Potenzial besteht

Aktuelle Studie: So steht es in Deutschland um E-Auto-Ladestationen

07.05.20 23:51 Uhr

Aktuelle Studie: So steht es in Deutschland um E-Auto-Ladestationen | finanzen.net

Eine aktuelle Studie der Deutschen Energie-Agentur ergibt, dass in Deutschland Millionen private Ladestationen für eine ausreichende Ladeinfrastruktur fehlen.

Die Dena-Studie

Eine aktuelle Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) im Auftrag der EnBW gibt einen Überblick über das private Ladeinfrastruktur-Potenzial in Deutschland. Demnach besitzt der deutsche Gebäudebestand theoretisch das Potenzial, den Ladeinfrastrukturbedarf von sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeugen bis 2030 abzudecken. Jedoch trifft diese Prognose nur zu, wenn 85 Prozent aller Ladevorgänge hierzulande durch private Ladepunkte stattfinden würden. Das Ergebnis der Studie ist, dass Deutschland nicht das zu erwartende Hoch der Elektromobilität stemmen kann, wenn sich allein auf den Ausbau privater Ladeinfrastruktur verlassen wird. Denn bereits 2030 könnte das private Ladeinfrastrukturpotenzial ausgeschöpft sein, um den Bedarf aller elektrifizierten Fahrzeuge zu decken, geben die Autoren der Studie zu bedenken.

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Geringes Potenzial bei mehr Wohneinheiten

Das Ergebnis der Studie macht deutlich, dass ein verstärkter Ausbau öffentlicher Ladepunkte dringend notwendig ist und das vor allem in verdichteten Wohnräumen mit Mehrfamilienhäusern. Denn die Studie zeigt, dass Deutschland mit 8 bis 12 Millionen privaten Ladestationen zwar über ein großen Potenzial im Bereich der privaten Ladepunkte in Gebäuden mit ein oder zwei Wohnungen verfügt, das Potenzial in Gebäuden ab drei Wohnungen jedoch gravierend gering ausfällt. Dort beträgt das Potenzial lediglich 0,45 bis 1,8 Millionen privater Ladepunkte.

Besonders hohe Nachfrage nach Elektrofahrzeugen

Das Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 mindestens 7 bis 10 Millionen Elektrofahrzeuge auf die deutschen Straßen zu bringen, gab den Anlass zu der Studie. Zusätzlich ist eine Prognose der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität Ausgangspunkt der Studie. Demnach finden 60 bis 85 Prozent in den ersten Jahren der Marktentwicklung im Bereich der Elektromobilität im privaten Umfeld statt. "Der zu erwartende Bedarf zeigt, dass der Aufbau der privaten und öffentlichen Ladeinfrastruktur sehr schnell stattfinden muss", so EnBW-Vertriebschef Timo Sillober. Weiter merkt er an, dass bereits ab dem Jahr 2022 regional mit Engpässen an öffentlich zugänglichen Ladestationen zu rechnen sei. Besonders im Raum München, in Stuttgart, aber auch in der Region Wolfsburg-Braunschweig sei laut Studie mit einem verstärkten Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur zu rechnen. So prognostizieren die Autoren an diesen Standpunkten in den kommenden Jahren eine besonders hohe Nachfrage nach Elektrofahrzeugen durch Bewohner von Mehrfamilienhäusern.

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Veränderte Rechtslage als Lösungsansatz

Als größten Hemmfaktor der Ladeinfrastruktur benennen die Autoren der Studie das Miet- und Wohnungseigentumsrecht. Dieses Recht besagt, dass die Installation eines Ladepunkts in einer Wohnungseigentümergemeinschaft nur unter der Voraussetzung möglich ist, dass alle anderen Eigentümer der Gemeinschaft eingewilligt haben. Wie energate berichtet, hat das Kabinett erst kürzlich einen Entwurf zu einer entsprechenden Gesetzesänderung bewilligt. Die Studie benennt noch einen weiteren Hemmfaktor, denn neben dem Veto der Miteigentümer können auch bauliche Faktoren den Einbau einer Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern erschweren. Laut der Studie stellt oftmals die zu große Entfernung zu einem passenden Anschluss an das Stromnetz und damit verbundene kostenintensive Umbauarbeiten ein Problem dar. So könne selbst bei veränderter Gesetzeslage die benötigte Ladeinfrastruktur nicht allein über den privaten Raum gedeckt werden.

Redaktion finanzen.net

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