Moderne Arbeitswelt

"New Work" - die Zukunft der Arbeitswelt?

05.05.21 23:32 Uhr

"New Work" - die Zukunft der Arbeitswelt? | finanzen.net

Der Begriff "New Work" ist mittlerweile in vielen Stellenanzeigen enthalten. Er soll Flexibilität, Eigenverantwortung, Mitspracherecht und flache Hierarchien versprechen. Doch welche Prinzipien verfolgt die "Neue Arbeit" - und was steckt wirklich dahinter?

Was ist "New Work"?

Laut dem Karriereportal "Karrierebibel" galt der Begriff New Work ursprünglich als Gegenentwurf zur vorherrschenden klassischen Form des Kapitalismus und stand für neue Arbeitsformen - also der "neuen Arbeit". Die Entstehung dieser Idee geht auf den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurück. Dabei definierte er die Werte der Neuen Arbeit als Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an der Gemeinschaft, so Karrierebibel. Im Mittelpunkt des New Work-Ansatzes stand die persönliche Freiheit von Arbeitnehmern, wodurch Menschen so arbeiten können sollen, wie sie wollen und nicht, wie es ihnen von einem veralteten System vorgeschrieben wird. "New Work sieht Arbeit als sinnstiftenden Bereich, durch den der Mensch sich verwirklichen kann", wie Karrierebibel die Grundidee New Works beschreibt.

Wer­bung

Bei einer Online-Befragung unter rund 450 Unternehmen ergab sich ein ähnliches Begriffsverständnis unter den Befragten, wie Professor Dr. Carsten Schermuly, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule SRH Berlin, gegenüber "Heise" ausführt: "Am häufigsten gehen die Befragten davon aus, dass New Work Maßnahmen sind, mit denen das psychologische Empowerment von Mitarbeitenden stimuliert wird. Dies meint das Erleben eigener Bedeutsamkeit und Kompetenz sowie Selbstbestimmung und Einfluss bei und auf die Arbeit."

Die Grundpfeiler der Neuen Arbeit

Eigenverantwortliches Arbeiten innerhalb agiler Teams, keine Abteilungsgrenzen im klassischen Sinne, flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice- und Teilzeitjobs eher Regel als Ausnahme - und ständiges Mitspracherecht, immer und überall, auch bei der Unternehmensstrategie oder der Auswahl der Kunden. So lauten laut einem Bericht der "Welt" die gängigen New-Work-Konzepte. Diese sollen darauf abzielen, dass Hierarchien, Status- und Machtdenken sowie übermäßiger Leistungsdruck aus dem Arbeitsalltag verschwinden. Im Kern gehe es darum, "dass jeder tut, was er am besten kann und wirklich tun will", so der Bericht der "Welt". Laut Carsten Schermuly definiere New Work die Wahrnehmung der Arbeitsrolle neu, wie eine aktuelle Studie ergeben habe. Die Stressbelastung sinkt, die Menschen sind zufriedener am Arbeitsplatz, die Innovationsleistung steigt und Menschen wollen sogar trotz Rentenalter in etwaigen positiven Arbeitsverhältnissen bleiben, so Carsten Schermuly.

Wer­bung

Die Auswirkungen auf die Arbeitswelt

Die Konzepte der Neuen Arbeit nehmen laut "Karrierebibel" einen unmittelbaren Einfluss auf den Arbeitsalltag, wie man ihn noch aus den Zeiten vor Ausbruch der Corona-Pandemie kennt. New Work erfordert demnach keine räumliche Nähe, sondern setzt auf dezentrales Arbeiten aus dem Homeoffice. Da die Arbeit außerdem zunehmend dezentral und ortsunabhängig ausfällt, sinkt der Bedarf an Großraumbüros. Hier spricht man "Karrierebibel" zufolge vom "New Workspace" - keine Büros, sondern "flexible Bürolandschaften" mit Telefonboxen für ruhige und ungestörte Gespräche, Ruhezonen für konzentriertes Arbeiten oder offengehaltene Bereiche für den gemeinsamen Austausch. Selbstständiges Arbeiten rückt zu Gunsten einer ausgeprägteren Work-Life-Balance verstärkt in den Mittelpunkt, so "Karrierebibel".

Carsten Schermuly führt gegenüber Heise aus, dass 90 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen angaben, dass New Work durch Digitalisierung, Homeoffice und der Implementierung von Kollaborationtools in den Unternehmen mehr Aufmerksamkeit erfahre. Mit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen disruptiven Veränderungen als Auslöser soll New Work beispielsweise bereits innerhalb der Automobilindustrie mehr Bekanntheit und Zulauf erhalten haben, so Carsten Schermuly gegenüber "Heise". Zudem gehen zwei Drittel der befragten Unternehmen davon aus, dass die Prinzipien von New Work auf lange Sicht Einzug in die Arbeitswelt halten werden.

Wer­bung

Kritik an der modernen New Work-Arbeitswelt

New Work gilt als neue, moderne, mitarbeiterorientierte Arbeitswelt. Wie Karrierebibel allerdings angibt, erfordert die erfolgreiche Umsetzung New Works eine sehr gute Organisation und Koordination. Ohne Struktur, Organisation und Absprachen könne der New Work-Ansatz schnell im Chaos enden. Zudem ist es laut Karrierebibel fraglich, in wie weit ein stärkerer Mitarbeiterfokus ein Unternehmen wirklich erfolgreicher macht. "Ein Unternehmen ist erfolgreich, wenn es die Erwartungen von Kunden erfüllt. Gerät dies in Vergessenheit, sind Mitarbeiter dank New Work zwar glücklich, für das Unternehmen sind die Konsequenzen allerdings wenig erfreulich, wenn Umsätze einbrechen und Kunden zur Konkurrenz wechseln". Kritiker beanstanden zudem die entstehende Verschmelzung von Privatleben und Arbeit. Zwar betrachten Fürsprecher dies als Vorteil, Kritiker bemängeln jedoch, dass Mitarbeiter es zunehmend schwerer haben könnten, beide Bereiche voneinander zu trennen und von der Arbeit abschalten zu können.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Rawpixel.com / Shutterstock.com