Aktienexperte Robert Halver: „Gute Chancen auf eine Jahresendrally beim DAX“
Das Jahresende naht, und viele Anleger überlegen bereits, wie sie sich für 2010 positionieren sollen. Ist nach der fulminanten Börsenrally der vergangenen Monate noch Luft nach oben?
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von Jens Castner, Peter Gewalt, Andreas Hohenadl, Michael Schulz, Andreas Höß
€uro am Sonntag holte vier Experten in die Redaktionsräume in München und Frankfurt, die sich um die Anliegen unserer Leser kümmerten. Von welchen Regionen oder Anlagethemen kann man künftig überdurchschnittliche Renditen erwarten? Wie sieht es am Anleihemarkt aus? Hier lesen Sie die interessantesten Fragen und Antworten.
Frage: Lohnt der Einstieg in den Aktienmarkt nach den deutlichen Kursanstiegen in diesem Jahr noch?
Robert Halver: Die Erholung von 3600 auf 5800 Punkte im DAX in zehn Monaten hatte sicher beinahe Züge einer Jahrhundert-Hausse. Trotzdem sehe ich gute Chancen, dass wir im Rahmen einer Jahresendrally beim DAX die 6 vorn sehen.
Frage: Was stimmt Sie so optimistisch?
Halver: Wir erleben seitens der Notenbanken eine Liquiditätsschwemme, wie man sie seit der Sintflut nicht gesehen hat. In der Vergangenheit gingen liquiditätsgetriebene Haussen als Konjunkturbeschleuniger immer gut für Sachkapital aus. Und auch Aktien sind verbrieftes Sachkapital.
Frage: Nach den Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit überlege ich mir, aus Aktien auszusteigen. Ist es sinnvoll, jetzt zu verkaufen?
Simon Thaler: Gründe für einen Ausstieg aus dem Aktienmarkt sehe ich momentan nicht. Die meisten Unternehmen haben mittlerweile die Zahlen fürs dritte Quartal veröffentlicht. Und viele lagen über den Erwartungen. In den USA zum Beispiel lieferten rund 80 Prozent der im S & P 500 notierten Unternehmen positive Gewinnüberraschungen – historisch gesehen ein sehr hoher Wert. Demgegenüber gab es kaum negative Überraschungen. Das zeigt: Die US-Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht und profitieren von massiven Kosteneinsparungen. In vielen Ländern rund um den Globus werden jetzt die Gewinnschätzungen angehoben.
Frage: Aber sind Aktien nicht schon wieder relativ teuer?
Thaler: Keineswegs. Die Bewertung von Aktien bewegt sich im Rahmen des historischen Durchschnitts. In Europa sind die Aktien sogar noch etwas günstiger bewertet als in den USA. Wir sehen nach wie vor hohe Bereitschaft bei institutionellen und privaten Anlegern, schwache Börsenphasen für einen Einstieg zu nutzen. Diese Entwicklung könnte noch bis ins erste Halbjahr 2010 anhalten.
„Die US-Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht.“
Frage: Wie beurteilen Sie die technische Verfassung der Märkte?
Halver: Durchaus freundlich, wobei man aber gerade zu Beginn des neuen Jahres Konsolidierungen einkalkulieren muss. Aber es gibt einfach noch zu viele unterinvestierte Anleger, die nach Korrekturen lechzen, weil sie noch nicht oder nur in geringem Maß investiert sind. Denken Sie nur an die Versicherungen, die gerade mal Aktienquoten zwischen drei und vier Prozent halten und die teilweise ihre Garantieverzinsungen mit Renten allein nur schwer darstellen können. Deutliche Konsolidierungen sind also Gelegenheiten für Nachkäufe.
Frage: Sind wir in einer Entwicklung, die den DAX wieder auf 8000 Punkte treibt?
Thaler: Von 8000 Punkten sind wir noch weit entfernt. Da bräuchten wir als Grundlage ganz andere Wirtschaftszahlen. Sicher kann der DAX im Verlauf der nächsten Jahre einmal wieder in diese Region vorstoßen. Ich denke aber, dass wir momentan eher die 6000er-Marke im Visier behalten sollten. Auf diesem Niveau rechnen wir für das nächste Jahr mit einer Seitwärtsbewegung mit leicht positiver Tendenz.
Frage: Wie ist Ihr Marktausblick für das kommende Jahr?
Halver: 2010 wird deutlich anspruchsvoller als 2009. Die einfachen Gewinne sind schon gemacht. Wenn Sie auf hohen Gewinnen sitzen, ist es auch kein Schaden, einen Teil davon zu realisieren, um bei Rücksetzern günstiger wieder einsteigen zu können. Denn die Volatilität wird zunehmen. Wir werden im nächsten Jahr mit Sicherheit einen Anstieg des Konjunkturpessimismus über Insolvenzen und vermehrte Arbeitslosigkeit sehen. Das kann immer mal wieder zu Rückschlägen führen.
