Sparen in Zeiten der Energiekrise: 50-30-20-Regel noch praktikabel?
Im Zuge der Energiepreise sparen die Deutschen deutlich weniger. Die 50-30-20-Regel soll dabei eigentlich behilflich sein. Doch wie realistisch ist diese Regel in Krisenzeiten?
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Deutsche sparen wegen der Energiekrise weniger
Die Energiekrise stellt die deutschen Haushalte vor so einige Herausforderungen. Wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in einer Pressemitteilung erklärt, sinkt zum Beispiel die Sparquote in Deutschland deutlich. Während man im Zuge der Corona-Pandemie eher unfreiwillig auf Konsum verzichten musste, stieg die Sparquote noch deutlich an. Im Jahr 2021 lag diese bei 15,01 Prozent. Im Jahr 2022 droht die Quote jedoch zum ersten Mal seit etwa einem Jahrzehnt mit etwa neun bis zehn Prozent einstellig auszufallen. Dieses Ergebnis geht aus einer repräsentativen Umfrage des BVR zum Sparverhalten der Bundesbürger hervor, die anlässlich des Weltspartages am 30. Oktober 2022 in Auftrag gegeben wurde. Demnach hätte bereits Anfang des Jahres ein Fünftel der Deutschen keine Ersparnisse mehr gebildet. Eine monatliche Mehrbelastung von 100 Euro pro Person werde außerdem dazu führen, dass ganze 44 Prozent der Haushalte keine Ersparnisse mehr bilden können.
Der BVR-Vorstand, Dr. Andreas Martin erklärt: "Die Energiepreiskrise wird bis in die Mittelschicht hinein die Vorsorge durch Sparen untergraben. […] Die geplante Entlastung der Privathaushalte, insbesondere durch staatliche Direktzahlungen ist daher gerechtfertigt."
Die 50-30-20-Regel
Die 50-30-20-Regel soll beim Sparen Abhilfe schaffen. Sie gibt vor, wie die Ausgaben in einem Haushalt idealer Weise verteilt werden sollten. Demnach sollte man zunächst 50 Prozent des Einkommens für die Grundausgaben und monatliche Fixkosten sowie für laufende Kosten berechnen. Zu diesen Ausgaben gehören zum Beispiel die Miete, Stromkosten, das Auto, Handy- und Internetverträge sowie Ausgaben für Lebensmittel. Weitere 30 Prozent des Einkommens können dann für die eigenen Bedürfnisse und Wünsche ausgegeben werden. Hierzu gehören zum Beispiel Freizeitaktivitäten wie Hobbys, Restaurantbesuche, Urlaub sowie Shopping. Die restlichen 20 Prozent des monatlichen Budgets sollten entweder als Rücklage gespart werden oder können für die Schuldentilgung laufender Abzahlungen genutzt werden, wenn solche vorhanden sind. Um einen Überblick über alle Finanzen zu behalten, lohnt es sich außerdem, alle Einnahmen und Ausgaben in einem Haushaltsbuch festzuhalten.
Wie praktikabel lässt es sich während der Energiekrise sparen?
Doch wie effektiv lässt sich mit der 50-30-20-Regel auch während der laufenden Energiekrise Geld sparen? Dem Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) nach brauchen bereits "60 Prozent der Haushalte ihre gesamten monatlichen Einkünfte und mehr, um die laufenden Ausgaben zu decken." Michael Weinhold von der ISKA-Schuldnerberatung erklärt nordbayern zufolge außerdem, dass viele Haushalte, die nur über ein geringeres Einkommen verfügen, nicht das nötige Geld haben, um notwendige Rücklagen zu bilden. Die 50-30-20-Regel stimmt demnach nicht mehr mit der derzeitigen Realität vieler deutschen Haushalte überein. Dennoch sei es durchaus empfehlenswert, sich einen genauen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. DSGV-Pressesprecher Thomas Rienecke erklärt nordbayern nach, dass dadurch zum Beispiel Sparpotenziale entdeckt werden können.
E. Schmal / Redaktion finanzen.net
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