Raketenabsturz

Astronomen nehmen Musk-Konzern in Schutz: SpaceX wohl nicht für Raketeneinschlag auf dem Mond verantwortlich

17.03.22 23:31 Uhr

Astronomen nehmen Musk-Konzern in Schutz: SpaceX wohl nicht für Raketeneinschlag auf dem Mond verantwortlich | finanzen.net

Am 4. März schlug die Oberstufe einer Rakete unkontrolliert auf der Rückseite des Mondes ein. Zuerst machten Experten den US-Milliardär Elon Musk und sein Raumfahrtunternehmen SpaceX für den Absturz verantwortlich. Neue Hinweise sollen nun aber zeigen, dass das Raketenteil ursprünglich aus China stammt.

US-Forscher entdeckte Rakete, die auf dem Mond einschlagen wird

Der US-Forscher Bill Gray identifizierte vor mehreren Wochen ein im Orbit unkontrolliert herumfliegendes Raketenteil, das auf Kollisionskurs mit dem Mond war, und seinen Nachforschungen zufolge zum Raumfahrtunternehmen SpaceX gehören sollte. Seine Entdeckungen veröffentlichte Gray im Januar 2022 auf seinem Blog. Den Einschlag der Rakete berechnete er für den 4. März, als Absturzort machte er die Rückseite des Mondes aus.

Die Entdeckung des Objekts und der unkontrollierte Einschlag auf dem Mond sorgten für eine große mediale Aufmerksamkeit. US-Milliardär Elon Musk und sein Unternehmen SpaceX wurden stark für das Schlamassel kritisiert. Laut Angaben der WELT nutzte die europäische Weltraumagentur ESA das SpaceX zugeschriebene Raketenteil sogar für eine Stellungnahme, um auf die Gefahren von Weltraummüll aufmerksam zu machen. Schließlich soll es sich bei der Oberstufe um das erste von Menschenhand geschaffene Trümmerteil handeln, das unbeabsichtigt auf dem Mond einschlug.

Experten ändern Meinung und sehen Schuld nun bei China

Neue Hinweise, die Bill Gray von Jon Giorgini, einem Mitarbeiter des Jet Propulsion Laboratory zugespielt wurden, entkräfteten jedoch die Theorie, dass die Oberstufe zu einer SpaceX-Rakete gehört. Giorgini verfolgte die Bahn des Weltraumfahrzeugs DSCOVR, welches mit der identifizierten Raketenstufe ins Weltall geschossen worden sei. Bei einem Vergleich der Flugbahnen beider Objekte fiel auf, dass sie äußerst unterschiedlich sind. Kleinere Verwerfungen seien laut Gray normal, aber dass DSCOVR an einem komplett anderen Ort am Himmel sei, während sich die mit ihr ins All geschossenen Raketenstufe in der Nähe des Mondes befinde, sei durchaus seltsam. Diese Entdeckung veranlasste Gray zu einem Umdenken und er ging auf die Suche nach anderen Raketenstarts, die zum Problem-Objekt in der Umgebung des Mondes passen könnten. Fündig wurde er bei der chinesischen Mondmission Chang'e 5-T1. Er habe jetzt "gute Beweise" dafür, dass es sich bei dem Raketenteil tatsächlich um "2014-065B" handele, den Booster der besagten Mondmission.

Weitere renommierte US-Astronomen wie Jonathan McDowell folgten laut WELT den neuen Beweisen von Gray und räumten bei der Identifizierung als SpaceX-Rakete einen "ehrlichen Fehler" ein. Auch die ESA sieht nun die Schuld für den unkontrollierten Absturz der Rakete auf dem Mond bei China.

Einschlagskrater muss noch gefunden werden

Wie von Gray berechnet schlug die Oberstufe der Rakete wohl am 4. März auf der Rückseite des Mondes ein. Nach Angaben der Frankfurter Rundschau, wird davon ausgegangen, dass der Krater einen Durchmesser von zehn bis 30 Metern hat und etwa zwei bis drei Meter tief ist. Da sich der Absturz aber auf der Rückseite des Mondes ereignete, konnte er nicht live beobachtet und nachvollzogen werden. Die Suche nach dem Einschlagsort könnte sich laut der Frankfurter Rundschau noch über Wochen erstrecken: "Erst in etwa zwei Wochen soll die Nasa-Raumsonde 'LRO' die Stelle erreichen, dann müssen alte und neue Aufnahmen verglichen werden, um den vergleichsweise kleinen Krater überhaupt zu entdecken".

Nicolas Flohr / Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Kevork Djansezian/Getty Images