Zombieland

Die Lage auf dem Immobiliensektor in den USA hat sich in den vergangenen Monaten von ohnehin sehr niedrigem Niveau weiter verschlechtert.
Laut Zillow, einer Firma, die Informationen zum Wohnungsmarkt in den USA liefert, sind die Häuserpreise im Jahresvergleich zuletzt um acht Prozent gesunken. Zudem hat sich die Zahl an Hausbesitzern, deren Kredit unter Wasser ist (der Wert des Hauses also unter der Kreditsumme liegt) auf 28 Prozent erhöht - ein neuer Rekord. Auch die offiziellen Daten geben Anlass zur Sorge. Im April gingen die Baubeginne- und Baugenehmigungen deutlich zurück und notieren nur knapp über ihren historischen Tiefs.
Geldverschwendung
Die US-Regierung hat laut Schätzungen zwischen 2008 und 2010 rund 22 Milliarden Dollar in die Wiederbelebung des Immobiliensektors gesteckt. Damit wurde der Abwärtstrend zeitweise gestoppt. Eine Trendwende wurde aber nicht erreicht, das Geld muss daher als gigantische Verschwendung gesehen werden. Dabei ist der Immobiliensektor für die Gesamtkonjunktur wichtiger, als es auf den ersten Blick scheint. Bei der Berechnung des BIP macht der Häusermarkt nur einige Prozentpunkte aus. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind wegen des Multiplikatoreffekts aber viel größer: Wer in ein Haus investiert, kurbelt neben der Bau- auch die Stahl- und Holzindustrie an. Dazu werden elektrische Leitungen, Möbel, Teppiche, Heimelektronik und vieles mehr benötigt. Darüber hinaus zeigt die Finanzkrise 2008, dass ein Preisrückgang bei Immobilien eine konjunkturelle Abwärtsspirale in Gang setzen kann: So drohen bei Banken zusätzliche Abschreibungen, diese wiederum führen zu einer geringeren Kreditvergabe, damit Pleiten in der Realwirtschaft und so erneuten Abschreibungen.
Abschreckendes Beispiel
Abschreckendes Beispiel für die Folgen eines Immobiliencrashs ist Japan. Seit dem Platzen der Blase 1990 sitzen die Finanzinstitute auf riesigen Buchverlusten, die ihr gesamtes Geschäft lähmen. Etliche Banken siechen wie Zombies vor sich hin: Nicht tot, aber auch nicht in der Lage, sich aus dem Schlamassel zu befreien. Laut Zillow gibt es in den Vereinigten Staaten 16,3 Millionen Haushalte, die mit ihren Schuldentilgungen im Rückstand sind. Alle diese Haushalte müssen sparen und fehlen der Wirtschaft für den ersehnten Aufschwung: Damit drohen die Vereinigten Staaten zu einem Land mit einer Vielzahl von „Zombie-Hausbesitzern“ zu werden.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.