Stille Einstellung

Quiet Hiring: So vermeiden Unternehmen Neueinstellungen - gut oder schlecht für Arbeitnehmer?

15.10.24 06:26 Uhr

Leise, aber effektiv: Wie Quiet Hiring Unternehmen hilft, den Personalengpass zu überwinden! | finanzen.net

Das sogenannte Quiet Hiring (dt.: stille Einstellung) ist bereits für viele Unternehmen ein fester Bestandteil in der Personalplanung, um dem Personal- und Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Bestehende Arbeitnehmer sehen die stille Einstellung häufig kritisch.

Stille Einstellung

Unter dem Phänomen Quiet Hiring versteht man die Praxis der internen Neubesetzung, Positionswechsel oder die Vergabe von zusätzlichen Aufgaben an bestehendes Personal. Als Synonym wird häufig auch der Begriff Talentmobilität verwendet. Die Jobbörse Monster führte im Januar 2023 eine Umfrage zu Quiet Hiring durch. Von den befragten Arbeitnehmern gaben 80 Prozent an, dass sie bereits mindestens einmal stillschweigend eingestellt wurden.

Chancen und Nachteile

Für viele Arbeitgeber ist es aus Gründen der Kosten- und Zeitersparnis sinnvoll, zu überlegen, ob manche Aufgaben nicht auch intern vergeben werden können. Dadurch können Personallücken gefüllt werden, ohne Kosten und Zeit für die externe Rekrutierung und Einarbeitung aufzuwenden. Auch das Risiko, dass neue Arbeitnehmer während der Probezeit abspringen, entfällt.

Für die aktuell Beschäftigten eröffnen sich neue Wege der beruflichen Weiterentwicklung und die Möglichkeit, durch das Annehmen zusätzlicher Verantwortung eine höhere Position zu erreichen. In der bereits genannten Umfrage der Jobbörse Monster gaben 63 Prozent der befragten Arbeitnehmenden an, dass sie die stille Einstellung als eine Gelegenheit wahrnehmen, neue Fähigkeiten zu erlernen.

Dennoch bleibt die Haltung gegenüber Quiet Hiring eher kritisch. 50 Prozent der Befragten hatten das Gefühl, dass die neue Rolle nicht ihren Kompetenzen entsprach. Zudem seien 15 Prozent nicht bereit, die neuen Verantwortungen ohne klare Kommunikation zu übernehmen und 27 Prozent würden deshalb sogar eine Kündigung in Betracht ziehen.

In der Praxis kommt es häufig vor, dass die Erweiterung des Aufgabenbereichs nicht im Vorfeld mit den Beschäftigten abgesprochen wird, sondern für Beschäftigte oft überraschend zu dem regulären Tätigkeitsbereich hinzukommt. Überdies wollen nicht alle Arbeitnehmer ihre derzeitigen Tätigkeitsbereiche verlassen, Zusatzaufgaben übernehmen oder sich gezwungenermaßen umorientieren. Quiet Hiring könnte folglich das gegenteilige Phänomen des Quiet Quitting (dt. stille Kündigung von Arbeitnehmerseite aus) verstärken. Darüber hinaus werden stille Einstellungen oft auch als Hinweis der Desorganisation und auf das Fehlen einer konkreten Zukunftsperspektive des Unternehmens gesehen.

Ausreichend Kommunikation und Unterstützung sind gefragt

Wichtig ist, eine ausreichende und offene Kommunikation zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Neben einem finanziellen Ausgleich sollten Unternehmen auch ausreichend Unterstützung durch Weiterbildung oder Training bieten, sodass die Mitarbeiter über genug Strategien verfügen, um die zusätzlichen Aufgaben bewältigen zu können. Ein gut ausgeführtes Quiet Hiring kann eine Strategie für die Entwicklung und langfristige Bindung der Mitarbeiter im Unternehmen sein.

Redaktion finanzen.net

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