Regelstudienzeit: Nachteile bei Überschreitung?
Laut einer Erhebung des Statistik-Portals statista beendeten im Prüfungsjahr 2021 nur rund 20,4 Prozent der Bachelor-Absolventen ihr Studium innerhalb der Regelstudienzeit. Werden alle möglichen Abschlussarten eines Hochschulstudiums betrachtet, sind es immerhin 32 Prozent. Doch was passiert mit der Mehrheit der Studierenden, welche die Regelstudienzeit nicht einhalten?
Definition der Regelstudienzeit
Ursprüngliche Intention der Regelstudienzeit war es, die Studierenden zu schützen. Studiert man innerhalb der Regelstudienzeit, ist es den Hochschulen beziehungsweise Universitäten nicht möglich, das Studienfach zu streichen oder gar den Abschluss zu verweigern. Damit bildet die Regelstudienzeit einen Richtwert ab, anhand dessen man ungefähr die Dauer des Studiums abschätzen kann. Die genaue Regelstudienzeit variiert je nach Abschlussart und Fachbereich, ist jedoch der jeweiligen Prüfungsordnung zu entnehmen.
Da das Leben jedoch nicht immer nach Plan läuft, die Regelstudienzeit knapp bemessen ist und es neben dem Studium auch noch andere Pflichten wie beispielsweise einen Job oder die eigene Familie gibt, halten nur rund ein Drittel der Studierenden die Regelstudienzeit ein. Doch welche Vor- und Nachteile gibt es bei Einhaltung oder Überschreitung?
Die Vorteile der Regelstudienzeit
Obwohl die Regelstudienzeit sehr knapp bemessen ist, kann ein Studium dennoch in der angegebenen Zeit absolviert werden. Das lohnt sich vor allem dann, wenn man BAföG oder andere finanzielle Studienförderungen beziehungsweise Leistungen bezieht, die an die Dauer der Regelstudienzeit gebunden sind. Vor allem bei BAföG ist die Weiterzahlung trotz verzögerter Regelstudienzeit nur dann möglich, wenn ein anerkannter Grund wie beispielsweise Schwangerschaft oder Krankheit vorgelegt werden kann.
Einen weiteren Vorteil bringt die Einhaltung der Regelstudienzeit in puncto Berufseinstieg, da dieser schlichtweg früher möglich ist. Die Gewichtung dieses Vorteils ist jedoch eher fraglich, beziehungsweise ist sie stark von den eigenen Zukunftsplänen abhängig.
Die Einhaltung der Regelstudienzeit bringt also nur wenige Vorteile mit sich. Es stellt sich nun die Frage, warum eine Überschreitung dieser unter Umständen sinnvoll sein kann.
Gründe, warum eine Überschreitung sinnvoll ist
Wie bereits erwähnt, können eine Vielzahl an Ereignissen die Einhaltung der Regelstudienzeit deutlich erschweren, weshalb diese eher an einen reibungslosen Ablauf und optimale Bedingungen geknüpft zu sein scheint. Doch die zusätzliche Studienzeit muss nicht nur negativ geprägt sein, sondern ermöglicht auch Investitionen in die eigene Weiterbildung. So können beispielsweise berufsrelevante Praktika oder Nebenjobs absolviert werden, um praktische Berufserfahrung zu sammeln. Praktische Erfahrungen während des Studiums erwarten laut der Arbeitsmarktstudie 2019 von Robert Half 79 Prozent der Personaler. Ein berufsbezogener Nebenjob bietet außerdem die Möglichkeit, eigenes Geld zu verdienen, um nicht auf Studienfinanzierungen angewiesen zu sein - die Regelstudienzeit spielt dann kaum noch eine Rolle.
Eine weitere Möglichkeit, die zusätzliche Zeit zu nutzen, ist ein Auslandssemester. So können neben berufsrelevanten Erfahrungen und Fähigkeiten noch Sprachkenntnisse erworben werden. Besonders für international ausgerichtete Studiengänge bieten Erfahrungen mit anderen Kulturen Vorteile. Laut dem Institut für Sozialwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel begründen sich die Vorteile eines Auslandssemesters auch in einer Persönlichkeitsentwicklung, die nicht nur die Selbstständigkeit, Motivationsfähigkeit und Eigeninitiative fördert, sondern auch das eigene Selbstbewusstsein.
Zuletzt sollte die Regelstudienzeit auch (werdende) Eltern nicht von einem Studium abhalten. Dieses wird aufgrund der Pflichten und Verantwortungen vermutlich länger dauern, einige Hochschulen bieten aber auch vermehrt Kinderbetreuung oder finanzielle Unterstützung für Alleinerziehende an.
Redaktion finanzen.net
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