Harte Wahrheit: Wie Pendeln Ihre Karriere und Ihr Leben zerstören kann
Für zahlreiche Arbeitnehmer ist das tägliche Pendeln zur Arbeit ein fester Bestandteil ihres Berufslebens. Doch das stundenlange Sitzen im Auto oder in der Bahn kann nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Eine aktuelle Studie belegt, dass auch die Karriere unter dem täglichen Pendeln leiden kann.
Millionen von Arbeitnehmern in Deutschland fahren täglich mit Bahn oder Auto zur Arbeit, wechseln sie dabei von einer Gemeinde in die andere, gelten sie der offiziellen Definition zufolge als Pendler. Laut Berechnungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung trifft dies 59,4 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland, oder: 18,4 Millionen Personen.
Verschiedene Ursachen
Die Gründe sind oft vielfältig: Meist ist der Wohnraum in Arbeitsnähe zu teuer oder gar nicht erst vorhanden. Dies gilt insbesondere für Ballungsgebiete. Ist man in einer Beziehung ist es oft nicht möglich, dass beide Partner eine passende Arbeit in der Nähe der gemeinsamen Wohnung finden, wodurch das Pendeln zumindest für einen von beiden notwendig wird. Auch befristete Arbeitsverträge können dazu führen, dass ein Arbeitnehmer in der Pendlerfalle steckt, denn im Zweifelsfall lohnt sich ein Umzug nicht für einen Arbeitsvertrag, der schon nach einem oder zwei Jahren endet. Darüber hinaus haben immer mehr Beschäftigte das Gefühl, sich ihrem Arbeitgeber als flexibel präsentieren zu müssen - was oft die Bereitschaft zum Pendeln miteinschließt.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Doch die tägliche Fahrerei hat Folgen: Schon ab einer halben Stunde Fahrzeit wirkt sich das Pendeln negativ auf die Gesundheit aus. Die häufigsten Erscheinungen sind Schulter-, Nacken- und Rückenschmerzen. Auch über Kopfschmerzen beklagen sich viele Pendler. Dazu kommen Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und im Allgemeinen sind Pendler häufiger gestresst, so das Ergebnis der Studie.
Dabei ist es insbesondere das Gefühl der Ohnmacht bei Stau oder Zugausfall, das den Beschäftigten bei ihrer täglichen Reise zur Arbeit zusetzt. Bahnfahrer haben bei der Pendelei jedoch noch den Vorteil, dass sie, sitzen sie einmal Zug, die Zeit zur Entspannung nutzen können. Darüber hinaus sind sie oft noch mobiler als Autofahrer, da sie gezwungen sind, zur Haltestelle zu laufen und sich so täglich noch etwas bewegen. Autofahrer müssen hingegen durchgehend konzentriert bleiben und bewegen sich durch das direkte Fahren von Wohn- zu Arbeitsort noch weniger, so das Studienergebnis. Hier kann es allerdings helfen, das Fahrzeug bewusst weiter vom Arbeitsort entfernt abzustellen, um zumindest zu ein bisschen Bewegung zu kommen.
Folgen bei Bewerbungen
Doch nicht nur die Gesundheit leidet unter der täglichen Fahrerei. Eine US-Amerikanische Studie der Universität in Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana hat ergeben, dass schon bei der Bewerbung Personen, die weiter vom Arbeitsort entfernt wohnen, benachteiligt wurden. Bei der Studie wurden an reale Stellenausschreibungen insgesamt rund 2.300 fiktive Bewerbungen verschickt. Bei dem Versuch kam heraus: Bewerber, die eine von der Arbeit entferntere Adresse angegeben hatten, bekamen rund 14 Prozent weniger Antworten auf ihre Bewerbungen.
Konsequenzen für Beruf und Karriere
Hat man erst einen Job ergattert, wirkt sich das Pendeln jedoch auch auf diesen negativ aus. So erscheinen Pendler häufiger gestresst oder verspätet im Büro, wenn bei der Pendelei unvorhergesehen etwas schiefläuft. Dazu sind sie häufiger müde, da sie meist sehr früh aufstehen müssen, um rechtzeitig im Büro zu erscheinen. So kann auch die Motivation und Produktivität unter der Fahrerei leiden, dieser Trend nimmt mit steigender Entfernung zum Arbeitsort auch zu. Durch die schon beschriebenen gesundheitlichen Auswirkungen des Pendelns, sind täglich reisende Angestellte auch öfter krankgeschrieben. All dies wirkt sich negativ auf die Performance aus, was eine Beförderung erschweren dürfte.
Da es allerdings jedes Jahr mehr Pendler gibt, ist auch der Arbeitgeber gefragt, seinen Angestellten, die Fahrerei zu erleichtern. Etwa in dem wichtige Termine nicht auf den frühen Morgen oder späten Abend gelegt werden oder die Möglichkeit zum Homeoffice gegeben wird, die besonders seit Beginn der Corona-Pandemie an Beliebtheit gewonnen hat.
Redaktion finanzen.net
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