Tricks im Einzelhandel: So verführen Rewe, Edeka & IKEA zum Kauf
Sie läuft beinahe in jedem Laden: Hintergrundmusik, die das Einkaufserlebnis untermalt. Ob im Supermarkt, Modegeschäft oder in Restaurants, kaum irgendwo sind Konsumenten vor der permanenten Beschallung noch sicher. Die Musik ist ein Marketing-Kniff der Unternehmen, um die Kunden zu noch mehr Käufen zu verführen.
Der Instore-Radioanbieter musik2biz hat hierzu eine Studie durchgeführt, um aufzudecken, wie das Einkaufsverhalten von Kunden mit Hintergrundbeschallung tatsächlich beeinflusst wird. Die meisten Umfrageteilnehmer gaben an, dass Musik das Einkaufserlebnis angenehmer mache, ihre Stimmung mit Hintergrundmusik steige und sie sich verbunden fühlen würden. Doch bei Weitem nicht jeder ist begeistert von der Akustik in Läden, einige sehen die Dauerbeschallung auch als lästig an. Und doch überwiegen die positiven Folgen, die die Musik für den Umsatz der Unternehmen hat.
Bei hoher Besucherdichte schnelle, bei wenig Besuchern langsame Musik
Wenn die Besucherdichte in einem Laden hoch ist, kaufen die Kunden im Schnitt weniger ein, gibt musik2biz eine Instore-Musik-Studie wieder. Wenn dazu allerdings schnelle Musik läuft, wird der Effekt bereinigt und Kunden kaufen wieder mehr. Bei einer hohen Kundendichte ist folglich schnelle Musik angebracht, um den Kunden zum vermehrten Kauf anzutreiben.
Wenn wenig im Laden los ist, läuft hingegen eher langsamere Musik. Dadurch werden Kunden dazu gebracht, länger im Laden zu verweilen und so dann eben doch noch öfter zuzugreifen. Langsame Musik in Moll soll außerdem noch höhere Umsätze erzielen als langsame Musik in Dur.
Denselben Effekt erläuterte auch die Junior-Professorin für Marketing und Handel an der Universität Köln, Monika Imschloß, gegenüber der dpa. "Mit Musik kann man viel erreichen. Wenn man langsame Musik spielt, bleiben die Leute länger." Auch könne beispielsweise durch das Spielen von französischer Musik der Verkauf von französischem Wein angekurbelt werden.
Eigene Radiosender für Instore-Musik
Klar, dass sich viele Läden diese Effekte zunutze machen, um ihre Umsätze zu steigern. Es gibt eigene Einkaufsladen-Radiosender, die darauf abgestimmt sind, mit ihrer Musik die Kunden zu beeinflussen. So beispielsweise Radio P.O.S., das unter anderem bei Obi, Fressnapf oder Deichmann gespielt wird, oder Echion, dessen Klänge bei Real, IKEA, Kik und Tacco laufen.
Ziel der Radiosender sei es hierbei immer, die Kundenbindung zu stärken. So möchte Radio P.O.S. unter anderem den Kaufimpuls und das Gefühl der Kunden steigern, dass sie gerne wieder herkommen. Auch bei Echion setzt man darauf, eine positive Atmosphäre für die Kunden zu schaffen. Wenn es im Laden still wäre, erzeuge das eher Unruhe und man fühle sich mehr beobachtet, zitiert die dpa Stephan Dewes, Programmchef von Echion.
Wohlfühlatmosphäre schaffen
Auch Rewe hat einen eigenen Radiosender - Radio Max - der nicht nur in den Rewe- und Penny-Filialen läuft, sondern auch bei anderen Händlern gespielt wird. Programmdirektorin Claudia Herbst spricht davon, dass das Einkaufen oft eine hektische Angelegenheit sei. Deshalb müsse man den Kunden "abholen und entschleunigen - eine Wohlfühlatmosphäre schaffen".
Zusätzlich könnten im Supermarktradio durch Werbesequenzen zusätzliche Kaufimpulse gesetzt werden, wodurch der Absatz durchschnittlich um gut 25 Prozent gesteigert werden könne, erklärte Herbst der dpa.
Ob man es als Kunde mag oder nicht, Musik in Läden kann man wohl nie ganz umgehen. Übrigens setzen bei Weitem nicht alle Supermärkte darauf, den Einkäufer mit Musik zu umgarnen: Bei Aldi und Lidl herrscht Stille in den Gängen.
Redaktion finanzen.net
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