Recht auf Heimarbeit stößt auf Widerstand
In der Großen Koalition formiert sich weiterer Widerstand gegen ein Recht auf Heimarbeit: Beim vom Arbeitsministerium geplanten Rechtsanspruch auf Heimarbeit zeichnet sich Streit im der CSU ab.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt befürchtet einen "tiefen Eingriff in die Arbeitsabläufe der Unternehmen". "Es muss eine Entscheidung der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber bleiben, ob im Home Office gearbeitet werden kann", sagte Dobrindt zu Zeitung Bild am Sontag. "Ein einseitiges Recht auf Home Office können wir nicht unterstützen."
Gegenwind für das Vorhaben des Arbeitsministers kommt auch von den Arbeitgebern. "Mit einem allgemeinen Recht auf Home Office weckt der Arbeitsminister Erwartungen, die er nicht erfüllen kann", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeber, Ingo Kramer, dem Blatt. "Ein Gesetz, das nur mehr Bürokratie bringt und überhaupt nicht in die aktuelle Krisenzeit passt, darf nicht zu starr sein und muss sich an den Betriebsabläufen orientieren."
Anders wird das Thema von Arbeitnehmerseite gesehen. "Da, wo es machbar ist, brauchen Beschäftigte ein Recht auf Home Office und dürfen nicht von der Willkür ihres Arbeitgebers abhängig sein", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann. "Darum ist dieses Gesetz richtig." Viele Arbeitgeber hätten in Corona-Zeiten erkannt, wie praktisch Heimarbeit sei. "Wir brauchen eine gesunde Mischung, denn Arbeit hat auch eine soziale Funktion."
FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg setzt sich zwar für einen "modernen Rechtsrahmen für mehr Chancen auf selbstbestimmtes und mobiles Arbeiten" ein, kritisiert aber den Mehraufwand, den ein Recht auf Homeoffice bedeuten würde. "Die fleißigen Menschen in unserem Land brauchen kein neues Bürokratiemonster, sondern mehr Freiheit und steuerliche Entlastung auch beim beruflich genutzten Arbeitszimmer."
Steuerzahlerbund fordert Absetzbarkeit
Der Bund der Steuerzahler und die Deutsche Steuergewerkschaft warnen unterdessen davor, ein Homeoffice-Gesetz zu beschließen, ohne die Arbeitnehmer steuerlich zu entlasten. Steuerzahlerbund-Präsident Reiner Holznagel fordert, dass Mitarbeiter "auch eine Arbeitsecke im Wohn- oder Schlafzimmer" steuerlich absetzen können. Bislang zählt bei der Steuer nur ein extra Arbeitszimmer. "Besser wäre, eine Pauschale von monatlich 100 Euro ohne Nachweis zu akzeptieren, wenn der Arbeitnehmer überwiegend im Home Office tätig war."
Auch Thomas Eigenthaler Bundesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, kritisiert die aktuellen Arbeitszimmerregelungen als "Vorschrift für Gutverdiener" und fordert eine Pauschale von 600 Euro. "Ein Normalverdiener kann sich einen Arbeitsraum bei den hohen Mieten gar nicht leisten." Hinzu komme, so Eigenthaler, dass man den Arbeitsweg nicht mehr so ohne Weiteres von der Steuer absetzen könne: "Die Kilometerpauschale ist zu kürzen, wenn der Beschäftigte gar nicht in den Betrieb fährt, sondern zu Hause arbeitet."
BERLIN (Dow Jones)
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