Persönlichkeitsmerkmale

Homeoffice: Diesen Personentypen fällt das Arbeiten von zu Hause aus schwer

01.08.24 23:24 Uhr

Homeoffice: Diese Personengruppen tun sich schwer | finanzen.net

Abhängig von verschiedenen Bedingungen erlebt jeder Mitarbeiter das Arbeiten im Homeoffice anders. Doch es gibt verschiedene Grundtypen, was die Einstellung zur und den Umgang mit der Arbeit im Homeoffice betrifft.

Gemischte Stimmungslage im Homeoffice

Mit dem Wandel der Arbeitswelt gehen auch neue Formen flexiblen Arbeitens einher. Bei der Frage, wie sich die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten, auf die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter auswirkt, spielen sowohl deren Charaktereigenschaften als auch die Umgebungsbedingungen eine entscheidende Rolle.

Das Unternehmen Steelcase, das Architektur-, Möbel- und Technologieprodukte für Arbeitsräume anbietet, hat in verschiedenen Studien über 32.000 Arbeitnehmer zu ihrer Stimmungslage im Homeoffice befragt. Während sich bei 37 Prozent die Work-Life-Balance verbessert habe und gut ein Viertel die gestiegene Flexibilität schätze, leide bei rund einem Fünftel die Produktivität und das Engagement. Mithin empfinden 38 Prozent eine zunehmende Isolation bei der Arbeit von zu Hause. Knapp ein Viertel gibt an, dass Entscheidungen langsamer getroffen würden. Aus diesen Ergebnissen hat das Unternehmen fünf verschiedene Verhaltensmuster von Arbeitnehmenden identifiziert.

Personentypen im Homeoffice

Für Typ eins, den isolierten Zoom-Nutzenden, ist Homeoffice eine einsame Angelegenheit. In der Regel lebt dieser Personentyp alleine. Während das Büro es ermöglicht, eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben zu schaffen, steht ihm im Homeoffice keine äußere Struktur zur Verfügung, die eine gesunde Zeitplanung für den Arbeitstag erfordern würde. Trotz der permanenten Interaktion via Online-Meetings fühlt sich diese Person isoliert. Es fehlen die persönlichen und beruflichen Interaktionen mit den Kollegen, die dieser Person den Umgang mit Herausforderungen erleichtern.

Typ 2, der Autonomie-Suchende, ist begeistert von der Arbeitssituation im Homeoffice, die für ihn Freiheit bedeutet. Dieser Personentyp fühlt sich zu Hause genauso produktiv wie im Büro und genießt es gänzlich im eigenen Rhythmus arbeiten zu können. Mithin steigt das eigene Wohlbefinden, da das Arbeiten von zu Hause aus die Möglichkeit bietet, in verschiedenen Haltungen an unterschiedlichen Plätzen zu arbeiten, gesunde Mahlzeiten zuzubereiten und Aktivitäten in den Arbeitstag einzubauen. Autonomie-Suchenden gefällt den Studien zufolge besonders gut, dass sie den Arbeitstag selbstbestimmt gestalten können, der sowohl private Dinge als auch Arbeitsbelange berücksichtigt.

Dahingegen hat Typ 3, der frustrierte, kreative Netzwerker, eher gemischte Gefühle in Bezug auf die Arbeit von zu Hause: Für die frustrierten, kreativen Netzwerkenden kommen sowohl das Privatleben als auch die Arbeit zu kurz. Einerseits sehnt sich diese Person nach den Vorzügen des Büro-Alltags, möchte andererseits aber auch nicht zurückkehren. Zwar kommt sie gut mit den digitalen Tools zurecht, empfindet virtuelle Technologien aber nicht wirklich für kreative Zusammenarbeit und spontane Interaktionen geeignet. Entsprechend fühlt sie sich abgeschnitten, da die persönlichen Interaktionen, die ihre Arbeit voranbringen und neue Impulse liefern, fehlen.

Typ 4, der überarbeitete Betreuer, sieht sich im Homeoffice permanenten widersprüchlichen Anforderungen ausgesetzt. Diese Person schafft es kaum, den Arbeitsaufgaben und den familiären Anforderungen, beispielsweise Meetings, dem Abarbeiten von Aufgaben, Kinderbetreuung sowie Haushalt, gerecht zu werden. Erschöpfung und Schuldgefühle sind an der Tagesordnung. Die Arbeit im Büro erlaubt diesem Personentyp, die häusliche Verantwortung hinter sich zu lassen und die Aufmerksamkeit gezielt auf die Arbeitsaufgaben zu lenken. Dennoch genießt dieser Charakter die Vorteile der Flexibilität, die das Homeoffice bietet, da sich Familie und Arbeit so besser organisieren lassen.

Der ängstliche Typ 5, der Selbstschützer, möchte sich und seine Mitmenschen bestmöglich schützen. In einer sicheren Umgebung und an einem Ort, an dem sich diese Person wohlfühlt, kann sie sich darauf konzentrieren, Aufgaben zu erledigen, wodurch auch ihre Produktivität steigt.

Persönlichkeitsmerkmale entscheidend

Wie stark die Persönlichkeit die Produktivität im Homeoffice beeinflusst, veranschaulicht ein IZA-Forschungspapier, in dem die beiden Autoren die "Big Five"-Persönlichkeitsmerkmale von mehr als 1.700 Befragten in Lettland untersuchten. Mittels der Big-Five-Kategorien Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus, lassen sich fünf Persönlichkeitstypen bestimmen, die durch eine Vielzahl von Studien belegt und international als Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung gelten: Personen, die über ein hohes Maß an Offenheit verfügen, gelten demnach als einfallsreich, neugierig und fantasievoll. Gewissenhafte Menschen sind kontrolliert, genau und zielstrebig. Extrovertierte Menschen gelten als gesellig, aktiv und gesprächig. Verträglichkeit bedeutet, dass die Personen mitfühlend, hilfsbereit und verständnisvoll sind. Mit Neurotizismus verbinden Forschende die Persönlichkeiten, die ängstlich, verletzlich und selbstzweifelnd sind.

Auffallend produktiv sind der Studie zufolge die Befragten, denen besonders starke Gewissenhaftigkeit zugeschrieben wird. Personen, die in dieser Kategorie im oberen Viertel abschneiden, berichten mit rund 25 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit von positiven Erfahrungen im Homeoffice. Auch Menschen, mit dem Persönlichkeitsmerkmal Offenheit, gelten den Forschenden nach als ausgesprochen produktiv bei der Arbeit von zu Hause aus. Dahingegen gelten Menschen, bei denen Verträglichkeit und Extraversion ausgeprägt sind als weniger produktiv - zumindest dann, wenn kein regelmäßiger Austausch im Team stattfindet. Den Forschern zufolge sollten Unternehmen, die vermehrt mobiles Arbeiten anbieten, auf ausreichend Möglichkeiten für soziale Kontakte unter den Beschäftigten, beispielsweise durch Feedback-Gespräche, achten.

Handlungsempfehlungen

Daraus ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen: Zum einen wird deutlich, dass Führungskräfte sich der unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden bewusst sein müssen. Auch zeigen die Ergebnisse der Studie, dass starre Büro- beziehungsweise Homeoffice-Regeln für ein Team eher hinderlich sind. Stattdessen sollte Remote-Arbeit flexibel gestaltet werden, sodass die Mitarbeitenden selbst entscheiden können, an welchen Tagen das Zusammenkommen im Büro und an welchen Tagen die Konzentration im Homeoffice bevorzugt wird.

Redaktion finanzen.net

 

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