Frage: Das klingt etwas düster …
Halver: Nein, grundsätzlich bin ich durchaus optimistisch. Wenn die Konjunktur schließlich ins Laufen kommt, ist das positiv für Aktien. Sollte es länger dauern, werden die Notenbanken weiter Liquidität mit dem Füllhorn ausgießen müssen. Und wenn viel Geld da ist, fließt es über kurz oder lang auch in spekulative Anlageformen. Also haben wir derzeit quasi eine doppelte Versicherung, fast schon Vollkaskoschutz.
Frage: Wird die Konjunktur 2010 Tritt fassen?
Halver: Das ist die große Unbekannte. Es ist relativ einfach, die Konjunktur durch staatliche Alimentierung zum Laufen zu bringen. Doch dann stellt sich die entscheidende Frage der Nachhaltigkeit: Wird das Kalb, das wir zur Kuh herangefüttert haben, auch Milch geben? Ich bin überzeugt, dass vor allem die US-Notenbank die Kuh so lange mit dem besten Heu – sprich: frischem Geld – füttern wird, bis sie es tut. Dadurch wird allerdings eine neue Blase gefördert, die aus Stabilitätssicht ohne Zweifel Bauchschmerzen verursacht. Denn vor allem die USA werden über eine klar gewollte Inflationierung von Vermögenswerten versuchen, der hohen Staatsverschuldung Herr zu werden. Aber wenn wir diese Blasenkrankheit schon nicht verhindern können, sollten wir das Beste daraus machen. Daher sind Sachkapitalanlagen auch als Inflationsschutz zu bevorzugen.
„Es ist nicht mehr egal, wenn in China ein Sack Reis umfällt.“
Frage: In welchen Regionen sehen Sie Chancen für Anleger? Ist Russland attraktiv?
Thaler: Bei Russland bin ich eher skeptisch, da die Entwicklung dort stark vom Ölpreis abhängt. Von so einem heißen Engagement würde ich Privatanlegern eher abraten.
Frage: Und wie schätzen Sie die Aussichten für Brasilien ein?
Thaler: Brasilien ist natürlich ein sehr interessanter Markt. Die Kurse dort sind stark gestiegen, 74 Prozent seit Jahresanfang. Vor allem die Rohstoffe des Landes werden sehr stark von Asien nachgefragt. Generell profitieren lateinamerikanische Rohstofflieferanten vom Wirtschaftsboom in der asiatischen Region.
Frage: Alles redet von Asien und anderen Schwellenländern. Sollte man dort investieren?
Halver: Ein klares Ja, sofern der Einsatz überschaubar bleibt und der Anlagehorizont langfristig ist. Da die Schwankungen stärker sind als in etablierten Märkten, ist der schrittweise Einstieg, etwa über einen Sparplan, sinnvoll. Derzeit sind die Schwellenländer die Sorgenpause für die Weltwirtschaft. Und das wird wohl noch auf Jahre hinaus so bleiben. Sie exportieren nicht mehr nur billig, sie importieren auch viel und bauen ihre Binnenkonjunktur auf. Es ist nicht mehr egal, wenn in China ein Reissack umfällt.
Thaler: Asien ist seit Jahren Wachstumstreiber und wird weiter an Bedeutung gewinnen. Auch das Konsumverhalten dort nähert sich dem Westen an. Der Nachholbedarf wird immer mehr befriedigt, auch von den Menschen, die vom Land in die Stadt ziehen. Die Asiaten beziehungsweise die Emerging Markets generell werden, gemessen am Anteil an der Weltwirtschaft, in den nächsten Jahren die westlichen Länder überholen.
Frage: Gefährden Zinserhöhungen in Asien denn nicht die Renditen für Investitionen in diesen Raum?
Thaler: Wir sehen in diesem Raum keine massiven Zinserhöhungen. Australien hat zwar schon leicht angehoben und Indien eine bevorstehende Zinserhöhung angedeutet. Dort ist aber die Inflation schon höher, da die Konjunktur bereits angesprungen ist. Auch in China ist der Markt schon wieder sehr stark. Von dem Geld, das dort über Stimuluspakete in den Markt gepumpt wurde, ist auch ein Teil an die Börsen gelangt. Dort besteht die Gefahr einer Blase, und es kann zu einem deutlichen Rückschlag kommen. Das sollte man im Hinterkopf behalten.
Frage: Welche Branchen haben aus Ihrer Sicht noch Potenzial?
