Teures Autofahren: Der private PKW kostet mehr als angenommen
Deutschland ist Autoland. Doch durch die Millionen Autos, die in Deutschland angemeldet sind, entstehen signifikante CO2-Emissionen, welche laut einer RWI-Studie durch verbesserte Kostentransparenz reduziert werden könnten. Denn die Deutschen unterschätzen zu großen Teilen die realen Kosten für einen privaten PKW.
Das private Auto ist teurer als gedacht
Der private PKW ist in Deutschland ein Luxus, den viele Menschen nicht missen möchten, für andere ist das eigene Auto im Alltag essenziell, um beispielsweise zur Arbeit zu pendeln. Angesichts des Stellenwerts, welches das Auto in Deutschland genießt, verliert ein Großteil der Autobesitzer die Bruttokosten ihres PKWs aus den Augen.
Dies hat eine Studie des RWI - Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Kooperation mit der Yale University und der Universität Mannheim ergeben.
Die Untersuchung, welche in der Fachzeitschrift Nature für wissenschaftliche Themen veröffentlicht wurde, konnte herausstellen, dass Autobesitzer zu großen Teilen die Kosten für Steuern, Reparaturen und Versicherung unterschätzen, aber auch der Verfall des zugrundeliegenden Werts wird missachtet.
Fehlende Kostentransparenz erhöht CO2-Bilanz
Die Autoren der Studie kritisieren, dass "private Autos für etwa elf Prozent der weltweit gesamten Kohledioxidemissionen verantwortlich sind", wobei der Transportsektor im Ganzen für 24 Prozent der weltweiten CO2-Ausstöße verantwortlich ist und private PKW hierbei den signifikantesten Anteil tragen.
Angesichts dieser Faktoren argumentiert die Studie, dass vor allem fehlende Transparenz bezüglich der zu tragenden Kosten eines PKWs den Verbraucher weiterhin dazu verleitet, auf alternative Transportmöglichkeiten zu verzichten und im Umkehrschluss den Autokauf fördert.
Das heißt, solange die Kosten vom Verbraucher erheblich unterbewertet werden, besteht kein Anreiz, auf umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel umzusteigen.
Kostenfaktoren des eigenen PKW werden unterschätzt
Im Zuge der Studie wurden in Deutschland über 6.000 Menschen befragt um herauszustellen, wie akkurat jeder Einzelne die realen Kosten eines privaten PKWs einschätzt. Im Ergebnis werden die Gesamtkosten, ein Auto zu besitzen um circa 50 Prozent unterschätzt.
In konkreten Zahlen ausgedrückt, setzten Autobesitzer die monatlichen Kosten für ihren PKW im Durchschnitt 221 Euro zu niedrig an. Auch diejenigen, die alle möglichen Kosten in ihrer Schätzung berücksichtigten, verschätzten sich durchschnittlich um 161 Euro.
Auf das Jahr hochgerechnet zahlt der Verbraucher dementsprechend 2.652 beziehungsweise 1.932 Euro mehr für den eigenen PKW, als eigentlich angenommen.
Dabei wurde primär der zu berechnende Wertverlust von den meisten Probanden unterschätzt, gefolgt von der KFZ-Steuer, der Versicherung und Werkstattkosten, während die Kosten für den jeweiligen Treibstoff größtenteils richtig eingeschätzt wurden.
"Wir prognostizieren, dass ein Bewusstsein, hinsichtlich der realen Kosten für ein eigenes Auto, zu einer Reduktion von knapp 17,6 Millionen Autos (37 Prozent) auf deutschen Straßen führen könnte", schreiben die Autoren.
Henry Ely / Redaktion finanzen.net
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