Nur kein Stress über die Feiertage
Immer wenn sich das Kalenderjahr dem Ende neigt, stehen Anleger vor derselben Frage: Wie soll das Aktiendepot über die Feiertage "winterfest" gemacht werden?
Insbesondere wer in den Weihnachtsurlaub fährt, möchte nach seiner Rückkehr nicht von Verlusten überrascht werden. Im modernen Online-Zeitalter ist es zwar kein Problem, immer den aktuellen Depotstand zu checken. Aber eine ausführliche Analyse des Marktes kostet aber Zeit und wer möchte schon den halben Urlaubstag mit der Hektik von ständig schwankenden Kursen verbringen?
Risiko von Verlusten
Tatsächlich zeigt die Betrachtung der vergangenen 40 Jahre, dass der DAX in manchen Jahren zwischen dem 15. Dezember und dem 8. Januar Verluste von fast sieben Prozent verkraften musste. Dieser Zeitraum entspricht etwa den Winterferien mit etwas Vor- und Nachlauf. Häufiger ging es in dieser Phase des Jahres zwar nach oben als nach unten, doch insbesondere nach langen Abschnitten mit hohen Kursgewinnen - wie sie in den vergangenen Monaten stattgefunden haben - steigt das Korrekturrisiko des Marktes. Und wenn dann die urlaubsbedingt niedrigen Umsätze auch bei kleineren Orders bereits zu größeren Kursschwankungen einzelner Wertpapiere führen können, ist die schöne Ferienstimmung endgültig dahin.
Absicherung in Eigenregie
Doch wie lässt sich dieser Stress vermeiden? Einerseits könnten ein Anleger einen Teilbestand oder sogar alle Aktien verkaufen, wenn er sein Portfolio längere Zeit unbeaufsichtigt lassen wollte. Andererseits bietet die riesige Vielfalt an Derivaten auch einen einfacheren Weg. Dazu muss zunächst einmal feststehen, welche Werte im eigenen Depot liegen. Ist das Portfolio - wie bei vielen deutschen Anlegern - stark auf die eigene Heimat fokussiert, kann die Absicherung bereits mit einem simplen Put-Optionsschein auf den DAX erfolgen. Wer europaweit investiert, orientiert sich besser an einem Put auf den Euro Stoxx 50.
Beispiel für einen "Feiertags-Hedge"
Wie jede "Versicherung" hat auch die fürs Depot ihren Preis: Wer sich beispielsweise am 20. Dezember bei einem angenommenen DAX-Stand von 9.000 Punkten in den Urlaub verabschieden will und ein DAX-Portfolio im Wert von 18.000 Euro hat, kann einen Put-Optionsschein mit einem ebenfalls bei 9.000 Punkten liegenden Basispreis, einem Bezugsverhältnis von 100:1 und einer Laufzeit bis 03. Januar 2014 erwerben. So lange läuft die Absicherung. Die ungefähr benötigte Anzahl an Puts berechnet sich nach einer einfachen Faustformel: Depotwert / Basispreis x Bezugsverhältnis. In unserem Beispiel: 18.000 / 9000 x 100 = 200 Puts. Bei einem angenommenen Preis von 1,50 Euro je Optionsschein kostet diese Versicherung 300 Euro und damit 1,66 Prozent des DAX-Depotwerts. Dafür ist das eigene DAX-Portfolio über die Feiertage gegen Kursverluste nahezu vollständig immun, unabhängig davon wie stark diese ausfallen. Dazu ein Beispiel: Angenommen der DAX bricht tatsächlich um zehn Prozent von 9.000 auf 8.100 Punkte ein. Das DAX-Portfolio über ursprünglich 18.000 Euro hätte demnach einen (Buch-)Verlust von 1.800 Euro erlitten. Auf der anderen Seite wäre der Put gestiegen. Bei dem unterstellten DAX-Stand von 8.100 Punkten am Verfallstag, dem 03. Januar 2014, hätte der Put einen Inneren Wert von 9,00 Euro ((Basispreis - DAX-Stand) / Bezugsverhältnis). Bei 200 Puts würden dem Anleger demnach rund 1.800 Euro ins Depot gebucht. Damit wäre der erlittene Verlust ausgeglichen. Vorausgesetzt, das Portfolio bewegt sich exakt wie der DAX, in der Fachsprache würde man von einem Beta von 1,0 sprechen.
Absicherung kann sich auszahlen
Es kann sich also durchaus lohnen, Sorgfalt beim privaten Depot walten zu lassen. So lässt sich die nächste Korrektur am Aktienmarkt ganz entspannt aus der Ferne verfolgen.
Dirk Heß, Finanzexperte der Citi, schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Leiter öffentlicher Vertrieb Deutschland & Österreich Equity & Private Investor Solutions besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.