Krankmeldung

Das müssen Arbeitgeber und Versicherte über die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wissen

09.01.23 23:07 Uhr

Das müssen Arbeitgeber und Versicherte über die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wissen | finanzen.net

Zum Jahreswechsel wurde bei Krankmeldungen der gelbe Durchschlag für den Arbeitgeber abgeschafft. Stattdessen gibt es jetzt die digitale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Aber wie funktioniert diese eigentlich und was gibt es zu beachten?

Die neue eAU löst den gelben Durchschlag der AU ab

Bis Ende 2022 gab es bei der Krankmeldung immer einen gelben Durchschlag der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU). Den mussten Versicherte ihrem Arbeitgeber selbst übermitteln - damit ist jetzt Schluss.

Stattdessen gibt es für gesetzlich Versicherte den Durchschlag für den Arbeitgeber nun in elektronischer Form. Diese sogenannte elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) wird von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt direkt an die Versicherung übermittelt. Arbeitgeber erhalten das Attest damit nicht mehr von ihren Angestellten, sondern rufen es in einer digitalen Datenbank ab. So soll das bis Ende letzten Jahres bestehende System vereinfacht werden, bei dem im Rahmen einer Krankmeldung vier Bescheinigungen ausgestellt wurden: eine für den Versicherten, eine für den Arbeitgeber, eine für die Krankenkasse und eine für den Arzt. Die Bescheinigung für die Krankenkasse gibt es schon seit einiger Zeit in digitaler Form und die Bescheinigungen für Versicherte und ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte sollen in Zukunft ebenfalls digitalisiert werden. Bis dahin dauert es aber wohl noch eine Weile.

Nicht immer kann eine eAU ausgestellt werden

Janine Krupa-Soltane ist Fachanwältin für Arbeitsrecht bei der internationalen Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing und hat dem Handelsblatt erklärt, was Versicherte und Arbeitgeber bei der neuen eAU beachten müssen.

Zunächst einmal sei wichtig, dass nur gesetzlich Versicherte eine eAU bekommen, und das auch nur, wenn sie sich von Vertragsärzten krankschreiben lassen. Privatpraxen seien nicht zur eAU verpflichtet und privat Versicherte würden nicht in das System aufgenommen. Auch, wer in einem privaten Haushalt einen Minijob ausübt, solle bei der Krankschreibung um die Papierform bitten, denn hier seien die Arbeitgeber nicht dazu verpflichtet, an dem System teilzunehmen. Dasselbe gelte, wenn wegen einer technischen Störung keine eAU ausgestellt werden kann oder die Bescheinigung für einen Arbeitgeber im Ausland ist. Wer im Ausland erkrankt, solle ebenfalls den dort ausgestellten Papierschein einreichen. Das Fazit: Die eAU ist zwar der neue Standard, ersetzt den gelben Schein aber nicht vollständig.

Versicherte müssen ihren Arbeitgeber über die vorliegende eAU informieren

Wer nun aber tatsächlich gesetzlich versichert ist und von einem Vertragsarzt eine AU für einen inländischen Arbeitgeber bekommt, muss folgendes beachten: Nach wie vor gilt, dass eine Krankschreibung als Entschuldigung bei der Arbeit verpflichtend ist. Man muss also wie gehabt spätestens am vierten Tag der Krankmeldung rückwirkend eine eAU vorweisen können. Außerdem muss man den Arbeitgeber wie bis Ende letzten Jahres über die eigene Abwesenheit informieren. "Wer vergisst, sich rechtzeitig beim Arbeitgeber abzumelden, kann dafür abgemahnt werden", so Krupa-Soltane gegenüber dem Handelsblatt.

Weil aber Arbeitgeber nach dem neuen System nicht pauschal prophylaktisch die Daten ihrer Angestellten regelmäßig abrufen dürfen, müssen Angestellte neben der Abmeldung nach dem Arzttermin eine zweite Mail schreiben und den Arbeitgeber darüber informieren, dass eine eAU ausgestellt wurde, erklärt Krupa-Soltane. Weil das digitale Unterzeichnen der eAU lange dauert, so die Arbeitsrechtlerin, machen viele Ärztinnen und Ärzte dies erst nach der Sprechstundenzeit am Ende des Tages. Arbeitgebern empfiehlt sie deswegen, die eAU immer erst am nächsten Tag abzurufen, so spare man sich unnötige Arbeit. Abschließend erklärt sie die Vorgehensweise bei längerer Krankheit, wenn eine neue eAU ausgestellt wird: "Die Folgebescheinigung ist ein neuer Prozess - alles, von der Info an den Arbeitgeber, über dessen Abruf der eAU bei der Versicherung, beginnt von vorn."

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Morsa Images/Getty Images, Fernando Madeira / Shutterstock.com