Mobbing am Arbeitsplatz

Vom Chef schikaniert - was ist eigentlich Bossing?

25.09.22 16:21 Uhr

Vom Chef schikaniert - was ist eigentlich Bossing? | finanzen.net

Komische Arbeitsatmosphäre, unfreundliche Kollegen und sinnlose Aufgaben sind Indikatoren für das sogenannte "Bossing". Was es damit auf sich hat, wurde im Folgenden recherchiert.

Was genau ist Bossing?

Unfaires und verletzendes Verhalten wird oft als Mobbing bezeichnet und ist stark mit dem edukativen Umfeld konnotiert. Derartige Verhaltensweisen treten jedoch nicht nur zwischen Schulkindern und Jugendlichen auf - auch Arbeitnehmer können ihnen im Berufsleben begegnen. Geht das Mobbing von einer hierarchisch höhergestellten Person aus, spricht man vom sogenannten "Bossing". Dabei werden Mitarbeiter systematisch isoliert und eingeschüchtert, sodass sie häufig selbst das Handtuch werfen und das Anstellungsverhältnis eigenständig beenden. Die Motive für Bossing sind dabei vielfältiger Natur. Eine große Rolle spielt jedoch der Arbeitsvertrag bzw. die Position des Mobbenden selbst. Genießt dieser nämlich beispielsweise besonderen Kündigungsschutz, lässt er der Schikane eher freien Lauf. Zu den weiteren Motiven zählen Antipathie, Neid und Missgunst aber auch Unsicherheit und Konkurrenzverhalten sowie der Versuch, von eigenen Fehlern abzulenken. Bossing kann außerdem im Rahmen des Personalabbaus auftreten, um Mitarbeiter, die nicht regulär gekündigt werden können, dazu zu bewegen, den Betrieb zu verlassen.

Daran können Arbeitnehmer Bossing erkennen

Häufig kommt es zu Beginn des Bossings zu kleineren Vorkommnissen, die Arbeitnehmern zwar seltsam vorkommen, jedoch nicht eindeutig als Bossing zu identifizieren sind. Die heimlichen Intrigen können sich jedoch schnell zu offenen Angriffen entwickeln und sogar in Beleidigungen eskalieren. Nicht selten liegt dies an der eigenen Unsicherheit des Chefs. Tritt ein Mitarbeiter nämlich kompetent und selbstbewusst auf, kann dies von weniger selbstbewussten Menschen als Bedrohung aufgefasst werden. Als Ausgleich für die bestehende oder eingebildete Minderwertigkeit, dient dabei die systematische Benachteiligung des Mitarbeiters.

Anzeichen für Bossing sind ausbleibende Einladungen zu Meetings sowie das generelle Vorenthalten von wichtigen Informationen. Echte Gespräche zwischen Mitarbeiter und Führungskraft kommen außerdem nicht mehr zustande; stattdessen werden Anschuldigungen laut, fehlerhaft gearbeitet zu haben. Mitarbeiter, die Bossing ausgesetzt sind, werden häufig verstärkt kontrolliert und mit sinnlosen Tätigkeiten betraut, während ihnen wichtige Projekte entzogen werden. Zusätzlich kann es vorkommen, dass ihr Arbeitspensum erhöht wird, bis es nicht mehr in der vereinbarten Zeit erledigt werden kann. Wenn neben dem Vorgesetzten zusätzlich die Kollegen harsch und beleidigend werden, liegt das nicht selten an gezielt platzierten Gerüchte, die in die Welt gesetzt wurden, um den Betroffenen zu schaden.

Wird die Schikane systematisch, wiederholt und über einen längeren Zeitraum von einer hierarchisch höhergestellten Person ausgeführt, handelt es sich um Bossing.

Welche Folgen hat Bossing?

Die Folgen, die das Bossing für die Opfer nach sich zieht, umfassen sowohl psychische als auch physische Symptome. Bossing-Opfer fühlen sich häufig niedergeschlagen, traurig und sind hinzukommend besonders reizbar. Gefühle der inneren Unruhe, Selbstkritik und Schlaflosigkeit können sich dabei zu einer Depression entwickeln, die in besonders schlimmen Fällen sogar zu Selbstmordgedanken führen kann. Die psychischen Symptome schlagen sich dabei auch häufig in körperlichen Beschwerden nieder. Dazu zählen stressbedingte Magen-Darm-Beschwerden, Muskelzuckungen und Kopfschmerzen.

Wie Arbeitnehmer auf Bossing reagieren können

Mögliche Missverständnisse können in einem Vier-Augen-Gespräch bereinigt werden, sodass Arbeitnehmer ihr Empfinden offen kommunizieren sollten. Das subjektive Empfinden beider Parteien sollte ernst genommen und diskutiert werden. Hilfreich sind dabei Verweise auf konkrete Situationen und Ereignisse.

Helfen Gespräche nicht weiter, sollte die Personalabteilung, der Betriebsrat oder die Geschäftsleitung benachrichtigt werden. Bevor jedoch weitere Abteilungen informiert werden, sollten stichhaltige Beweise gesammelt werden, die das Bossing belegen können. Dazu zählen E-Mails, Fotos oder auch Zeugenaussagen.

Tipp: Das Führen eines Bossing-Tagebuchs kann hilfreich sein, wenn es um das Nachweisen des schikanierenden Verhaltens des Vorgesetzten geht.

Redaktion finanzen.net

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