Überschuldungsstatistik

So hoch stehen Überschuldete in Deutschland in der Kreide

27.12.19 21:18 Uhr

So hoch stehen Überschuldete in Deutschland in der Kreide | finanzen.net

Im Jahr 2018 wurden 571.467 Personen in Deutschland durch Schuldnerberatungsstellen beraten. Die durchschnittliche Schuldenhöhe dieser Leute lag bei 29.008 Euro. Die Überschuldungsstatistik des Statistischen Bundesamtes untersuchte die Hintergründe dieser Daten.

Die durchschnittliche Schuldenhöhe ist eine absolute Zahl, deren Aussagekraft bei alleiniger Betrachtung nur sehr gering ist. Je nach den individuellen Gegebenheiten klingen 29.008 Euro entweder viel oder wenig. Es ist daher sinnvoll, einen Vergleich mit dem durchschnittlichen Einkommen der Schuldner vorzunehmen. Als Resultat erhält man die Überschuldungsintensität. Diese lag bei dem untersuchten Personenkreis bei dem 27-fachen des durchschnittlichen Einkommens. Würden sie mit ihrem Geld ausschließlich die offenen Verbindlichkeiten tilgen, bräuchten sie 27 Monate, um schuldenfrei zu sein.

Schulden in Rheinland-Pfalz am höchsten

Laut den Angaben des Statistischen Bundesamtes weisen die Bundesländer unterschiedlich hohe Überschuldungsintensitäten auf. In Rheinland-Pfalz ist der Wert am stärksten ausgeprägt. Die Schulden der beratenen Personen überstiegen das durchschnittliche Einkommen um das 35-fache. Die geringste Überschuldungsintensität besitzen die Betroffenen in Mecklenburg-Vorpommern. Weshalb die Unterschiede auftreten ist nicht genau geklärt. An dem jeweiligen Einkommensniveau liegt es aber offenbar nicht, da dieses über die Bundesländer hinweg sehr ähnlich ist. Der Betrag der durchschnittlichen Schulden variiert jedoch vergleichsweise stark. In Rheinland-Pfalz betrug dieser 37.518 Euro, während es in Mecklenburg-Vorpommern lediglich 22.025 Euro waren.

Jeder Fünfte aufgrund von Arbeitslosigkeit überschuldet

Die Gründe für eine Überschuldung sind sehr vielseitig. In der Gesamtbetrachtung ist die Arbeitslosigkeit der häufigste Auslöser. Im Schnitt gibt jeder fünfte Schuldner an, aufgrund der Arbeitslosigkeit in eine prekäre finanzielle Situation gelangt zu sein. Weitere wesentliche Faktoren sind Trennungen, Scheidungen oder der Tod des Partners. Hinzu kommen noch Erkrankungen, Unfälle oder Drogensucht. Jedoch führt auch eine unwirtschaftliche Haushaltsführung in vielen Fällen zu einer Überschuldung. Darüber hinaus gibt es weitere Ursachen, wie zum Beispiel eine gescheiterte Selbstständigkeit oder ein längerfristiges Niedrigeinkommen.

Starke Unterschiede zwischen Alt und Jung

Im Hinblick auf die Hauptauslöser und die Gläubigerstruktur, bemerkte das Statistische Bundesamt einen deutlichen Unterschied zwischen jüngeren und älteren Schuldnern. Jede vierte überschuldete Person unter 25 Jahren ist aufgrund einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung in der finanziellen Misere. Bei den Personen über 65 Jahren ist das hingegen bei den wenigsten der Fall. Hier spielen vor allem Erkrankungen, Unfälle, Trennungen oder der Tod des Partners eine Rolle. Ebenso besitzen beide Gruppen zumeist unterschiedliche Gläubiger. Jüngere Schuldner haben größtenteils offene Verbindlichkeiten gegenüber Telekommunikationsunternehmen und öffentlichen Gläubigern (inklusive Finanzamt). Bei älteren Schuldnern handelt es sich dabei überwiegend um Kreditinstitute.

Redaktion finanzen.net

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