Neuer Arbeitsmarkt

Faul bei höheren Gehaltsforderungen? - So bewegt sich die Generation Z auf dem Arbeitsmarkt

24.01.23 23:26 Uhr

Faul bei höheren Gehaltsforderungen? - So bewegt sich die Generation Z auf dem Arbeitsmarkt | finanzen.net

Wie schon die Generationen X und Y vor ihr bringt auch die Generation Z neue Anforderungen an den Arbeitsmarkt mit und macht sich damit aktuell mit ihrem Eintritt in die Arbeitswelt bei den HR-Experten besonders bemerkbar. Ist die Gen Z egoistisch und faul - oder kennt sie schlicht ihren Wert?

Die Generation Z, so heißt es immer wieder, sei faul, Ich-bezogen und wisse nicht, was sich für gute Angestellte gehört - es fehle ihr an beruflicher Reife. Nun, da immer mehr Boomer in Rente gehen und die nach 1995 geborenen in den Arbeitsmarkt eintreten, wird dies viel diskutiert: Die junge Generation soll die vielen freien Stellen der nicht mehr arbeitenden Boomer füllen. Doch Gen Z spielt nicht so mit, wie es viele Arbeitgeber gerne hätten.

Kennt die Gen Z ihren Wert oder fehlt es ihr an beruflicher Sozialisation?

In einem Gastbeitrag für den Business Insider kommentiert Lisa Frank, Personalvermittlerin und Vorstandsvorsitzende bei LBF Strategies, die Sachlage wie folgt: "[Die Gen Z] ist einfach nicht damit aufgewachsen, in einem Büro mit einem Chef zu sitzen, der sagt: ‘Triff dich mit diesem Kunden’ oder ‘Komm zu dieser Besprechung’. Sie hat auch noch nicht gesehen, wie erfahrene Leute mit Krisensituationen umgehen." Frank stellt bei der jungen Generation eine "Lücke in der beruflichen Sozialisation" fest - sie würde den Anforderungen der Arbeitgeber (auch wegen ihres Berufsstarts während der Lockdowns) oft nicht gerecht. Anders betrachtet es die ADEC-Group, die angesichts der vielen freien Stellen und der wenigen Bewerberinnen und Bewerber in einer Studie die Anforderungen der Gen Z an die Arbeitgeber analysiert hat. Die Gen Z kenne ihren Wert und ihre Möglichkeiten und lasse sich nicht mehr notgedrungen von den Arbeitgebern ausbeuten. Immerhin würde der Nachwuchs in den Unternehmen dringend gebraucht und Arbeitgeber hätten nicht mehr unbedingt den Spielraum, Bewerberinnen und Bewerber, die ihre eigenen Anforderungen mitbringen, auszusortieren.

Recruiterin: Arbeitssuchende der Gen Z sollten sich einen Mentor suchen

Doch dringend gebraucht zu werden, bringt laut Frank nicht zwangsweise gute Arbeitsbedingungen mit sich: Weil nach 1995 Geborene aktuell meist maximal vier Jahre Berufserfahrung mitbrächten, würden sie in den Unternehmen in der Regel am schlechtesten bezahlt. Und bei den Gehaltsverhandlungen spiele dann wieder die "Lücke in der beruflichen Sozialisation" eine Rolle. Sie merkt an, dass Gen Z unbedingt die Initiative ergreifen und eine Gehaltserhöhung - oder ein höheres Einstiegsgehalt - fordern sollte, die jungen Angestellten aber oft nicht wüssten, wen sie wie, um wie viel mehr Geld bitten können. "Eine Sache, die ich allen Arbeitssuchenden der Generation Z dringend ans Herz legen möchte, ist, sich einen Mentor zu suchen", schreibt die erfahrene Recruiterin beim Business Insider.

Außerdem solle die Generation Z mehr Geduld an den Tag legen: "Es wird zunächst eine Diskrepanz zwischen Euren Fähigkeiten und dem Gehalt, das Ihr fordert, geben", so Frank. Kommt es dann zur Gehaltsverhandlung, solle man sich vorher gut darauf vorbereiten und in Fachzeitschriften oder bei Berufsverbänden für die eigene Branche übliche Gehälter recherchieren.

Frank: Tipps für die Gehaltsverhandlung

Frank, die auch als Coach tätig ist, arbeitet unter anderem mit jungen Menschen aus Branchen mit sehr hohen Gehältern. So nennt sie als Beispiel für eine angemessene Verhandlungsstrategie, Gehaltsabweichungen von bis zu 5.000 US-Dollar nicht als Ausschlusskriterium zu setzen. Stattdessen rät sie der Gen Z, dem Arbeitgeber Angebote wie folgt zu präsentieren: "Wenn wir auf 120.000 US-Dollar kommen, bin ich bereit, noch heute zuzusagen." Eine andere, auch auf niedrigere Gehaltsklassen anwendbare Strategie könne sein, im Vertrag schriftlich zu vereinbaren, wann es eine Beförderung geben wird. Allgemein rät sie der Gen Z (und allen anderen), bei Meetings die eigene Begeisterung für den Job deutlich zu machen und dann später schriftlich - beispielsweise per Mail - die Vereinbarungen aus dem Meeting festzuhalten.

Noch muss sich also die Generation Z stärker an die Arbeitgeber anpassen als andersherum. Doch das Handelsblatt und die ADEC-Group raten den Arbeitgebern, sich trotzdem schon jetzt mit den Wünschen und Anforderungen der jungen Generation auseinanderzusetzen - denn je mehr Boomer in den Ruhestand gehen, desto dringender werden sie auf sie angewiesen sein und desto mehr kann die Gen Z fordern.

Redaktion finanzen.net

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