Das fehlt für den E-Auto-Durchbruch in Deutschland
Für die Mehrheit der Deutschen verkörpern Elektrofahrzeuge die Zukunft. Dennoch will weniger als ein Drittel von ihnen sich in den nächsten fünf Jahren ein E-Auto kaufen.
Die Deutschen wollen keine E-Autos kaufen
Elektrofahrzeuge sind in Deutschland nach wie vor nicht so beliebt wie im Ausland. Denn während die Verkaufszahlen besonders in den USA und China immer weiter steigen, wurden hierzulande gerade einmal etwas über 70.000 E-Autos im letzten Jahr neu zugelassen. Ihr Marktanteil liegt weiterhin unter zwei Prozent und das, obwohl E-Autos für die meisten Bundesbürger die Zukunft verkörpern. Gerade mal 30 Prozent der Deutschen wollen sich in den nächsten fünf Jahren ein Elektroauto kaufen. Das ist ein Ergebnis des Mitte März erschienenen Automobilbarometers International 2018 des Kreditanbieters Consors Finanz, für das mehr als 10.600 Personen in 16 Ländern befragt wurden. Die Kaufzurückhaltung der Deutschen erstaunt umso mehr, als sie mit der E-Mobilität eine ganze Reihe positiver Eigenschaften verbinden, denn für immerhin 78 Prozent der Befragten verkörpern E-Autos die Zukunft. 92 Prozent assoziieren ein angenehmes und flexibles Fahrgefühl mit ihnen und zwei Drittel halten die E-Autos für günstig im Unterhalt.
Das Angebot kann nicht überzeugen
Die Liste an Problemen, die die Deutschen beim Kauf eines Elektrofahrzeugs sehen, ist dennoch lang. Insgesamt 69 Prozent der Deutschen treten allein aufgrund der begrenzten Reichweite von einem Kauf ab und machen klar, dass dieser Punkt für sie unverzichtbar ist. Hinzu kommt, dass jeder zweite die langen Wartezeiten während des Ladevorgangs als problematisch sieht und nicht bereit ist, diese in Kauf zu nehmen. 92 Prozent entscheiden sich letztendlich gegen die Anschaffung eines E-Autos, da sie nichtgewillt sind den hohen Preis gegenüber Autos mit Verbrennungsmotor zu zahlen. Mit mehr Infos und besseren Werbekampagnen rund ums E-Auto, im Autohaus, im Internet und in den sozialen Medien, wollen die Händler gegensteuern und die Kunden von der Elektroalternative zum Auto überzeugen. Schaut man nach China, dem größten Markt für E-Autos, haben zwei weitere Hebel erheblichen Einfluss auf das Kaufverhalten der Menschen. Denn durch eine umfangreiche Angebotsvielfalt und das Maß an staatlicher Förderung wurden allein im Jahr 2018 1,1 Millionen E-Autos im Reich der Mitte verkauft. Im Schnitt wurden dabei Prämien und Steuererleichterungen in Höhe von 23 Prozent gewährt, der Wert in Deutschland liegt bei gerade einmal 17 Prozent. Während deutsche Käufer bislang unter 65 E-Modellen wählen konnten, standen chinesischen Käufer schon im letzten Jahr 150 unterschiedliche E-Autos zur Verfügung.
"Vier von fünf Unternehmen haben in keinem einzigen ihrer Gebäude eine Lademöglichkeit für Elektroautos"
Deutschland hat eine der im weltweiten Vergleich leistungsfähigsten Automobilindustrien, ist aber bei Elektroautos nahezu ein Entwicklungsland. Und das wird vorerst so bleiben, denn es fehlt hierzulande an allem, um den E-Autos zum Durchbruch zu verhelfen. Förderung, gute Modelle und ausreichend Ladesäulen sucht man hierzulande vergeblich und auch der Drang nach Reichweite bremst die Deutschen beim E-Auto-Kauf. Hinzu kommt noch ein weiteres Problem, denn bislang gibt es kaum Lademöglichkeiten für die Elektrofahrzeuge in Mehrfamilienhäusern. Eine aktuelle Umfrage des ADAC ergab, dass zwei Drittel der deutschen Bürger in Mehrfamilienhäusern wohnen und nicht die Möglichkeit haben, ein Elektroauto zu Hause aufzuladen. Befragt wurden mehr als 300 Immobilienunternehmen, die in elf deutschen Großstädten zusammen 4.815 große Tiefgaragen und Parkflächen verwalten. Sie gaben außerdem an, dass es in 96 Prozent der Tiefgaragen nicht einmal eine Steckdose gibt und nur zwei Prozent der Parkflächen verfügen überhaupt über eine benötigte Ladesäule. Zusätzlich gab der ADAC bekannt: "vier von fünf Unternehmen haben in keinem einzigen ihrer Gebäude eine Lademöglichkeit für Elektroautos". Und der Mangel an Ladestationen wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern, denn die Umfrage ergab, dass lediglich ein Viertel der befragten Unternehmen in Betracht zieht, in den nächsten drei Jahren Lademöglichkeiten für Elektroautos in ihren Objekten einzurichten.
Redaktion finanzen.net
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