Corona-Krise: Wie man trotz Ungewissheit für die Zukunft plant
Keiner weiß so genau, wie es in und nach der Corona-Krise weiter geht - in jeglicher Hinsicht: Das öffentliche und private Leben sowie die Wirtschaft sind massiv und auf unbestimmte Zeit eingeschränkt. Dennoch oder gerade deshalb ist es wichtig, Zukunftsplanungen nicht aufzugeben.
Wer sich während der Corona-Krise auf die Zukunft vorbereiten möchte, kann keinen gewohnten Planungsweg mit genauen Vorhersagen als Anhaltspunkte einschlagen. Momentan gibt es so viele Ungewissheiten, dass der Plan wohl aller Wahrscheinlichkeit nach nicht aufgehen würde. Experten erklären, wie man plant, wenn alles ungewiss scheint.
Szenarien zu entwickeln ist das A & O
Günter Müller-Stewens ist emeritierter Betriebswirtschaft-Professor und erklärte gegenüber der WirtschaftsWoche, dass zu Zeiten der Ungewissheit keine genauen Pläne gemacht werden könnten, sondern eher der Optionsraum geöffnet werden sollte. Genaue Pläne zu machen "setzt Vorhersagen voraus, die derzeit nicht möglich sind." Daher sei es jetzt wichtig, "Szenarien [zu] entwickeln und Wahlmöglichkeiten zu schaffen."
Denn: Laut Müller-Stewens ist aus der Hirnforschung bekannt, dass Menschen, die Szenarien entwickeln, schneller als andere erkennen was auf sie zukommt - egal, ob die entwickelten Szenarien sich auch bewahrheiten. Die Mühe lohnt sich also.
"Man muss eine permanente Güterabwägung betreiben"
Unternehmer, so Müller-Stewens, müssten eine permanente Güterabwägung zwischen wirtschaftlichem Schaden und dem Wohl der Angestellten betreiben. Eine Szenarienentwicklung könnte dabei helfen. Bei der Erstellung eines Szenarios ist es wichtig, die immer neuen Entwicklungen einzubeziehen und an verschiedene Ausgangspunkte wie beispielsweise die Einschränkung des öffentlichen Lebens anzulehnen.
Fabian Sting, Professor für BWL, forscht über die Risiken in Lieferketten. Er empfiehlt gegenüber der WirtschaftsWoche, zwischen bekannten und unbekannten Unsicherheiten zu unterscheiden - und zwar nicht nur zu Corona-Zeiten: Bekannte Risiken sind beispielsweise bestehende politische Konflikte, ein Virus aber eine plötzliche Erscheinung und daher unbekannt. Gewappnet sollte man im besten Fall gegen beide Unsicherheiten sein. Die Problematik der Corona-Krise beschreibt er mit den Worten: "Die größte Herausforderung ist es, die Balance zwischen Effizienz und Flexibilität zu finden."
Es wird nicht wieder so sein wie vor der Krise
Auch Personen, die im Gegensatz zu Unternehmern weniger stark von den Auswirkungen der Maßnahmen betroffen sind, sollten sich Gedanken um ihre Zukunft machen. Denn relativ sicher ist, dass nicht alles wieder so wird, wie es noch vor ein paar Monaten war. Das Zukunftsinstitut präsentiert vier mögliche Szenarien für die Zeit nach der Krise. Diese gehen von einer "Super-Safe-Society", in der sich jeder selbst der Nächste ist über einen permanenten Krisenmodus bis hin zur resilienten Gesellschaft, die aus der Krise lernt.
Michael Horx, Gründer des Instituts, nutzt für den Blick in die Zukunft die sogenannte Re-Gnose. Dabei versetzt man sich in einen zukünftigen Zeitpunkt und blickt auf die aktuelle Gegenwart zurück, betrachtet die Situation also möglichst objektiv. Dadurch entsteht, so schreibt er auf seiner Website, eine andere Art der Zukunftsbewusstheit, was für weniger dramatisierte Prognosen sorgen kann.
Hört man auf die Experten wird klar: Wer während Corona für die Zukunft plant, sollte in jedem Fall Szenarien entwickeln - sonst sind Fehlschläge vorprogrammiert.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Brian A Jackson / Shutterstock.com