E-Scooter - eher zum Vergnügen als für den Umweltschutz?
E-Scooter erobern nach und nach die Innenstädte Deutschlands. Doch leistet die als besonders umweltfreundlich gepriesene Alternative zum Auto wirklich einen Beitrag zum Umweltschutz?
Kleine Elektroroller auf den Straßen weltweit
In etlichen Städten der Welt sind die kleinen Elektroroller bereits im Straßenverkehr zu beobachten und auch in Deutschland sind die E-Scooter seit ein paar Wochen unterwegs. Mehrere Anbieter stellen die Leih-Roller bereits bundesweit in Städten zur Verfügung und auch für den Privatgebrauch kann man sie schon erwerben. Bislang wurden die Roller als saubere Mobilität anstelle von stinkendem Autoverkehr beworben, doch wie sieht die Klimabilanz aus, wenn man Produktion und die Lebensdauer miteinbezieht?
Der "Break Even Point"
Da wir bereits von den E-Autos wissen, dass die Ökobilanz bei einem elektrischen Fahrzeug nicht unbedingt positiv ausfallen muss, steht auch bei den E-Rollern die Frage im Vordergrund, wie viel Kohlendioxid bei der Herstellung und beim Aufladen der Roller erzeugt wird. Der Punkt im Lebenszyklus, an dem ein E-Auto im Vergleich zum Verbrenner klimafreundlicher wird, heißt "Break Even Point" und wird auf etwa 150.000 Kilometer geschätzt.
Um die Ökobilanz für einen E-Roller zu errechnen, fehlen jedoch die Daten und es gibt bisher keine Berechnung, die einen Vergleich zulässt. Ebenfalls gibt es bisher keine genaue Berechnung, die genau aufzeigt, wie lang die Lebensdauer der E-Roller ist. Klar ist nur, dass die Lebensdauer der E-Scooter sehr kurz ist. Die Verleihfirmen, die genau diese Frage beantworten könnten, wollen ihre Daten nicht preisgeben, so ist die bislang einzig bekannte Zahl, die von Alexander Jung von Agora Verkehrswende. Er vermutet, dass die Lebensdauer der Roller lediglich 4 Monate beträgt, berichtet der Bayrische Rundfunk. Die Zahl tauchte ebenfalls in einem Antrag von dem Elektroroller-Anbieter Lime für eine Lizenz in den USA auf.
Der Akku der E-Scooter in der Umweltbilanz
Der in die Elektroroller eingebaute Akku trägt erheblich zur Bewertung der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit bei. Zum einen werden vermutlich viele die Roller für kurze Strecken nutzen und statt zum Fahrrad (die üblicherweise mit Muskelkraft ins Rollen gebracht werden) zur bequemeren und vielleicht schnelleren, motorisierten Alternative greifen. Zum anderen enthält die verbaute Batterie Kobalt, Nickel und andere seltene Rohstoffe, deren Gewinnung häufig mit großen Umweltbelastungen einhergeht. Hinzu kommt, dass der Abbau bekanntlich in manchen Regionen unter unmenschlichen Bedingungen stattfindet. Zudem ist die Herstellung der Akkus sehr energieintensiv und im Hauptherstellerland China stammt bis heute ein Großteil der Energie noch immer aus Kohlekraftwerken.
Überzeugt der Recyclingprozess der Roller?
Wenn man über die Umweltbilanz spricht, ist auch der Recyclingprozess ein wichtiger Punkt. Da die Anbieter der Leih-Roller mit Investitionen nahezu überschüttet werden, dürften sie sich wenig an einer niedrigen Lebensdauer der Fahrzeuge stören. Der Müllberg an ausrangierten Geräten wird in absehbarer Zeit rasant wachsen, da die Anbieter geneigt sind, fehlerhafte oder beschädigte Roller einfach auszutauschen. Zwar gibt es in Deutschland Rücknahme- und Recycling-Richtlinien, diese sind aber oft unzureichend oder leicht zu umgehen. Das zeigt hierzulande auch schon der Umgang mit Elektroschrott und alten Autos. Mit einem neuen Fahrzeug für den Straßenverkehr, müssten auch neue Regeln für den Umgang und das Beseitigen festgelegt werden.
Auch wenn der E-Scooter bequemer erscheinen mag, ist es also möglicherweise ratsam, sich doch aufs Fahrrad zu schwingen, wenn es einem um den Umweltschutz geht.
Redaktion finanzen.net
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