Kritik an Startup

Lieferdienst Gorillas: Nach dem Hype folgt die Ernüchterung

02.08.21 23:13 Uhr

Lieferdienst Gorillas: Nach dem Hype folgt die Ernüchterung | finanzen.net

Das 2020 gegründete Startup "Gorillas" hat in kurzer Zeit eine Milliarden-Bewertung erreicht. Doch die Probleme bleiben nicht aus. Durch andauernden Anlieferlärm und Streit mit den Mitarbeitern steht das Unternehmen in der Kritik.

Besetzte Parkplätze, vollgestellte Fußgängerwege und Lkw-Lärm - solche Szenarien kennen viele nur aus Industriegebieten. Neuerdings gibt es diese Probleme aber auch in manchen Wohngegenden in Berlin, was Anwohner zur Verzweiflung bringt. Im Zentrum dieses Problems steht das noch junge Lebensmittel-Lieferdienstunternehmen "Gorillas".

Anlieferlärm verärgert Anwohner

Das 2020 gegründete Unternehmen, das in einem rasanten Tempo eine Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro erreichte, steht nun aufgrund seines Geschäftsmodells in der Kritik. So verspricht das Startup mit Hauptsitz in Berlin auf seiner Website Lieferzeiten von nur zehn Minuten - die bestellten Lebensmittel werden dann von Fahrradkurieren ausgeliefert.

Dieses zeitliche Versprechen erfordert allerdings ein dezentrales Logistikkonzept, was zu einer hohen Anzahl an Gorilla-Lebensmittellagern inmitten von Wohngebieten geführt hat. Nach Berichten der Website "SUPERMARKTblog" haben sich vermehrt Anwohner in Berlin-Kreuzberg über Anlieferlärm und besetzte Parkplätze beschwert. So sollen vor den Lagern teilweise bis zu zehn Lkw hintereinander in zweiter Reihe parken und die Fahrräder der Kuriere regelmäßig die Fußgängerwege blockieren. Aufgrund dessen musste laut einem Artikel von "netzpolitik.org" bereits Mitte März ein Standort im Prenzlauer Berg schließen.

"Gorillas" allerdings versuche, einer Anfrage von SUPERMARKTblog zufolge, dieses Problem zu lösen. So sei das Unternehmen bestrebt, mit der Öffnung von weiteren Lagern Gebiete mit hoher Nachfrage zu entlasten. Zudem habe das Unternehmen seine Anforderungen gegenüber neuen Standorten verändert. Dies sehe man auch im Bezirk Pankow, wo eine Lagerfläche ausgewählt wurde, die nicht an einer Hauptverkehrsader liegt. Beruhigen wird sich diese Situation wohl dennoch nicht. So expandieren weitere Schnell-Lieferdienste, wie "Flink" oder "Getir", nach Deutschland.

Probleme mit Mitarbeitern

Die Standortsituation ist allerdings nicht das einzige Problem von "Gorillas". Laut Berichten des Nachrichtendienstes "heise online" fühlen sich einige Angestellte ungerecht behandelt. So kritisierten sie die Entlassung eines Mitarbeiters und warfen dem Startup Behinderungen bei der Betriebsratsgründung vor. Ausgangspunkt des Konflikts war ein Streit darüber, wer Zutritt zur Mitarbeiterversammlung erhält. Hiernach wäre, den Mitarbeitern zufolge, nur leitenden Angestellten der Zugang zur Versammlung verwehrt geblieben. Das Management widersprach und behauptete, dass ungefähr 60 bis 70 Personen nicht von den Organisatoren zur Betriebsratswahl eingeladen wurden, obwohl diese keinerlei Personalverantwortung besäßen und somit nach Recht zur Wahl zugelassen werden müssen.

Tim Adler / Redaktion finanzen.net

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