Webadressen als Investitionsobjekt: So lässt sich mit dem Domain-Verkauf Geld verdienen
Immobilien, Aktien, Fonds & Co. sind bekannte Investitionsobjekte - der Handel mit Domains hingegen muss seinen Weg in die Mitte der Gesellschaft erst noch finden. Dabei können auch mit Domains hohe Gewinne erzielt werden. Was bestimmt den Domain-Markt und welche Möglichkeiten haben Anleger?
Ebenso wie Immobilien, Aktien und andere Investitionsobjekte können Domains beim Wiederverkauf heutzutage große Erträge einbringen - denn beliebte Webadressen sind viel wert. So lag der Gesamtpreis der 100 größten Domain-Verkäufe 2020 dem aktuellen Global Domain Report zufolge bei 14,6 Millionen US-Dollar. Der Global Domain Report wird jährlich von den Spezialisten der Domain-Handelsplattformen InterNetX und Sedo veröffentlicht.
Nicht einfach irgendetwas kaufen: Anleger müssen wissen, welche Domains begehrt sind
Wer auf dem Domain-Markt, also beim sogenannten Domain-Selling, erfolgreich sein möchte, muss sich ein bisschen in die Thematik einarbeiten - denn Webadressen mit bestimmten Merkmalen sind ganz besonders viel wert. So spielt die TLD eine große Rolle. Die TLD ist der Teil der Domain, der nach dem Punkt, also am Ende der Webadresse, steht. Dem Report zufolge ist die TLD ".com" momentan am beliebtesten und damit auch am wertvollsten. 2021 im Auge behalten sollten Investoren den Autoren zufolge aber auch die folgenden TLDs:
- .web
- .trust
- .quest
- .box
- .deal
Es kommen also immer wieder neue TLDs hinzu, auf die spekuliert werden kann.
Neben der TLD ist laut Report auch der Mittelteil der Domain von großer Relevanz. So seien 2020 insbesondere ".com"-Domains mit zweistelligem Mittelteil beliebt gewesen. Domains mit mehrteiligem Mittelteil oder außergewöhnlichen Worten seien hingegen weniger wertvoll. Der Report fächert des Weiteren auf, welche Länder-TLDs (beispielsweise ".de" oder ".fr") mehr oder weniger wert sind. Zukünftige Anleger sollten sich vor der ersten Investition mit diesen Themen auseinandersetzen.
"bullish.com": 2020 wurde die teuerste Domain für 1,08 Millionen US-Dollar verkauft
Die fünf teuersten Domainverkäufe weltweit wurden 2020 mit den Webadressen "bullish.com" (1,08 Millionen US-Dollar), "engage.com" (803.025 US-Dollar), "nas.com" (720.000 US-Dollar), "oa.com" (607.406 US-Dollar) und "151.com" (415.000 US-Dollar) getätigt.
In dieser Preisklasse können kleine Investoren nicht unbedingt mithalten, doch das ist dem Portal t3n zufolge nicht weiter schlimm - auch der Erwerb mehrerer günstigerer Domains ist gewinnbringend, wenn man diese einzeln zu höheren Preisen wieder verkaufen kann. Dies bedeutet natürlich einen größeren Arbeitsaufwand als der Erwerb einer einzelnen, sehr wertvollen Domain.
Erwerben und weiterverkaufen können Anleger Domains auf Plattformen wie etwa die der Reportautoren InterNetX und Sedo. Es gibt aber unzählige weitere solcher Plattformen, unter denen jeder Investor seinen individuellen Favoriten finden muss. Der Verkauf kann entweder mit Festpreis, per Auktion oder auf Verhandlungsbasis getätigt werden, hierfür gibt es keine Vorschriften. Eine andere Möglichkeit der Profiterzeugung ist das sogenannte "Domain-Parking", bei dem der Besitzer einer Domain diese bis zum Wiederverkauf an einen vorübergehenden Nutzer sozusagen vermietet und so doppelt Einnahmen generiert.
Domains mit Markennamen können bei der Registrierung juristische Probleme bedeuten
Der Domain-Markt ist groß, Anleger müssen sich bislang keine Sorgen machen, keinen Kauf tätigen zu können: Denn neben den profitorientierten Investoren, die Wertsteigerungen ausnutzen möchten, tummeln sich Firmen auf dem Markt, die sich bestimmte Domains frühzeitig gesichert haben und nun aus verschiedenen Gründen doch weiterverkaufen. Diese Firmen gehören oft auch zu den Käufern der besonders beliebten Domains. So sind dem Report zufolge nur weniger als 50 Prozent aller registrierten ".com"-Domains wirklich in Gebrauch, die anderen warten auf den Wiederverkauf.
Beim Kauf einer Domain jedoch müssen Anleger vorsichtig sein - denn befindet sich ein Markenname in der Webadresse, könnte es bei der Registrierung später juristische Probleme geben, berichtet t3n. Anleger sollten also vor dem Kauf einer vielversprechenden Domain auch kurz ausschließen, dass bei der Registrierung juristische Schwierigkeiten aufkommen.
Prognosen der Experten: Wertsteigerung und weiterhin viele Neuregistrierungen auf dem Domain-Markt
Für das laufende Jahr 2021 geben befragte Experten im Global Domain Report verschiedene Einschätzungen bezüglich der Zahl der Neuregistrierungen von Domains: Rechnet Andreas Musielak, COO & Board Member der DENIC eG, mit einem Anstieg der Neuregistrierungen auf dasselben Niveau wie im Vorjahr 2020, erwartet der CEO der nic.at GmbH Richard Wein "für 2021 einen anhaltenden Anstieg der Domain-Registrierungen, vermutlich jedoch nicht so stark wie in 2020".
Soeren von Varchmin, CEO der NamesCon & CloudFest, erwartet eine Wertsteigerung im Jahr 2021 und erklärt gegenüber den Autoren des Reports: Die fortschreitende Digitalisierung "bedeutet, dass der Bedarf an Domains weiterhin groß sein wird. Und da die Kapitalkosten relativ niedrig sind, wird der Wert digitaler Assets wahrscheinlich weiter steigen".
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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