Lehrkräfte

Lehrer werden ohne Lehramtstudium: Unterschiede zwischen Quereinstieg und Seiteneinstieg

04.08.24 21:28 Uhr

Ohne Lehramtsstudium unterrichten: Was Sie über Quereinstieg und Seiteneinstieg wissen sollten | finanzen.net

In Zeiten, in denen der Lehrermangel in bestimmten Fächern oder Regionen eklatant ist, sind innovative Ansätze gefragt. Zwei dieser Ansätze sind der Quereinstieg sowie der Seiteneinstieg in den Lehrerberuf. Beide ermöglichen den Berufseinstieg für Personen, die nicht den traditionellen Weg des Lehramtsstudiums eingeschlagen haben. Doch was genau unterscheidet diese beiden Zugangswege?

Prognosen zum Lehrkraftmangel in Deutschland

Wie aus einer Quelle von Statista hervorgeht, prognostiziert die Kultusministerkonferenz (KMK) für das Schuljahr 2035/36 einen Mangel von 21.000 Vollzeitlehrerstellen. Doch diese Schätzung ist im Vergleich zur Prognose vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) konservativ. So geht das IW in einer Untersuchung von einem Defizit von 66.000 Lehrerstellen aus. Wenn man Teilzeitpositionen mit in die Betrachtung einbezieht, könnte die Lücke der KMK zufolge auf 24.000 Lehrkräfte anwachsen, während das IW von 76.000 fehlenden Lehrkräften ausgeht.

Die Unterschiede zwischen Quereinsteigern und Seiteneinsteigern

Während der traditionelle Pfad zum Lehrerberuf über das Lehramtsstudium führt, existieren auch alternative Qualifikationsmöglichkeiten fürs Unterrichten an einer Schule: Quereinstieg und Seiteneinstieg. Doch obwohl sie ähnlich klingen, gibt es eindeutige Unterschiede.

Ein Quereinsteiger qualifiziert sich für den Lehrerberuf über ein Referendariat, wie quer-einstieg.de in einem Online-Beitrag berichtet. Dieses Referendariat ist vergleichbar mit dem, das auch reguläre Lehramtsstudenten absolvieren müssen. Während des Referendariats unterrichten die angehenden Lehrkräfte auf Probe und sind laut FOCUS online Beamte auf Widerruf. Nach einem erfolgreichen Abschluss und bestandenem zweiten Staatsexamen erhalten sie die volle Lehrbefähigung.

Quereinsteiger müssen hierfür einige Voraussetzungen erfüllen. Diese können je nach Bundesland variieren, aber im Allgemeinen benötigt man einen Masterabschluss in einem Fach, in dem es aktuell einen Lehrermangel gibt, wie talentagent.de in einem Online-Beitrag berichtet. Die spezifischen Mangelfächer können sich je nach Bundesland und Schulform unterscheiden. Darüber hinaus sind Fachkenntnisse in einem zweiten Studienfach erforderlich, wobei meist zwischen 45 und 60 Leistungspunkte erwartet werden, so talentagent.de weiter. Eine mehrjährige Berufstätigkeit kann ebenfalls gefordert werden, um praktische Erfahrung im jeweiligen Fach nachweisen zu können. Schließlich ist das Absolvieren eines Vorbereitungsdienstes, des Referendariats, das normalerweise zwischen 18 und 24 Monaten dauert, obligatorisch.

Dieses intensive Vorbereitungsprogramm hat den Zweck, den Kandidaten eine fundierte pädagogische und didaktische Ausbildung zu vermitteln, die sie im klassischen Lehramtsstudium erlangt hätten, wie quer-einstieg.de in einem Online-Beitrag berichtet. Durch das Referendariat bekommen Quereinsteiger somit die Möglichkeit, auch ohne erstes Staatsexamen das zweite Staatsexamen abzulegen, wie FOCUS online schreibt.

Dem gegenüber steht der Seiteneinstieg, bei dem Kandidaten direkt ins Klassenzimmer gehen und parallel dazu eine pädagogische Ausbildung absolvieren, wie FOCUS online weiter berichtet. Die genauen Bedingungen hängen in diesem Fall stark von den Vorgaben des jeweiligen Bundeslandes ab. Im Gegensatz zu den Quereinsteigern haben Seiteneinsteiger weder ein spezialisiertes Lehramtsstudium noch das damit verbundene Referendariat zu durchlaufen, so quer-einstieg.de. Seiteneinsteiger bringen in der Regel umfangreiche Berufserfahrungen aus ihrem bisherigen Tätigkeitsfeld mit.

In Schleswig-Holstein dauert die Qualifikationsperiode bei einem Seiteneinstieg beispielsweise zwei Jahre, wenn man sich für eine Vollzeitanstellung entscheidet, so das Schulamt des Kreises Dithmarschen in einem Online-Beitrag. Wählt man jedoch den Teilzeitweg, kann diese Phase 36 oder 48 Monate in Anspruch nehmen, heißt es weiter. Während ihrer Qualifizierung werden die Seiteneinsteiger in zwei Fachbereichen oder einer Kombination aus einem Fachbereich und einem Unterrichtsfach geschult.

Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass Seiteneinsteiger die erforderlichen pädagogischen Kompetenzen erlangen. Eine Verbeamtung ist laut quer-einstieg.de bei einem Seiteneinstieg in den Lehrerberuf in der Regel allerdings nicht möglich.

Große regionale Unterschiede beim Quer- und Seiteneinstieg ins Lehramt

In der Einstellungspraxis von Seiteneinsteigern und Quereinsteigern in Deutschland gibt es je nach Bundesland deutliche Unterschiede. Besonders in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Rheinland-Pfalz sind die Aussichten für Seiteneinsteiger überdurchschnittlich hoch, wie quer-einstieg.de berichtet. Dagegen nehmen Sachsen-Anhalt, Bayern und Hamburg keine Seiteneinsteiger in den Schuldienst auf. Zu beachten ist dabei, dass Bayern und Hamburg zwar den Quereinstieg ermöglichen, Sachsen-Anhalt jedoch sowohl den Seiten- als auch den Quereinstieg ausschließt.

Die meisten anderen deutschen Bundesländer nutzen die Möglichkeit des Seiteneinstiegs für sämtliche Schulformen, das heißt für allgemeinbildende wie berufsbildende Schulen. Einige Ausnahmen bestehen jedoch in Sachsen, Thüringen und Baden-Württemberg, wo der Seiteneinstieg lediglich für Berufsschulen vorgesehen ist, so quer-einstieg.de abschließend.

Redaktion finanzen.net

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