Was verdient mein Kollege?

Dürfen Kollegen über ihre Gehälter sprechen?

09.09.24 06:30 Uhr

Verboten oder erlaubt? Die Wahrheit über Gehaltsgespräche unter Kollegen! | finanzen.net

Das Thema Einkommen ist in Deutschland immer noch besonders unbeliebt. Unabhängig ob privat oder bei der Arbeit, Arbeitnehmer sprechen nur in seltenen Fällen offen über das eigene Gehalt. Doch wäre es Arbeitnehmern überhaupt erlaubt das Einkommen öffentlich zu thematisieren, oder würden hierdurch Bedingungen des Arbeitsvertrags verletzt werden?

Arbeitnehmer schweigen bezüglich ihres Einkommens

Das Gehalt ist in Deutschland immer noch ein Tabuthema, ob im Privatleben oder bei der Arbeit, nur unter besonderen Umständen tauschen sich Arbeitnehmer über ihre Gehälter aus. Dabei wäre diese Information vor allem bei Gehaltsverhandlungen für den Arbeitnehmer äußerst profitabel, da er hierdurch seinen Verhandlungshebel signifikant verlängern könnte.

Dementsprechend ist das Wissen über das Gehalt des Kollegen von besonderem Interesse, weshalb viele Arbeitgeber eine Verschwiegenheitsklausel in die Arbeitsverträge einbauen, um den Austausch über das Einkommen unter Kollegen zu vermeiden. Doch aus arbeitsrechtlicher Sicht ist diese Klausel in vielen Fällen unwirksam und der Informationsaustausch wäre somit trotzdem rechtens.

Vertragliche Schweigepflicht ist häufig unwirksam

Auch wenn es bei Arbeitgebern populär sei, die Arbeitnehmer vertraglich zur Verschwiegenheit zu verpflichten, sei laut Jürgen Markowski, Fachanwalt für Arbeitsrecht, solch eine Klausel im Arbeitsvertrag unwirksam, wie er in einem Gespräch mit T-Online erklärte. Das bedeutet, der Informationsaustausch über das Einkommen unter Kollegen wäre demnach trotz besagter Klausel rechtlich gestattet.

Nur sofern der Arbeitnehmer ein "berechtigtes Interesse" bezüglich des Schweigens zum Ausdruck bringen könne, wäre eine solche Klausel gesetzlich wirksam. Wäre der Betriebsfrieden durch den Informationsaustausch gefährdet, würde die vertragliche Pflicht zur Verschwiegenheit in Kraft treten.

Doch auch in diesem Fall ist die Verpflichtung zum Schweigen nur schwer durchzusetzen, denn der Anspruch auf gerechte Einkommensverteilung innerhalb eines Betriebs wirkt rechtlich signifikanter, als die Arbeitgeberinteressen. "Wenn so etwas den Betrieb stören würde, sagt das ja schon einiges über die Gehaltsstrukturen insgesamt aus," ergänzte Markowski.

Entgelttransparenzgesetz stützt das Recht auf Gehaltsinformationen zusätzlich

Sofern Arbeitgeber jedoch auf das firmeninterne Betriebsgeheimnis verweisen, könne dies auch nur in den seltensten Sachverhalten rechtlichen Bestand haben. "Schließlich sprechen Angestellte in der Regel nur über ihr eigenes Gehalt, nicht über die komplette Gehaltsstruktur eines Unternehmens," führt Markowski aus. Daher würden dem Unternehmen keine Wettbewerbsnachteile gegenüber Konkurrenzkonzernen entstehen.

Zudem gilt seit der Verabschiedung des Entgelttransparentgesetzes in 2018, dass Arbeitnehmer den Anspruch auf Transparenz bezüglich der Gehälter haben. Dieses Gesetzt gilt in erster Linie, um geschlechtsspezifische Ungerechtigkeiten hinsichtlich der Gehälter für Arbeitnehmer ersichtlich zu machen.

Henry Ely / Redaktion finanzen.net

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