Wie verhalte ich mich richtig, wenn ein Kollege gekündigt wird?
Viele Arbeitnehmer haben schon einmal mitbekommen, dass ein Kollege gekündigt wurde. Aber wie verhält man sich in dieser Situation?
1. Weiterhin mit dem Kollegen reden
In vielen Fällen wissen Angestellte nach einer Kündigung nicht, wie sie mit dem Betroffenen weiterhin umgehen sollen. Das führt häufig dazu, dass Mitarbeiter sich zurückziehen, um nichts Falsches zu sagen. Aber gerade Ignoranz ist oft das Schlimmste, was einem Entlassenen widerfahren kann. Prof. Dr. Bernd Marcus erklärt dem Handelsblatt gegenüber: "Das tägliche Aufeinandertreffen ist eine Grundlage für die soziale Beziehung". Heutzutage ist es häufig so, dass Arbeitnehmer das Arbeitsleben und Privates mischen, aus Kollegen werden Freunde. Dieser Prozess wird auch Work-Life-Blending genannt, so der Diplom-Psychologe Swen Heidenreich. Wenden sich Kollegen also ab, läuft der Betroffene Gefahr, einen großen Teil seines sozialen Umfelds zu verlieren. Der Personalpsychologe Bernd Marcus erzählt dem Handelsblatt zudem, dass aber gerade dieses soziale Umfeld ehemaligen Mitarbeitern bei der Arbeitslosigkeit helfen kann.
2. Verständnis aufbringen und zuhören
Bei einer Kündigung kommen bei Betroffenen viele verschiedene Gefühle zusammen. Wut, Verzweiflung und Zukunftsängste können dazu führen, dass ein Entlassener seinen Gefühlen Luft machen möchte und gegen den Chef und das Unternehmen wettert. Hier gilt es Verständnis zu zeigen und den Kollegen zu unterstützen. Alleine zuhören bringt schon viel. Trotzdem muss eine gewisse Neutralität gewahrt werden, denn interne Unternehmensinformationen dürfen an den Gekündigten nicht mehr weitergegeben werden.
3. Nicht lästern
Egal ob der entlassene Kollege ein enger Mitarbeiter und Freund ist oder eher ein Bekannter - Lästern und das Verbreiten von Hörensagen-Informationen ist in dieser Situation für den Betroffenen nicht hilfreich, es macht es sogar noch schlimmer. Unwahre Gerüchte und Halbwahrheiten sind schnell verbreitet und lassen sich auch nicht mehr zurücknehmen, außerdem kennt man oft nur eine Perspektive.
4. Unterstützung bei der Job-Suche
Es ist gut, den Ex-Kollegen bei der Jobsuche zu unterstützen. Damit ist nicht gemeint, aktiv nach Stellenanzeigen zu suchen, wobei das jedem freisteht, sondern Informationen über freiwerdende Jobs an den Ex-Kollegen weiterzugeben. Networking ist in vielen Branchen heutzutage Gold wert, und wer in einem bestehenden Netzwerk ist, hat häufig Insiderinformationen über freiwerdende Stellen parat.
5. Eine gute Form des Abschieds finden
Letzen Endes können die letzten Wochen in einem Unternehmen viel an der Wahrnehmung des Gekündigten ausmachen. Wird er in den letzten Tagen ignoriert, kann das eine jahrelange gute und enge Zusammenarbeit überschatten. Also sollten Kollegen sich bemühen, die verbleibende Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu gehört auch, liegen gebliebene Arbeit auch mal kommentarlos zu erledigen, da nachvollziehbar ist, dass beim Kollegen die Motivation nicht mehr allzu hoch ist. Sätze wie "Ich würde es schön finden, wenn wir nochmal etwas zusammen machen. Wie siehst du das?" wirken unterstützend und vermitteln Wertschätzung, so die Coachin Wagner gegenüber dem Handelsblatt. Der Diplom-Psychologe Swen Heidenreich empfiehlt für den letzten Tag außerdem eine "warme Dusche", in der jeder Kollege dem Gekündigten einige liebe Worte mit auf den Weg gibt und sich an schöne Zeiten der Zusammenarbeit zurückerinnert.
Redaktion finanzen.net
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