Halver: Für sicherheitsbewusste Anleger kommen Titel mit robustem Geschäftsmodell bei hoher Dividendenkontinuität infrage. Bei einigen Versorgern oder Telekommunikationsunternehmen haben sie derzeit Dividendenrenditen zwischen fünf und sieben Prozent. Da müssen Sie bei Anleihen schon suchen, bei Festgeldern werden Sie solche Renditen erst gar nicht finden. Das ist gelebte Relativitätstheorie: Relativ zu allen anderen Anlageklassen bieten Aktien derzeit die besseren Renditechancen. Im Anlagemix sollte man sich auch klassische Zykliker aus Branchen wie Rohstoffe, Bau, Elektronik, Industrie, Technologie oder Maschinenbau ansehen. Ich war kürzlich in England. Dort sangen Investoren das Hohelied der deutschen Konjunkturwerte, die im Vergleich besonders von einer Stabilisierung der Weltkonjunktur profitieren.
„Relativ betrachtet, bieten Aktien die besseren Renditechancen.“
Frage: Sollten Anleger eher Standardtitel aus dem DAX und dem Euro Stoxx kaufen oder sind Nebenwerte aussichtsreicher?
Halver: In der ersten Phase der Erholung waren die sichereren Titel von Großunternehmen stärker gefragt. In jüngster Zeit erleben aber auch Nebenwerte eine Renaissance. Es gibt viele interessante Unternehmen aus der zweiten Reihe, die wichtige Patente halten und für die Investoren unentbehrlich sind. Deshalb können sie jetzt im Trend etwas stärker ansteigen, weil die Panik aus den Märkten entweicht. Nachdem sie zuvor leicht hinterherhinkten, haben sie das größere Nachholpotenzial. Insgesamt sollte man aber auf einen ausgewogenen Mix aus Standardwerten, Small und Mid Caps achten.
Frage: Macht es Sinn, Rohstoffinvestments mit ins Depot zu nehmen?
Halver: Auf jeden Fall. Risikostreuung ist immer gut. Wer streut, rutscht nicht. Auch Rohstoffe werden von der Liquiditätsschwemme profitieren, meines Erachtens ist dieser Sektor sogar eines der markantesten Themen fürs nächste Jahr. Allein die weltweiten Infrastrukturmaßnahmen werden in Verbindung mit steigendem Wohlstand in den Schwellenländern die Nachfrage treiben. Grundsätzlich sollte man eine vernünftige Mischung aus verschiedenen Sachwerten wie Aktien, Unternehmensanleihen und Rohstoffen im Portfolio halten. Und – altmodisch, aber bewährt – die eigene Immobilie nicht vergessen.
Frage: Was halten Sie von Anlagen in das Edelmetall Gold?
Thaler: Die Preisentwicklung am Goldmarkt wird immer von Emotionen und durch Unsicherheit getrieben. Allerdings profitiert Gold auch vom aktuell schwachen US-Dollar. Immer in Krisenzeiten herrscht Hochkonjunktur auf dem Goldmarkt. Dann wird auch vermehrt physisches Gold nachgefragt. Der Grund für die aktuelle Rally ist wohl, dass man schon die nächste Krise fürchtet, die durch die enorme Verschuldung, Inflationsängste und die sich im Umlauf befindliche hohe Geldmenge entstehen könnte.
Frage: Wie viel Gold sollte man physisch vorhalten?
Halver: Gegen Gold als Bestandteil einer ausgewogenen Vermögensaufteilung ist nichts einzuwenden. Aber auf die Verpackung kommt es an. Die Sicherheit von physischem Gold kommt doch nur dann zum Tragen, wenn der dicke Schinken beim Metzger oder die Eier auf dem Wochenmarkt nur noch gegen „harte“ Währung und nicht mehr gegen Papiergeld verkauft werden. Das sehe ich nicht. Dann wird aber schnell klar, dass physisches Gold keine Jungen bekommt, also keine Rendite. Im Gegenteil: Transport-, Versicherungs- und Aufbewahrungskosten entwerten das physische Engagement zusätzlich. Alternativ kommt man bei Goldminenunternehmen in den Genuss der gesamten Goldwertschöpfungskette: Ausrüstung, Förderung, Produktion und Weiterverarbeitung sowie Übernahmefantasie.
„Physisches Gold bekommt keine Jungen, also keine Rendite.“
Frage: In welche Richtung wird der US-Dollar steuern?
