Millionenschwere Deals

So wertvoll wie Gold oder Öl: Darum verkaufen Musiker ihre Songrechte

28.11.22 06:30 Uhr

So wertvoll wie Gold oder Öl: Darum verkaufen Musiker ihre Songrechte | finanzen.net

Viele Musiker veräußern ihre Songrechte an große Verlage oder Investmentfonds. Der Trend führte in letzter Zeit zu mehreren spektakulären Deals in Millionenhöhe. Doch wieso geben namhafte Künstler ihre eigenen Hits so bereitwillig auf?

Millionenschwere Deals für Musikstars

In der Musikbranche ist einiges los. In jüngster Zeit schrieben mehrere Ikonen der Szene Schlagzeilen mit dem Verkauf ihrer Liedrechte an große Unternehmen. Ein Deal übertraf dabei den anderen und die ehemaligen Rechteinhaber kassierten Abermillionen für ihre Veräußerungen. Laut dem Nachrichtenportal Variety sollen beispielsweise die Erben der Pop-Legende David Bowie die Rechte sämtlicher Lieder direkt zum Jahresbeginn an den Musikverlag Warner Chappell Music abgetreten haben. Nach langen Verhandlungen habe man sich auf einen Preis von 250 Millionen US-Dollar geeinigt. Noch mehr soll der Superstar Bruce Springsteen, auch bekannt als "The Boss", abgeräumt haben. Nach Informationen der New York Times verkaufte der Rocksänger seinen gesamten musikalischen Bestand an Sony Music Entertainment für geschätzte 550 Millionen US-Dollar. Einen ähnlich guten Deal soll auch Bob Dylan geschlossen haben. Laut Stern kaufte Universal Music seinen Katalog für mutmaßliche 300 bis 500 Millionen US-Dollar. Die Liste weitere Künstler mit ähnlichen Vereinbarungen ist lang. Nach Medienberichten haben auch Interpreten wie die Red Hot Chili Peppers, Shakira, Tina Turner oder David Guetta bereits Rechte an ihren Liedern teilweise oder komplett abgegeben.

Songrechte als Investitionsgut

Käufer der Songrechte sind große Labels, Musikverläge oder Investitionsfonds. Ein besonders aktiver Akteur in diesem Geschäft sei laut Stern der britische Hipgnosis Songs Fund. Der Gründer des Fonds ist der Musikmanager Merck Mercuriadis. Er soll in der Vergangenheit schon für die US-amerikanische R&B- und Pop-Sängerin Beyoncé gearbeitet haben. Mercuriadis sieht Songrechte als Investitionsgut an und sagt laut Stern, dass sie "so wertvoll wie Gold oder Öl" seien. Besonders interessant sind für die Investoren offenbar Evergreens oder Klassiker der Musikbranche. Gegenüber dem Thought Economist erklärte Mercuriadis, dass die Einkünfte aus diesen altbekannten Liedern zuverlässig seien und man sie gut vorhersehen könne. Wird ein Lied also ständig gespielt und regelmäßig für Werbung oder Ähnliches verwendet, klingelt bei den neuen Rechteinhabern konstant die Kasse.

Corona-Pandemie und Streaming zwingen manche Stars zum Verkauf

Doch weshalb verkaufen Musiker die Rechte an ihren Werken? Natürlich sind die Angebote in Millionenhöhe äußerst verlockend und manche Stars wie beispielsweise David Guetta sagen, dass sie durch den Verkauf so frei wie noch nie sind. Schließlich seien sie nun durch das finanzielle Polster weniger abhängig vom Erfolg ihrer nächsten Lieder und Guetta selbst müsse sich im Falle eines Scheiterns weniger Gedanken darum machen, wie er seine Miete zahlen soll, sagte der Star-DJ gegenüber Billboard. Dennoch handelt es sich bei den abgetretenen Songs im übertragene Sinne um die "Babys" der jeweiligen Schöpfer. So sieht das offenbar auch Elton John, der sich nicht vorstellen könne seine Songrechte je abzugeben. Dies sagte zumindest sein Ehemann gegenüber Music Business Worldwide. Obwohl also die Trennung von den eigenen Hits vielen Musikern äußerst schwer fällt, treibt eine wirtschaftliche Schieflage innerhalb der Branche viele von ihnen zum Verkauf ihrer Rechte. Sänger, Songwriter und Gitarrist David Crosby schreibt auf Twitter, dass er regelrecht zur Veräußerung seiner Songs gezwungen ist.

"Ich kann nicht arbeiten ... und Streaming stiehlt mir meine Plattenverkäufe ... Ich habe eine Familie zu versorgen und eine Hypothek abzuzahlen, also ist das meine einzige Option ... Ich bin mir sicher, den anderen geht es genauso", erklärt Crosby in seinem Tweet. Die Corona-Pandemie hat den Künstlern einen wahren Schock versetzt. Konzerthallen können nicht mehr gefüllt werden und öffentliche Auftritte wurden auf ein Minimum reduziert. Die Einkünfte aus verkauften Eintrittskarten sind damit stark eingebrochen. Das Streaming ist beim Auffangen der Verluste eher Fluch als Segen und hilft nur marginal. Die Einnahmen sollen im Vergleich zu den ehemaligen CD- und Schallplattenverkäufen nur sehr gering sein. Diese Umsatzeinbußen lassen deshalb manchen Musikern wie David Crosby keine andere Wahl, als ihre Songrechte zu veräußern.

Nicolas Flohr / Redaktion finanzen.net

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