So viele unnötige Verpackungen gibt es bei Aldi, Lidl & Co.
Deutsche Discounter und Supermärkte haben noch immer ein riesiges Verpackungsmüllproblem. Der dritte Verpackungscheck der Deutschen Umwelthilfe zeigt, wo die Probleme liegen und welche Alternativen und Konsequenzen Abhilfe schaffen könnten.
Deutschland ist Spitzenreiter beim Verpackungsmüll
Mit 8,78 Tonnen Verpackungsverbrauch privater Endverbraucher - das sind rund 237 Kilogramm pro Kopf - gehört Deutschland in Europa zu den Spitzenreitern in Sachen Verpackungsmüll. Dies geht aus den Daten der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hervor. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, fordert in einer Pressemitteilung strengere rechtliche Vorgaben, um das in der EU-Verpackungsverordnung geltende verbindliche Abfallvermeidungsziel für Verpackungen zu erreichen. "Unser Verpackungscheck belegt im dritten Jahr in Folge: Zwischen nachhaltigen Werbeversprechen und Verpackungspraxis klafft bei Supermärkten und Discountern seit Jahren eine riesige Lücke", kritisiert Metz. Dabei ist ein deutlich effizienterer Umgang mit Ressourcen bereits heute möglich. Ein Anfang wäre der Umstieg auf Getränke in Mehrwegflaschen, unverpacktes Obst und Gemüse, Verpackungen aus Recyclingmaterial, komprimierte Deodorants oder konzentrierte Waschmittel.
Discounter schneiden schlecht ab
Die DUH hat von Januar bis Mai 2024 stichprobenartig 48 Filialen der zwölf größten Supermarkt-, Discounter- und Biohandelsketten in Deutschland geprüft. Analysiert wurde das Angebot anhand von vier Produktkategorien: Anteil unverpacktes Obst und Gemüse, Mehrweganteil am Getränkesortiment, Mehrweganteil für Frischmilch und Joghurt sowie Mehrweg-Befüllung an Frische- und Selbstbedienungstheken. Dabei konnte kein Discounter bei Abfallvermeidung und Ressourcenschonung überzeugen. Netto, Kaufland, Penny, Norma, Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd wurden im Verpackungscheck überwiegend negativ bewertet und erhielten die "rote Karte". Die beiden Vollsortimenter Rewe und Edeka bewegen sich mit jeweils einer gelben Karte im Mittelfeld. Nur die drei Bioketten im Test - Bio Company, Alnatura und Denns - erhielten im Gesamtergebnis eine grüne Karte und zeigen, dass weniger Verpackungen und mehr Mehrweg möglich und praktikabel sind.
Wenig Mehrwegoptionen verfügbar
Nach Angaben der DUH waren im Schnitt 66 Prozent des Obsts und Gemüses lediglich verpackt verfügbar - lose, unverpackte Optionen gibt es deutlich seltener. Abfüllstationen für trockene Lebensmittel gab es nur bei Bio Company und in einer Edeka-Filiale.
Mithin bieten Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl keine Mehrwegflaschen an; bei Norma sind es immerhin 21 Prozent. Mehrwegflaschen gibt es in Supermärkten und Discountern nur in etwa 30 Prozent der Fälle. Dabei schreibt das Verpackungsgesetz in Deutschland eine Mehrwegquote für Getränke von 70 Prozent vor - welche für den Handel allerdings nicht verbindlich ist.
Mithin bieten Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl, Norma und Penny nur Einwegoptionen für Frischmilch und Joghurt an. Mehrwegoptionen für Käse, Wurst, Salat und Kaffee gibt es bisher nur in Biomärkten oder speziellen Edeka- und Rewe-Filialen.
Gesetzliche Vorgaben können Mehrwegquoten erhöhen
DUH-Bundesgeschäftsführerin Metz weist darauf hin, dass gesetzliche Vorgaben die Mehrwegquoten erhöhen können, und nennt Frankreich als Positivbeispiel: Das Land wolle bis 2030 die Anzahl an Einweg-Plastikflaschen halbieren und habe über eine Verbotsregelung in den vergangenen zwei Jahren bereits 25 Prozent Plastik bei Obst und Gemüse eingespart. Das Umweltministerium in Deutschland müsse dringend nachziehen und verbindliche Mehrwegquoten für Getränke, auch für Milch und Wein, sowie eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf unökologische Einweg-Plastikflaschen, Dosen und Getränkekartons einführen, fordert Metz. Auch finanzielle Anreize, wie die Umlage der EU-Plastiksteuer auf verursachende Unternehmen, die Einführung einer Primärressourcensteuer für alle Verpackungsmaterialien sowie eine alleinige Steuer auf Kunststoffverpackungen, könnten zu weniger Verpackungsmüll beitragen, fügt sie hinzu.
M. Schausbreitner / Redaktion finanzen.net
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