Halver: Der Dollar kann durchaus noch eine Weile schwach bleiben, aber er wird nicht untergehen. Einige Skeptiker befürchten ja, dass die Chinesen den USA den Gnadenschuss geben könnten. Aber warum sollten sie das tun? Sie scheuen die Aufwertung des Yuan wie der Teufel das Weihwasser. Schließlich haben sie ihre eigene Währung an den Dollar gekoppelt, um ihre Exportstärke zu halten. Die Außenhandelsüberschüsse werden noch dringend zum Aufbau der chinesischen Binnenkonjunktur gebraucht. Die Beziehung zwischen den USA und China erinnert mich an eine Zweckehe – und eine solche hält manchmal länger als eine Liebesbeziehung. Bei Stabilisierung des konjunkturellen Umfelds in den USA wird sich auch der US-Dollar wieder festigen.
Frage: Ich bin von der Performance deutscher Solarwerte in den vergangenen Monaten etwas enttäuscht. Sind sie trotz Überkapazitäten, Preisdruck und chinesischer Konkurrenz noch attraktiv?
Thaler: Mit Ihrer Enttäuschung sind Sie nicht allein. Die deutsche Solarbranche ist derzeit in einer schwierigen Phase. Doch grundsätzlich ist das Thema erneuerbare Energien weiter aktuell. Nach der Euphorie der letzten Jahre wird es in dieser Branche zu Konsolidierungen kommen.
Frage: Also ist es besser, jetzt Solaraktien zu verkaufen?
Thaler: Nicht unbedingt. Der Markt ordnet sich neu, und dabei werden einige Unternehmen möglicherweise verschwinden. In Deutschland müssen Überkapazitäten abgebaut werden, und der Preisdruck durch chinesische Anbieter nimmt zu. Der Weltmarkt aber wird sicher noch zulegen, da die erneuerbaren Energien zum Beispiel in Asien und den USA verstärkt gefördert werden. Zu Panikverkäufen rate ich darum nicht.
Frage: Auf welche Fondskategorien soll ich in den kommenden ein bis zwei Jahren setzen?
Patrick Wittek: Ich bin vorsichtig optimistisch, was Schwellenländer und Rohstoffe betrifft. Wichtig ist meiner Meinung nach, Produkte zu suchen, die absichern und auch auf fallende Kurse setzen können. Denn der Weg nach oben wird bei den Schwellenländern nicht geradlinig verlaufen, sondern holprig. Eine Investition in einen reinen Schwellenländerfonds ohne Absicherungsmöglichkeiten halte ich für die nächsten ein bis zwei Jahre für relativ riskant, es können in dieser kurzen Zeit hohe Schwankungen auftreten.
Frage: Ich bin 32 Jahre alt und habe 13 000 Euro zum Anlegen für die Altersvorsorge. Wie kann ich das Geld in Fonds anlegen?
Wittek: Ich empfehle eine breite Streuung Ihrer Anlagen. In Ihrem Alter würde ich mindestens 70 Prozent in Aktienfonds anlegen. Zwei Drittel davon sollten in Schwellenländeraktien fließen, da diese Länder eine höhere Wachstumsdynamik aufweisen als die etablierten Industrienationen. Dies schlägt sich schon seit Jahren an den Börsen der Emerging Markets nieder, die eine deutlich bessere Wertentwicklung aufweisen als etwa Europa oder die USA. Zehn bis 15 Prozent könnten Sie in Hedgefonds anlegen, die eine Trendfolgestrategie (Managed Futures) verfolgen. Diese Produkte können aufgrund der Marktneutralität gerade in Verlustphasen an den Börsen für Gewinne sorgen. Zudem würde ich noch fünf bis zehn Prozent in Rohstofffonds investieren. Eine Anlage in Höhe von fünf bis zehn Prozent in Fonds mit Schwellenländeranleihen, die auf lokale Währungen lauten, rundet das Portfolio ab.
Frage: Ich bin mir nicht sicher, ob ich in Aktien- oder Anleihefonds für meine Altersvorsorge investieren soll. Was ist Ihre Meinung?
Wittek: Sie können einen Mischfonds auswählen, wobei der jeweilige Fondsmanager zwischen Aktien und Anleihen umschichten kann. Empfehlenswert sind die Manager, die die Aktienquote je nach Marktlage auch mal auf null runterfahren können.
Frage: Welchen Fonds würden Sie empfehlen?
Wittek: Hier ist etwa der BlackRock Global Allocation Fund empfehlenswert, da mit einem aktiven/flexiblen Managementansatz in über 700 Titel aus Aktien, Anleihen und Geldmarktinstrumenten investiert wird und dadurch in der Vergangenheit sowohl die entsprechende Benchmark als auch der Weltaktienindex deutlich übertroffen wurden. Eine Alternative sind Vermögensverwalterfonds. Hier ist der Fonds Kapitalaufbau AMI zu empfehlen, der im Vergleich zum BGF-Fonds einen äußerst flexiblen Multi-Asset-Ansatz verfolgt. Das heißt, der Manager kann alle Anlageklassen, einschließlich Hedgefonds, berücksichtigen. Damit erzielt man bei deutlich weniger Risiko ähnliche oder bessere Ertragschancen. In diesem Jahr konnte der Fonds Kapitalaufbau AMI ein zweistelliges Ergebnis erreichen bei einer Schwankung, die vergleichbar mit der von Rentenfonds ist.
