Zwischen Fluch und Segen

Elektroautos: Lösung oder Problem?

23.04.23 16:21 Uhr

Elektroautos: Lösung oder Problem? | finanzen.net

Elektromobilität steht im Allgemeinen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, doch welche Bedingungen für den Erfolg von E-Autos erfüllt werden müssen und inwiefern nötige Maßnahmen die Umwelt schädigen könnten, ist weniger bekannt. Ob E-Mobilität die langfristige Lösung für Klimaschutz und Sauberkeit ist, steht zur Debatte.

E-Mobilität, die ökologische Lösung?

Aufgrund globaler Erwärmung herrscht in Deutschland seit einigen Jahren ein intensiveres Bewusstsein für Umweltschutz und Nachhaltigkeit als in den Jahrzehnten zuvor. Neben Ökostromanbietern profitieren auch Hersteller für Elektromobilität vom aktuellen Umweltbewusstsein der Verbraucher.
Auch wenn E-Autos juristisch als Zero-Emssion-Fahrzeug deklariert werden, sind sie in der Regel für mehr CO2-Ausstoß verantwortlich als allgemein bekannt. Im Zuge der Gesprächsrunde "Zukunft Auto, Umwelt und Mobilität" der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat der ehemalige Forschungsarbeiter bei VW, Dr. Alfred Hartung, in einem Vortrag die Nachhaltigkeit von Elektroautos in Frage gestellt.

Warum E-Mobilität keine Lösung darstellt

Dass E-Autos keine Lösung für weniger Verkehr und Parkmöglichkeiten liefern, ist offensichtlich. Ein Elektroauto verursacht Stau und benötigt Parkflächen gleichermaßen wie ein Fahrzeug mit Ottomotor. Des Weiteren verursachen E-Autos durch Rollgeräusche vergleichbaren Lärm, da heutige Verbrennungsmotoren in der Regel nur noch minimal Lärm erzeugen. Dementsprechend ist E-Mobilität diesbezüglich keine Lösung.
Der Bundestagsabgeordnete a.D. und Sachbuchautor Winfried Wolf schilderte in einem Gespräch mit dem SR, dass die Forderung der Autolobby, Elektromobilität in Deutschland zu etablieren, hauptsächlich wirtschaftliche Hintergründe habe und zu volleren Straßen führe. Umweltschonende Maßnahmen seien nur Vorwand, denn konkrete Pläne die vorhandenen Fahrzeuge zu ersetzen gebe es keine.
Weitere logistische Probleme würde die Versorgung der Elektrofahrzeuge mit Strom verursachen. Wären die 47,1 Millionen in Deutschland zugelassenen Personen-Fahrzeuge von heute auf morgen E-Autos, so gäbe es nicht ausreichend Lademöglichkeiten für diese, die Folge wären teure Investitionen.
Das Hauptargument, eine bessere CO2-Bilanz durch Elektromobilität zu erreichen, würde sich aufgrund von erhöhter Rohstoffförderung nur minimal bewahrheiten, argumentiert Hartung weiter. Die Jahresförderung von Nickel, Kobalt und Lithium wären bei der Produktion von 11,8 Millionen Elektrofahrzeugen (25 Prozent der aktuell zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland) jeweils ungefähr 50, 50 und 250 Prozent höher als beim momentanen Verbrauch. Außerdem werden E-Autos vom Verbraucher häufig als zusätzliches Fahrzeug angeschafft und wären dementsprechend neben den vorhandenen Verbrennungsfahrzeugen eine zusätzliche Belastung.
Laut Hartung sollte der Verbraucher für kurze und mittlere Distanzen weiterhin auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder setzen, anstatt ein Elektrofahrzeug anzuschaffen.

Wie E-Mobilität zur Lösung werden kann

In einem Interview mit der Wetterauer Zeitung befürwortet Umweltschützer und Physiker Dr. Werner Neumann Elektrofahrzeuge und sieht diese als Zukunft der Mobilität. Neumann betont, dem Bund ginge es nicht um "Elektro- SUVs", vielmehr um die Vorteile des E-Scooters, Elektrofahrrads, E-Autos und der Bahn. Zusätzlich würde E-Mobilität Deutschland unabhängiger von Energieimporten machen.
Neben geringerem Aufwand in der Herstellung, ist der Elektroantrieb ungefähr zehnmal effizienter als der Ottomotor, in welchen man viermal mehr Energie investieren muss. Denn "der Elektroantrieb hat einen Effizienz-Vorteil: Von der Batterie bis zum Antrieb ans Rad hat man kaum Verluste" laut Neumann. Dem Argument, durch die Herstellung der Batterien für E-Mobilität würden die CO2-Emissionen steigen, entgegnet Neumann, ein E-Auto würde den Mehraufwand nach 20.000 Kilometern Fahrstrecke wieder ausgeglichen haben.

Fazit

Bei der Debatte um pro oder contra Elektromobilität gibt es jeweils Argumente und Gegenargumente. Wie die Entsorgung bzw. das Ersetzen von Diesel- und Benzinfahrzeugen ablaufen könnte, ist aktuell noch nicht ausgereift, ebenso wenig wie die fehlende Ladeinfrastruktur, sollte die Zahl der zugelassenen Elektrofahrzeuge steigen. Dennoch könnten E-Autos und Elektromobilität laut Neumann eine langfristige Lösung für das Eindämmen der CO2-Emissionen und die damit verbundene Erderwärmung darstellen.
Um von den Vorteilen der nachhaltigen Fortbewegung langfristig und ergiebig profitieren zu können, sind jedoch technologische Fortschritte und infrastrukturelle Maßnahmen nötig.

Henry Ely / Redaktion finanzen.net

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