds, die von Gesellschaften aufgelegt wurden, die dem Branchenverband BVI angehören. So fuhr der beste Japan-Fonds, UniJapan, bei einem Einsatz von insgesamt 12000 Euro (monatlicher Betrag von 100 Euro über zehn Jahre) ein Minus von knapp 3400 Euro ein. Wer dagegen mit dem Allianz RCM Rohstofffonds auf das beste Rohstoffportfolio der vergangenen Dekade setzte, erzielte eine Gesamtrendite von über 80 Prozent.
Carmignac Patrimoine: Der Krisengewinner
Dotcom-Absturz und Finanzmarktkrise haben bei vielen Fonds so heftige Verluste verursacht, dass sie in der Zehnjahreswertentwicklung immer noch im Minus sind. Ganz anders beim global anlegenden Mischfonds Carmignac Patrimoine, der seit Februar 2000 ein Plus von über 115 Prozent eingefahren hat. Die Strategie von Fondsmanager Edouard Carmignac klingt zwar simpel,
ist aber schwer umzusetzen. „Fallen die Aktienkurse, schützen wir das Kapital der Anleger“, erklärt der Fondsmanager des Jahres 2010. „Steigen sie, wollen wir am Aufschwung teilhaben.“ Derzeit steckt mehr als die Hälfte des Anlagevermögens des Fonds in Rentenwerten, 20 Prozent des Kapitals sind in Cash geparkt.
M&G Global Basics: Grundbedürfnisse ins Portfolio
In der Regel sind bei Fondssparplänen Misch- oder Vermögensverwalterfonds vorzuziehen. Schließlich können die Manager, so sie kompetent sind, in der jeweiligen Marktphase zwischen Aktien und Anleihen umschichten. Wer jedoch ein reines Aktienportfolio sucht, das mehr Gewinne, aber auch höhere Verluste einbringen kann, kommt um den M?&?G Global Basics nicht herum. Manager Graham French setzt auf Unternehmen aus dem Grundstoff- und Industriesektor, die die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigen. Ein aussichtsreicher Ansatz, der vor allem auf die stark wachsende Konsumentenschicht in den Schwellenländern setzt.