Frage: Was halten Sie von Schwellenländeranleihen? Wittek: Schwellenländeranleihen sind ein gutes Mittel, um vom Aufschwung der Emerging Markets zu profitieren. Erstens können die Anleihekurse weiter anziehen, zweitens dürften die Währungen der aufstrebenden Nationen wie Brasilien durch das starke Wirtschaftswachstum an Wert gewinnen. Zudem korrelieren Schwellenländeranleihen wenig mit den Aktienmärkten.
Frage: Welchen Fonds würden Sie empfehlen? Wittek: Wichtig ist ein Manager mit hohem Know-how in den jeweiligen Märkten. Hier ist zum Beispiel der Julius Bär Local Emerging Bond Fund zu empfehlen, der seit Jahren erfolgreich in Anleihen in lokaler Währung anlegt.
„Es ist, als schauten Sie in den Rückspiegel, um vorwärts einzuparken.“
Frage: Ich bin auf der Suche nach einem guten weltweit investierenden Aktienfonds. Haben Sie einen Tipp?
Wittek: Mir gefällt der Carmignac Investissement sehr gut, der nun schon seit Jahren kontinuierlich gute Ergebnisse liefert. Positiv ist, dass der Fondsmanager in Krisenzeiten zumindest Teile des Portfolios gegen Wertverluste absichern kann. Das ist gerade in volatilen Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, ein großer Vorteil. Weiteres Plus: Der Fonds investiert auch in Schwellenländeraktien, was der Wertentwicklung förderlich ist. Anleger sollten bei diesem Fonds allerdings beachten, dass sich ein möglicher Managerwechsel negativ auswirken könnte, da der Investissement sehr stark vom Know-how des Managers lebt.
Frage: Welchen Europa-Fonds würden Sie empfehlen?
Wittek: Ein sehr interessantes Produkt ist der Aggressor FCP, der ein relativ kleines Volumen hat und sehr flexibel agieren kann. In den vergangenen Jahren hat der Fonds sehr gut abgeschnitten. Im Zuge der Finanzkrise hat der Fonds zwar deutlich Federn lassen müssen, wobei 2009 schon wieder ein Teil der Verluste aufgeholt wurde. Anleger sollten jedoch berücksichtigen, dass der Frankreich-Anteil im Fonds sehr hoch ist. Der Manager hat in seinem Heimatmarkt das beste Wissen.
Frage: Ich habe seit vergangenem Jahr den Mischfonds Top Trend AMI im Depot und bin von dessen Wertentwicklung enttäuscht. Haben Sie eine Erklärung?
Wittek: Der Fonds beruht auf einem computergestützten System, das das Ausmaß des Börsenaufschwungs in diesem Jahr nicht mitgemacht hat. Grundsätzlich stört mich aber, dass der Fonds für Anleger wenig transparent ist. Es ist für Außenstehende kaum nachvollziehbar, wie das Handelssystem funktioniert.
Frage: Soll ich den Fonds verkaufen?
Wittek: Verkaufen würde ich den Top Trend AMI noch nicht, sondern dem Fonds noch eine etwa sechs Monate lange Schonfrist einräumen. Fondsmanager Olaf Eick hat erst vor Kurzem das Computersystem etwas modifiziert. Daher sollte man noch die nächsten Ergebnisse abwarten. Sollten Sie dann verkaufen wollen, beachten Sie aber, dass Sie die steuerliche Altbestandsschutzregelung verlieren. Soll heißen: Bei Ihrem neuen Investment greift die Abgeltungsteuer voll.
Frage: Ich habe den Templeton Growth Fund, der nun schon seit Jahren der Konkurrenz hinterherhinkt. Wissen Sie, was da schiefläuft?
Wittek: Der Templeton Growth hat einen sehr starren Investmentansatz, der in den vergangenen Jahren nicht den veränderten Gegebenheiten angepasst wurde. An dem schwerfälligen Konzept haben auch zwei Managerwechsel nichts geändert.
Frage: Wie lange sollte ich warten, bis ich einen Fonds verkaufe, der sich unterdurchschnittlich entwickelt?
Wittek: Jeder Fondsmanager hat mal ein schlechtes Jahr. Wenn diese Phase aber länger dauert, sollte man mit einem unabhängigen Vermögensberater besprechen, ob man den Fonds tatsächlich verkaufen soll und welche Alternativen es gibt.
