Zeitenwende

Fachkräftemangel: Deutsche Finanzbranche befragt junge Menschen nach ihren Bedürfnissen

15.02.23 21:42 Uhr

Fachkräftemangel: Deutsche Finanzbranche befragt junge Menschen nach ihren Bedürfnissen | finanzen.net

Deutschland droht nach Einschätzung der staatlichen Förderbank KfW wegen des Fachkräftemangels eine Zeitenwende. Auch die Finanzwirtschaft befindet sich im sogenannten "War for Talents" und startete deshalb eine Online-Konsultation, um junge Leute nach ihren Wünschen auf dem Arbeitsmarkt zu befragen.

Das Fehlen von Fachkräften behindert laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereits die Geschäftstätigkeit von jedem zweiten Unternehmen. Hinzu komme, dass die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigem seit 2012 jährlich nur noch um 0,3 Prozent wachse. Bleibe das Produktivitätswachstum derart schwach und verstärke sich der Rückgang des inländischen Fachkräfteangebots, bedeute dies eine Zeitenwende: "Deutschland träte noch in diesem Jahrzehnt in eine Ära anhaltend stagnierenden, womöglich schleichend schrumpfenden Wohlstands ein", zitiert die dpa.

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Fachkräftemangel droht sich zu verschlimmern

Dieses Problem dürfte sich gemäß einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in den kommenden Jahren in vielen Bereichen weiter verschärfen. So litten im Jahr 2021 unter den 1.300 untersuchten Berufsgruppen gut 400 an Personalnot und bis 2026 werde das auf knapp 560 steigen. "Der Fachkräftemangel breitet sich also auf weitere Berufe aus", heißt es laut dpa in der Studie.

Ein wesentlicher Grund für den Fachkräftemangel ist der IW-Studie zufolge, dass die Babyboomer, also die besonders geburtenstarken Jahrgänge, nach und nach in Rente gingen. Zugewanderte Arbeitskräfte allein könnten diese Lücke nicht schließen, zumindest nicht beim aktuellen Tempo der Zuwanderung.

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Finanzwirtschaft kämpft mit Mangel an Fach- und Nachwuchskräften

Auch die deutsche Finanzwirtschaft - also Privatbanken, Sparkassen, Volksbanken, Versicherungen, Bausparkassen, FinTechs etc. - ist vom Fachkräftemangel betroffen. Dabei ist aufgrund von Herausforderungen wie der nachhaltigen Transformation oder der Digitalisierung der langfristige Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern immens groß.

Um im "War for Talents" besonders junge Menschen besser ansprechen zu können, startete die Arbeitsgemeinschaft deutscher Finanzplätze Germany Finance zusammen mit Make.org eine Online-Konsultation unter dem Leitspruch "Was soll die deutsche Finanzbranche tun, damit mehr junge Menschen Lust haben, in diesem Bereich zu arbeiten?" Durch die bundesweite Befragung sollen die Erwartungen, Meinungen und Wünsche von rund 30.000 jungen Menschen zwischen 15 und 35 Jahren in Erfahrung gebracht werden. In einer ersten Phase können die Teilnehmenden zunächst Vorschläge einreichen, was die deutsche Finanzbranche tun kann, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. In der zweiten Phase können die Teilnehmenden dann bis zum 12. März 2023 über die zuvor eingereichten Vorschläge abstimmen.

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Was wird dadurch bewirkt?

Wenn die Ergebnisse dann erst ausgewertet und aufbereitet sind, sollen die Top-Prioritäten der jungen Menschen in den Netzwerken der Finanzbranche weiter verbreitet werden, um dort schließlich Veränderungen zu bewirken. So sollen die Umfrage-Teilnehmer die Gelegenheit erhalten, zusammen mit Experten aus Politik, Wirtschaft und der Finanzbranche die Prioritäten zu konkreten Handlungsempfehlungen weiterzuentwickeln. "Die unter dem Dach von Germany Finance agierenden deutschen Finanzplätze stellen sicher, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre Handlungsempfehlungen der Konsultation aufgegriffen und umgesetzt werden können", heißt es bei Make.org.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: baranq / Shutterstock.com