Aldi & Lidl als Vermieter: So viel kostet die Miete bei den Discountern
In Deutschland bieten Discounter bald nicht mehr nur Lebensmittel an. Auch Wohnungen kann man sich demnächst bei Aldi & Co. mieten - und die Preise stehen fest.
In Deutschland herrscht derzeit große Wohnungsnot. Steigende Mieten und mangelnde Bauflächen beschäftigen Forscher und Bauplaner seit Jahren. Man kam auf die Idee, Nicht-Wohngebäude wie Parkhäuser oder Bürogebäude umzubauen oder aufzustocken. Doch zum Aufstocken eignen sich auch einstöckige Filialen von Lebensmittelhändlern wie Aldi oder Lidl. Und diese nutzen die Gelegenheit nun, Fuß im Immobilienmarkt zu fassen.
Discounter mit Wohnungen im Angebot
Das Aufstocken eignet sich insofern als Lösung für dieses Problem, da man nicht zusätzlich Stadtflächen zubetonieren muss. Große Discounter wie Aldi oder Lidl verfügen dagegen über große Flächen und große Parkplätze in Innenstädten. Bis zu 400.000 neue Wohneinheiten könnten Studienberechnungen zufolge dadurch entstehen. Das hat dazu geführt, dass die Konzerne in einigen Städten sogar dazu verpflichtet sind, ihre Filialen aufzustocken, wenn sie neue Handelsflächen bauen wollen.
Dies geht aus neuen Regelungen des Baurechts hervor, nach denen Lebensmittelkonzerne in Ballungsgebieten keine Baugenehmigung mehr bekommen, wenn sie die Läden nicht in Wohnhäuser integrieren. Die Gebäude werden aber nach wie vor im Besitz der Discounter bleiben, die auch von den lukrativen Mieteinnahmen profitieren werden. Dennoch erachten die Konzerne die Bauprojekte als "eine Maßnahme zum Ausbau und zur Modernisierung" des "Filialnetzes", wie Aldi-Nord gegenüber der Wirtschaftswoche verlautete. "Der Lebensmittelhandel ist und bleibt unser Hauptgeschäft".
Günstiger als übliche Mietpreise
Ein lukratives Geschäft ist es trotzdem - vor allem, wenn man die Anzahl der Wohnprojekte in Betracht zieht. Bis Frühjahr 2020 will Aldi zwei Großprojekte fertigstellen: An mindestens 39 Standorten sollen rund 2.000 neue Wohnungen entstehen. Ein Drittel der mehrgeschossigen Wohnungen soll dabei sozialen Gruppen zur Verfügung gestellt werden. Die Mietpreise belaufen sich für diese auf 6,50 Euro pro Quadratmeter. Die restlichen Wohnflächen würden für Mietpreise zwischen zehn und zwölf Euro zur Vermietung freigestellt werden.
Laut einer Aldi-Sprecherin würden die Preise damit unter jenen liegen, die in Städten üblich sind. So sollen die neuen Wohneinheiten vor allem in Gebieten wie Berlin und Potsdam entstehen. Trotz dessen, dass die Maßnahme nicht vonseiten der Konzerne kommt, sehen sie darin doch großes Potenzial: "Die Kombination von Aldi Märkten und angeschlossenem Wohnraum ist [...] eine konsequente und vor allem zukunftsorientierte Lösung", verlautete Jörg Michalek, Geschäftsführer der Aldi Immobilienverwaltung.
Auch Lidl im Geschäft
Von den Baueinschränkungen ist auch Lidl betroffen. Denn auch der Aldi-Konkurrent hat zahlreiche Filialen in Großstädten und Ballungsgebieten und sieht vor, sein Geschäft um weitere Flächen zu erweitern. Rund zehn Wohnprojekte hat der Lebensmittelhändler in den vergangenen Jahren bereits realisiert. In Großstädten wie München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin stehen weitere Projekte auf der Agenda. Neben Wohnungen sollen in den Gebäuden auch Kindergärten und Büroräume integriert werden.
Damit die Pläne auf höchstem Niveau ausgeführt werden können, startete Lidl 2018 gemeinsam mit der Stadt Stuttgart einen Architektenwettbewerb für ein Bauprojekt im baden-württembergischen Esslingen. Zweck sollte die Konzeption eines urbanen "Mischgebiet[s] mit zentraler Nahversorgung, Dienstleistung und Wohnen" sein. Die Pläne sollen nun mit dem im März gekürten Gewinner im kommenden Jahr ausgeführt werden.
Redaktion finanzen.net
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