Frage: Was halten Sie von Fonds, die Markteinschätzungen und Entscheidungen dem Computer überlassen?
Wittek: Nicht alle computergestützten Fonds liefern wirklich gute Ergebnisse. Das Problem ist, dass die Computer nur mit Daten aus der Vergangenheit arbeiten können. Und in den vergangenen Jahrzehnten gab es eben keine so extremen Marktbedingungen wie in den vergangenen 18 Monaten. Anlageentscheidungen mit Fakten aus der Vergangenheit zu generieren ist in etwa so, als würden Sie in den Rückspiegel schauen, um vorwärts einzuparken.
Frage: Was denken Sie über sogenannte Themenfonds?
Wittek: Solange da keine reinen Modethemen gespielt werden, ist gegen Themenfonds nichts zu sagen. Ich finde etwa Rohstofffonds sehr wichtig für die Diversifikation eines Portfolios. Auch REITs machen in bestimmten Marktsituationen Sinn.
Frage: Was halten Sie von Hedgefonds?
Wittek: Auf diesem Gebiet gibt es einige interessante Produkte. Trendfolger können gerade in Verlustphasen an den Börsen für Gewinne sorgen. Für defensivere Anleger gibt es den Dachhedgefonds Varengold CTA, der auf Trends in allen Anlagesegmenten setzt. Risikobereite Investoren erhalten seit Kurzem den Man AHL Trend, der auf das bewährte Trendfolgesystem AHL setzt.
Frage: Sollte man bei Europa-Fonds auf aktiv gemanagte Portfolios setzen? Auf etablierten Märkten sollen Fondsmanager ja schlechter abschneiden als passive Indexfonds.
Wittek: Diese Aussage ist mir so zu pauschal. Natürlich ist es so, dass die Mehrheit der Manager ihren Vergleichsindex nicht übertrifft. Aber es gibt eben auch eine Menge Ausnahmen wie den Aggressor FCP. Der Fonds aus Frankreich hat in den vergangenen zehn Jahren eine Wertentwicklung von 100 Prozent erreicht. Zum Vergleich: Ein ETF auf den Euro Stoxx 50 hätte im gleichen Zeitraum 30 Prozent verloren.
Frage: Soll ich mein Geld auf einmal oder in einem Sparplan anlegen?
Wittek: Ich würde Ihnen zu einem Sparplan oder bei größeren Beträgen zu einem schrittweisen Einstieg raten. Damit haben Sie nicht das Problem, dass Sie zu einem falschen Zeitpunkt einsteigen. Denn das Timing ist oft mitentscheidend bei der Renditeentwicklung eines Investments.
„Es gibt wenig, das auf Inflationsgefahr hindeutet.“
Frage: Ich möchte mein Depot neu ausrichten. Ist es sinnvoller, das Kapital auf drei Anleihefonds mit gezielter Segmentierung – Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen – zu streuen oder einen gemischten Anleihefonds zu kaufen?
Doris Popp: Entscheidend ist, ob Sie die Zeit finden, die Märkte regelmäßig zu beobachten und die Risikoeinstufung vorzunehmen. Und ob Sie auch die Entscheidung für die jeweilige Änderung der Asset Allocation treffen möchten. Fondsmanager nehmen Ihnen diese Arbeit ab. Da diese die Märkte kennen und täglich im Blick haben, werden sie die notwendigen Adjustierungen im Depot vornehmen.
Frage: 2009 haben sich sowohl Unternehmensanleihen als auch Aktien gut entwickelt. Wenn ich noch weiter in Unternehmensbonds investieren möchte, soll ich in Einzelinvestments oder in einen Fonds anlegen?
Popp: Der Unternehmensanleihesektor ist genau zu beobachten, da sich hier sehr unterschiedliche Emittenten refinanzieren. Die Ratingagenturen analysieren die Unternehmen und vergeben ein Rating. Dieses beurteilt die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen die Kuponzahlungen und die Rückzahlung der Anleihe leisten kann. Das Rating reicht im Investment-Grade von AAA bis BBB-, wobei AAA die Bestnote darstellt. Ein Unternehmensanleiheportfolio sollte aus vielen unterschiedlichen Anleihen bestehen, um das Kursänderungsrisiko zu reduzieren. Dies kann durch Einzeltitel erfolgen oder durch den Kauf eines Anleihefonds. Wichtig ist auch, wie hoch der Investitionsbetrag ist, da beim Kauf auch häufig Mindestgebühren anfallen. Dies kann die Rendite bei einem kleinen Investment erheblich reduzieren. Eine kostengünstige Alternative kann auch der Kauf eines Anleihe-ETFs sein.
