Massenentlassung bei Startup

Wegen Fehlinvestition in Blockchain - Startup OneFootball entlässt 150 Beschäftigte

27.03.23 23:54 Uhr

Wegen Fehlinvestition in Blockchain - Startup OneFootball entlässt 150 Beschäftigte | finanzen.net

Erst vergangenes Jahr wurde die weltweit größte Fußballplattform OneFootball zum Startup-Einhorn. Inzwischen sind harte Zeiten angebrochen - in einem internen Statement hat OneFootball die Entlassung von 150 Mitarbeitern angekündigt.

Vielversprechendes Berliner Einhorn

Die von dem leidenschaftlichen Fußballfan Lucas von Cranach bereits 2008 gegründete Fußball-Plattform OneFootball stieg erst Anfang letzten Jahres im Zuge einer Series-D-Finanzierungsrunde, in der das Unternehmen 300 Millionen Dollar einsammelte, zum Einhorn auf. Als Einhorn wird ein Startup bezeichnet, das eine Gesamtbewertung von über einer Milliarde Euro aufweist. Laut OneFootball erreicht das Unternehmen monatlich derzeit mehr als 130 Millionen Fans weltweit. Nutzer können sich auf dem Portal über die neuesten Nachrichten, Spielberichte und Transfergerüchte informieren. Ebenfalls werden Live-Berichterstattungen angeboten. Zusätzlich gibt es eine App, die derzeit auf Platz neun der meistgeladenen Apps des Apple Stores im Bereich Sport steht. Im Google Play Store wurde die App mehr als 50 Millionen Mal heruntergeladen. Trotz des großen Erfolgs steht dem Unternehmen eine große Umstrukturierung bevor. Bereits im Dezember 2022 hatte OneFootball über 60 Mitarbeitern gekündigt. In einem internen Statement wurde nun die Reduzierung der globalen Belegschaft von 470 auf 320 Beschäftigte angekündigt. Grund dafür ist ein kostspieliges Investment in den Web3-Bereich, das sich als Fehlinvestitionen herausstellte.

Fehlinvestition in Web3

Im April letzten Jahres hat OneFootball zusammen mit dem Softwareunternehmen Animoca Brands das Joint Venture OneFootball Labs gegründet. Animoca Brands entwickelt und vertreibt unter anderem Spiele und Apps, die auf der Blockchain basieren und investiert als Wagniskapitalgesellschaft in eine Reihe von Unternehmen im Web3-Bereich. Als Web3 wird eine stark dezentralisierte neue Generation des Internets bezeichnet, die auf der Blockchain-Technologie basiert. Ziel der Kooperation war es, Spielern und Vereinen zu ermöglichen, digitale Produkte und Assets, die auf der Blockchain-Technologie basieren, direkt an Nutzer der Plattform verkaufen zu können. Lediglich eine E-Mail-Adresse und eine Kreditkarte sollten Nutzer benötigen, um Artikel ihrer Lieblingsvereine und -spieler kaufen zu können. CEO und OneFootball-Gründer Lucas von Cranach begründete die Expansion ins Web3 damit, dass "die Zukunft des Fußballs abseits der Tribüne und des Spielfelds dezentralisiert und auf dem Web3 aufgebaut sein wird, um den Fans das Eigentum an Daten und digitalen Assets zurückzugeben."
Offenbar hat sich die Investition als Fehler herausgestellt. In dem internen Statement schreibt von Cranach: "Unser Optimismus verleitete uns dazu, aus den richtigen Gründen zum richtigen Zeitpunkt große Risiken einzugehen, aber als sich die Marktbedingungen änderten, waren wir nicht darauf vorbereitet. Im Nachhinein betrachtet waren diese Schritte in Richtung Web3 zu ehrgeizig". In Zukunft wolle sich OneFootball wieder auf ihr ursprüngliches Kernsegment konzentrieren, in dem man nach wie vor großartige Ergebnisse erziele. Außerdem werde in Zukunft darauf geachtet, "einen klaren Fokus auf den Übergang von einem Verlagsgeschäft zu einem Plattformgeschäft zu setzen." Um die Effizienz zu erhöhen und die Kosten zu kontrollieren, müsse das Unternehmen leider eine Reihe von Kosteneinsparungsmaßnahmen durchführen, zu denen auch die Reduzierung der Belegschaft gehört.

Schwere Zeiten für Startups

Gestiegene Kosten durch die Zinswende und Inflation bereiten vielen Startups und Einhörnern Schwierigkeiten. Schon seit längerem wird vor Entlassungswellen in deutschen Startups gewarnt. Zur Wesensart von Startups gehört es, in Wachstumsphasen sehr viel Personal einzustellen, das dann, sobald die Kosten steigen und die Einnahmen wegfallen, gekündigt wird, um schnell Kosten einzusparen. Selbst bei den großen Tech-Firmen des Silicon Valley gab es zuletzt große Entlassungswellen. Ein weiteres Beispiel für ein Berliner Einhorn, das zuletzt eine Massenkündigung durchführte, ist das Gewächshaus-Startup Infarm, das im Dezember 2022 mehr als die Hälfte seiner Belegschaft entließ. Ein weiteres Beispiel aus dem Berliner Startup-Umfeld ist die Fruchtbarkeits-App Clue, die Anfang des Jahres rund ein Viertel ihrer Belegschaft entließ.

Redaktion finanzen.net

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