Quiet Vacationing: Eingeloggt Urlaub machen - Ein neuer Trend aus den USA
Am Strand liegen, schwimmen gehen und im Homeoffice online sein, aber nicht arbeiten. Ein neues Phänomen greift in den USA um sich. Sollte sich das Führungspersonal in Deutschland Sorgen machen?
Was ist "Quiet Vacationing" und wer sind die größten Sünder?
Nach "Quiet Quitting" etabliert sich jetzt ein neuer Trend in den USA: "Quiet Vacationing". Gerade in den USA, die entgegen den Staaten in der EU, Nachbarland Kanada, oder Partnern wie Japan und Australien, keinen gesetzlichen Urlaubsanspruch haben, versuchen einige Arbeitnehmer, auf anderem Weg an Erholungs- und Ferientage zu kommen. Laut dem U.S Bureau of Labor Statistics kommen US-Amerikaner im Schnitt auf 15 Urlaubstage im Jahr. Statt Urlaub zu nehmen, wird immer häufiger jedoch der Laptop aus dem Homeoffice auf Kurztrips mitgenommen und es werden dann Meetings am Strand, oder im Hotelzimmer wahrgenommen. Die Arbeit wird entweder auf ein Minimum reduziert, oder es wird lediglich der Anschein erzeugt, dass man am Arbeiten ist.
Der Grund unter anderem: Angestellte in den USA haben Angst, dass sie durch Urlaubsanfragen ihre Karriere behindern (15 Prozent) und etwa die Hälfte (49 Prozent) werden nervös, wenn sie Urlaub anfragen. Das und mehr kam bei einer Umfrage von "The Harris Poll" in den USA heraus. Dabei wurden 1.170 Vollzeitbeschäftigte zu verschiedenen Themen der Arbeitskultur befragt. 31 Prozent der Befragten gaben an, schon einmal die Maus bewegt zu haben, um online im System zu erscheinen. Bei den über 60-Jährigen waren es allerdings nur 21 Prozent. Unangekündigt freigemacht und trotzdem eingeloggt gewesen zu sein, gaben 28 Prozent zu. Auffällig war, dass der Anteil bei den 28- bis 41-Jährigen deutlich höher war als bei anderen. Unter den Millennials (28 bis 41-Jährige) gaben 38 Prozent an, die Maus bewegt zu haben, nur um online zu bleiben und 37 Prozent gaben zu, blau gemacht zu haben, obwohl sie offiziell am Arbeiten waren.
So lange die Arbeit getan wird, keine Konsequenzen?
In Deutschland werden Arbeitnehmer für ihre Arbeitszeit bezahlt. Das Vortäuschen von Arbeit, obwohl man eigentlich Urlaub macht, stellt einen Arbeitszeitbetrug dar, welcher auch eine fristlose Kündigung nach sich ziehen kann. Homeoffice ist auch nicht gleich Homeoffice. Zu unterscheiden ist in Mobile Arbeit und Telearbeit. Telearbeit beschreibt das klassische Homeoffice, bei dem der Arbeitgeber ein Büro im Zuhause des Arbeitnehmers einrichtet. Dabei gelten die gleichen Arbeitsschutzgesetze wie im Büro. Mobile Arbeit hingegen ist das Arbeiten von überall. Andere Arbeitgeber setzten voraus, dass man sich innerhalb Deutschlands in das virtuelle Büro einloggt. Unterschiedliche Gesetzeslagen im Ausland, wenn Arbeit nicht mehr im Heimatland verrichtet wird, bergen nämlich Tücken für diejenigen, die Homeoffice mit einem Kleinurlaub kombinieren wollen.
Arbeitskultur in den USA und Deutschland nicht zu vergleichen
Ein Umstand der die USA zu Deutschland unterscheidet: die Urlaubskultur. In den USA ist es teilweise mit sehr viel Stress verbunden, Urlaub zu beantragen und diesen genehmigt zu bekommen, was viele Arbeitnehmer daran hindert, ihre mit dem Arbeitgeber vereinbarten Urlaub zu nutzen. 78 Prozent der Befragten von "The Harris Poll" gaben an, ihr Urlaubskontingent nie vollständig auszuschöpfen. Die Angst, karrieretechnisch benachteiligt zu werden, sei zu hoch. Privates und Berufliches wird in den USA, im Gegensatz zu Deutschland, wenig bis gar nicht getrennt. Daher scheint es unwahrscheinlich, dass das gleiche Ausmaß an "Quiet Vacationing" wie in den USA auch in Deutschland also möglich ist.
Redaktion finanzen.net
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