Frage: Ich bin 67 Jahre alt und möchte eine Summe von einer Million Euro wieder anlegen. Ist eine Festgeldanlage vor dem Hintergrund von steigender Inflation die bessere Wahl oder eine Anleihe?
Popp: Kurzfristig werden wir im Geldmarktbereich noch mit niedrigen Zinsen in der Eurozone rechnen müssen. Die Sparzinsen bleiben daher vorerst niedrig. Trotz der Liquiditätsschwemme und der geldpolitischen Rettungsaktionen der Zentralbanken – auch mit dem Rückkauf von Staatsanleihen – gibt es wenig, was darauf hindeutet, dass Sie mit Inflationsgefahr rechnen müssen. Die Zinsen bleiben damit wahrscheinlich länger auf tiefem Niveau, als die Marktteilnehmer aktuell erwarten. Als Alternative zum Festgeld können Sie erwägen, ob Sie nicht einen bestimmten Betrag Ihres Vermögens in renditestärkere Unternehmensanleihen investieren wollen.
Frage: Derzeit wird von einem weiterhin schwächeren Greenback ausgegangen. Wird diese Entwicklung noch weitergehen?
Popp: Währungsentwicklungen sind am schwierigsten zu prognostizieren. Aktuell hat der US-Dollar die Unterstützungslinie von 1,50 US-Dollar für einen Euro durchbrochen, und der Dollar wird schwach, wenn die Aktienmärkte steigen. Betrachtet man die fundamentalen Fakto-
ren des Euro/US-Dollar-Währungspaars – steigend e Staatsverschuldung, Notenbankpolitik, Wirtschaftswachstum, US-Dollar als Leitwährung –, so ist die Bilanz ausgewogen. Umfragen bei den Marktteilnehmern haben ergeben, dass die Portfolios allerdings bereits auf einen schwächeren US-Dollar ausgerichtet sind. Damit steigt das Rückschlagspotenzial. Aktuell empfehlen wir eine vorsichtige Positionierung in US-Dollar und halten andere Assetklassen für ertragbringender.
„Discountzertifikate werden wieder interessanter.“
Frage: Ich möchte eine größere Summe längerfristig anlegen und dabei weg vom Aktienmarkt. Meine Überlegungen gehen in Richtung Geschlossene Farm-, Agrarboden- oder Infrastrukturfonds. Was halten Sie davon?
Thaler: Das sind alles hochinteressante und zukunftsrelevante Themen, die globale Megatrends bedienen: Bei Farm- und Agrarbodenfonds etwa die Ressourcenknappheit bei einer steigenden Weltbevölkerung, bei Infrastrukturfonds das asiatische Wirtschaftswachstum. Grundsätzlich bin ich von allen drei Themen langfristig überzeugt. Problematisch ist allerdings, dass es sich dabei um geschlossene Produkte handelt. Das heißt, Sie kommen nicht so schnell wieder aus diesen Fonds heraus. Wenn Sie doch vorzeitig verkaufen müssen, haben Sie das Risiko, dass Sie für Ihre Anteile eventuell keinen guten Preis bekommen.
Frage: Ich bin 85 Jahre alt und halte einige Discountzertifikate. Soll ich diese jetzt verkaufen?
Halver: Discountzertifikate werden wieder interessanter, da die Hausse an den Aktienmärkten nicht in Form der bisherigen Einbahnstraße weitergehen wird. Es wird schwankungsanfälliger. Dann aber haben Zertifikate ihre Berechtigung über den Risikopuffer nach unten, der bei Discountern ja über den günstigeren Einstieg gegeben ist. Und dann bringen sie auch schöne Renditen, wenn der Markt nur seitwärts läuft.
Lesen Sie auf der nächsten Seite die ausgewählten Empfehlungen der Experten.
Ausgewählte Empfehlungen
DAX-ETF
Alle wollen den DAX schlagen, nur die wenigsten schaffen das allerdings. Da die Dividenden eingerechnet werden, ist das deutsche Börsenbarometer den meisten internationalen Indizes überlegen. Mit einem ETF, beispielsweise vom Anbieter Comstage, haben Anleger die Gewissheit, immer eine marktgerechte Performance zu erzielen (ISIN: LU 037 843 873 2).
China-Fonds
Asien wurde von der Krise wesentlich schwächer getroffen als die westlichen Industrieländer. Insbesondere China überzeugt bereits wieder mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Mit dem Baring Hong Kong China (IE 000 486 688 9), einem der erfolgreichsten China-Aktienfonds, setzen Anleger breit gestreut auf die Fortsetzung dieser Wachstumsstory.
Eigenheim
Als Rentner mietfrei wohnen – eine der besten Möglichkeiten, fürs Alter vorzusorgen. Da bei anziehender Inflation vor allem Sachwerte profitieren, sind Immobilien ein unverzichtbarer Bestandteil der Vermögensplanung. Bei selbst genutztem und in absehbarer Zeit schuldenfreiem Wohneigentum gilt das alte Sprichwort: Eigener Herd ist Gold wert.
