Manipulationen, Angelschnüre & Co. - Wie Trickbetrüger mit Pfand Millionen verdienen
Discounter haben mit Trickbetrügereien bei der Leergutannahme zu kämpfen. Angestellte berichten über die verschiedenen Methoden zum Pfandbetrug, die Deutsche Pfand GmbH ergreift regulierende Maßnahmen.
Der Angelschnurtrick
Pfandflaschenbetrug passiert überall: Discounter wie Supermärkte haben damit zu kämpfen. Welche Tricks die Betrüger anwenden, verraten nun Discounter-Mitarbeiter. Angestellte von Lidl und Aldi berichten Chip gegenüber, dass das gängsigste Trickverfahren nur eine Angelschnur benötigt. Demnach wird die Angelschnur um den Flaschenhals gewickelt und befestigt. Die Flasche wird nun in den Automaten gelegt und gescannt, blitzschnell aber wieder mithilfe der Schnur herausgezogen, bevor der Automat die Flasche einziehen kann. Theoretisch kann damit eine Menge Geld gemacht werden, allerdings reagieren die Discounter jetzt. Denn Pfandbetrug ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Beschuldigte werden wegen Betrugs angeklagt.
Trickbetrüger können Millionen verdienen
Durch die Manipulation der Automaten eröffnet sich für Pfandtrickbetrüger eine weitere Möglichkeit, Pfandbons zu zinken. Es sind mehrere Fälle bekannt, bei denen Hundertausende Euro oder gar Millionen mit dieser Methode gemacht wurden. In Düsseldorf wurde beispielsweise ein 46-Jähriger angeklagt, 1,8 Millionen Euro durch die Automatenmanipulation verdient zu haben. Er wurde allerdings vom Gericht freigesprochen, da er nur für einen Bekannten der Strohmann in der Geschäftsführung war, er war somit unwissend.
Ein weiteres Zeichen für die effektive Manipulationsmethode zeigt sich in Köln. Der Leergutautomat wurde umprogrammiert, deshalb wurde das Pfandgut nicht zerstört und konnte beliebig oft wiederverwendet werden, 450.000 Euro Schaden entstand. Das Gleiche ereignete sich in Nordrhein-Westfalen, ein junger Mann erhielt dadurch 1,2 Millionen Euro. Im ganz großen Stil operierte ein Kölner Getränkehändler, der mit einer einzigen Flasche 44.000 Euro erwirtschaftete. Dieselbe Flasche wurde tausendfach in das Gerät eingeführt und registriert. Fassungslos macht, dass die Deutsche Pfandsystem GmbH den Betrag ohne zu zögern auszahlte.
DPG-Aufkleber werden Mittel zum Zweck
Der Angeltrick und die Automatenmanipulation sind jedoch nur zwei Tricks und nicht das Ende der Betrügereien. Wie eine Aldi-Mitarbeiterin erläutert, können die Logos der Deutschen Pfandsystem GmbH ausgedruckt werden. Jede Flasche kann somit zum Pfandgut umgewandelt werde, vor einigen Jahren sollen sogar schon Toilettenpapierrollen zu diesem Zweck beklebt worden sein.
Ist Pfandbetrug ein Massenphänomen?
Die Geschäftsführerin von DPG Verena Böttcher erzählt: "Das sind Einzelfälle, die wir alle zur Anzeige gebracht haben." Weiter erzählt sie, dass aufgrund der jüngsten Vorkommnisse die Sicherheitssysteme erhöht worden seien und dass speziell Manipulationen sofort wegen der ungewöhnlichen Datensätze auffallen. Dann würden die Automaten umgehend überprüft werden. Das Magazin Spiegel geht vom Gegenteil aus, Pfandbetrug ist zwar kein Massenphänomen, jedoch ein häufiges Problem. Nach dessen Angaben soll seit 2014 ein Schaden von 100 Millionen Euro entstanden sein, 2018 sei 60 Pfandbetrugsfällen nachgegangen worden.
Bereits vor Einführung des Einweg-Pfands wurde vor dieser Kriminalität von verschiedenen Instanzen gewarnt, Klaus Rudolph von der MRV erzählte schon damals von seiner Befürchtung, dass auch Kriminelle aus dem Ausland angelockt werden könnten. Seine Vermutung bestätigte sich, was sich mit einem Münchener Fall 2013 belegen lässt. Ein Ungar brachte gefälschte PET-Flaschen einst über die Grenze.
Redaktion finanzen.net
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