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Insolvenz: Versicherer Astra in Schieflage

12.09.15 05:00 Uhr

Insolvenz: Versicherer Astra in Schieflage | finanzen.net

Der rumänische Anbieter Astra ist pleite, die deutsche Niederlassung steckt in Turbulenzen. Verbraucherschützer raten zu einem schnellen Wechsel.

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Deutschland erlebt offenbar die erste Schief­lage eines Versicherers seit fünf Jahren. Wie die rumänische Finanzaufsicht ASF mitteilte, ist der heimische Anbieter Astra pleitegegangen. Schon vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass die deutsche Tochtergesellschaft Astra Versicherungen in schweren Turbulenzen steckt.

Astra hatte Anfang 2014 hierzulande den Geschäftsbetrieb aufgenommen und ausschließlich Sachversicherungen verkauft - unter anderem Privathaftpflicht-, Hausrat- und Wohngebäudepolicen. Laut Stiftung Warentest wurden insgesamt etwa 6000 Verträge geschlossen. Nach Ansicht der Verbraucherschützer sollten sich Kunden so schnell wie möglich einen neuen Versicherungsschutz suchen.

Dies sei trotz der unübersichtlichen Lage rechtlich unproblematisch, weil viele As­tra- Policen - als Besonderheit am deutschen Markt - täglich kündbar sind. Der Versicherer Die Bayerische und der Versicherungsgroßhändler Degenia haben bereits angeboten, Kontrakte zu übernehmen. Im Gegensatz zu Lebens- und privaten Krankenversicherern gibt es in Deutschland keine Auffanggesellschaft für insolvente Sachversicherer. Der letzte Zusammenbruch in dieser Sparte passierte 2010, als der niederländische Anbieter IIC mit seinen Marken Ineas und Ladycar Online insolvent wurde.

Fragen zu Astra müssen Kunden laut einer Mitteilung der deutschen Finanzaufsicht Bafin entweder direkt an die rumänische Aufsicht stellen oder über die Bafin weiterleiten lassen. Ein Behördensprecher sagte, dass Astra Deutschland "der alleinigen Finanzaufsicht" der ASF unterstehe. "Insofern darf die Bafin nichts veranlassen."

Die ASF hat einen Fonds für Astra-Kunden eingerichtet, der Ansprüche von etwa 100 000 Euro pro Versichertem abdecken soll. Formulare in englischer Sprache sind auf der Internetseite asfromania.ro herunterzuladen. Für deutsche Kunden könnte das relevant werden, wenn Schäden zu bezahlen sind.

Anfragen von €uro am Sonntag bei der rumänischen Astra blieben unbeantwortet. Auch bei Astra Versicherungen ist kein Ansprechpartner erreichbar. Frank Löffler, laut Homepage der Geschäftsführer, sagte bereits im August dem Branchendienst versicherungsbote.de, er habe fristlos gekündigt. Als Gründe nannte er Gehaltsforderungen und Kommunika­tionsprobleme mit der Mutterfirma. Auch alle Mitarbeiter hätten sich inzwischen andere Arbeitgeber gesucht.

Die rumänische Astra stand seit Anfang 2014 unter Zwangsverwaltung der Wirtschafts­prüfungsgesellschaft KPMG. Begründung: Das Unternehmen habe zu wenig Kapital. Nun startete die ASF ein Insolvenzverfahren.

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