Dividenden-ETF
Unternehmen mit hoher Dividendenrendite sind in der Regel ertragsstark. Das schützt sie in konjunkturell schwierigen Phasen. Für 2010 könnte ein solches Investment von Vorteil sein. Günstig und gut diversifiziert geht das mit dem Lyxor ETF DJ Stoxx Select Dividend 30 (FR 001 037 860 4), der in 30 europäische Unternehmen mit Topdividendenrendite anlegt.
Rohstoffe
Der industrielle Aufschwung der Schwellenländer wie Brasilien und China dürfte die Nachfrage nach Industriemetallen wie Eisenerz, Kupfer und Nickel befeuern. Ein ausgezeichnetes Investment hierfür ist der BGF World Mining (ISIN: LU 007 505 655 5). Achtung: Fondsmanager Evy Hambro investiert nur in aussichtsreiche Bergbautitel, nicht aber in Ölwerte.
Inflationsgeschützte Anleihen
Der LGT Bond Fund Global Inflation Linked (ISIN: LI 001 775 553 4) investiert in inflationsgeschützte Anleihen. Vorteil: Diese Anleihen bieten neben fixen Kuponzahlungen variable Zinsaufschläge, die sich nach der Höhe der Inflationsrate richten. Ein ideales Instrument, um sein Kapital vor einer möglichen Teuerung zu schützen.
Infrastruktur
In den Bau und die Verbesserung von Verkehrswegen und Energienetzen werden sowohl in den Schwellenländern als auch in den Industrienationen künftig Milliarden gepumpt. Mit dem börsennotierten Indexfonds db x-trackers S & P Global Infrastructure ETF wird auf die wichtigsten Infrastrukturunternehmen weltweit gesetzt (ISIN: LU 032 225 322 9).
Aktien weltweit
Ein empfehlenswertes Basisinvestment ist der Carmignac Investissement (ISIN: FR 001 014 898 1), der seit Jahren beständig gute Ergebnisse liefert. Der Fonds mit der Note 2 investiert weltweit in aussichtsreiche Unternehmen. Vorteil: Es werden nicht nur Titel aus den Industriestaaten, sondern auch aus den Schwellenländern im Portfolio berücksichtigt.
Schwellenländer-Anleihen
Emerging-Market-Bonds in lokaler Währung bieten dank Kurs-und Währungsgewinnen gleich zwei Renditechancen. Zudem sind die Anleihen mit den Aktienmärkten wenig korreliert. Der Julius Bär Local Emerging Bond Fund (ISIN: LU 025 606 388 3) ist ein Topfonds in diesem Segment.
Hedgefonds
Von Trends auf allen Märkten profitieren – das macht Managed-Futures-Fonds zu einem idealen Instrument der Portfolioabsicherung in schwierigen Zeiten. Der Dachhedgefonds HI Varengold CTA Hedge (ISIN: DE 000 532 138 4) gehört zu den besten hierzulande.
Robert Halver, Baader Bank
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. Mit Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kolumnist und Börsenkommentator.
Simon Thaler, Wilhelm von Finck AG
Thaler studierte an der Bankakademie München und schloss als Bankfachwirt ab. Danach arbeitete er als Portfoliomanager bei der Deutschen Bank. Ende 2000 wechselte er zur Wilhelm von Finck AG und ist dort als Portfoliomanager in der Abteilung Aktien und alternative Investments beschäftigt. Neben der Kundenbetreuung umfasst sein Aufgabengebiet das weltweite Fonds- und ETF-Research sowie die Themen Nachhaltigkeit, Klimawandel und Infrastruktur. Zusätzlich ist Simon Thaler für die Analyse der Region Asien zuständig.
Doris Popp, Wilhelm von Finck AG
Die studierte Betriebswirtin arbeitete für die Südwestdeutsche Landesbank in Stuttgart, bevor sie 1991 zur Valor Vermögensberatungsgesellschaft – der Rechtsvorgängerin der Wilhelm von Finck AG – wechselte. Seit 2008 ist Doris Popp als Abteilungsleiterin für das Assetmanagement im Anleihebereich verantwortlich.
Patrick Wittek, Fonds Laden
Der zertifizierte Fondsberater arbeitet seit dem Jahr 2002 beim Fonds Laden. Zu seinen Aufgaben bei der Vermögensverwaltung gehört die Erstellung fondsbasierter Depotlösungen für Privatanleger. Zudem ist Wittek Mitglied im Anlageausschuss vermögensverwaltender Dachfonds des Fonds Laden.