Karrierestarter

"Chamäleon-Effekt" richtig anwenden: So werden Gehaltsverhandlungen effektiver

06.10.24 21:44 Uhr

Die Kunst des Chamäleon-Effekts: Effektive Anwendung in Gehaltsverhandlungen | finanzen.net

Bei einem Bewerbungsgespräch oder einer Gehaltsverhandlung sind diverse Faktoren für einen erfolgreichen Verlauf entscheidend. Einen dieser Aspekte stellt die Sympathie dar. Diese kann durch einen einfachen Trick verstärkt werden.

Menschliches Bedürfnis nach Symmetrie

Der Chamäleon-Effekt ist ein in der Psychologie bereits lange bekannter Begriff, welcher durch die US-Psychologen Tanya Chartrand und John Bargh geprägt wurde, wie das Spektrum der Wissenschaft berichtet. Gemeint ist damit das Phänomen "Mimikry", also "Tendenz von Menschen, einander im Gespräch nachzuahmen, vor allem in der Sprechweise, Mimik und Gestik - meist automatisch und ohne dass es ihnen bewusst wird", wie Wissenschaftsmagazin erklärt. Dahinter scheint das menschliche Bedürfnis nach Harmonie und Symmetrie zu stecken, denn Mimikry, sprich der "Chamäleon-Effekt", fördert die Sympathie untereinander - das konnte auch durch experimentelle Forschung belegt werden. Maike Salazar Kämpf von der Universität Leipzig erläutert gegenüber Spektrum: "Mimikry ist eine spontane Verhaltensweise, durch die wir anderen ähnlicher werden. Vielleicht fühlt sich unser Gegenüber dadurch mit uns verbundener". Nichtsdestotrotz tritt dieser Effekt insbesondere dann auf, wenn man mit Menschen zutun hat, die einem ohnehin sympathischer sind, wie es weiter heißt. Das Gegenüber wiederum empfindet den Nachahmer als sympathischer und so ergibt sich ein Kreislauf, der die Sympathie zwischen den Gesprächspartner erhöht. Salazar Kämpf untersuchte das Phänomen 2018 mit Kollegen und bezeichnete den "Chamäleon-Effekt" als sozialen Klebstoff.

Vorstellungsgespräch und Gehaltverhandlung

Dieser unbewusste Ablauf des "Chamäleon-Effekts" wird nun durch die sogenannte Spiegeltechnik aufgegriffen, um durch eine bewusste Anwendung von Mimikry höhere Sympathie in Bewerbungsgesprächen und Gehaltsverhandlungen aufzubauen. Auf diese Weise soll die emotionale Distanz verringert und die Situation positiv für den Bewerber beeinflusst werden. Dabei solle man sein Gegenüber subtil nachahmen, beispielsweise durch Anpassung der eigenen Wortwahl, des Sprachtempos oder auch der Körpersprache, so Merkur.de. Ziel ist es dabei, möglichst authentisch zu wirken und seinen Gesprächspartner genau zu analysieren. Stellt man mit der Zeit fest, dass die Bewegungen des anderen ebenfalls den eigenen folgen, kann man von einem Erfolg der Technik und gesteigerter Sympathie ausgehen.

Wichtig ist jedoch, dass die Anwendung der Technik Übung bedarf, um nicht offensichtlich zu werden. Bekommt der Gesprächspartner das Gefühl, nachgeahmt zu werden, kann der Effekt ins Negative umschlagen und die Antipathie nimmt zu. Besteht bereits Misstrauen oder Antipathie, sollte die Spiegeltechnik Experten zufolge nicht eingesetzt werden. Psychologin Katja Likowski von der Universität Würzburg betont die negativen Konsequenzen in einem Interview mit dem Portal karrierebibel.de: "Die Imitation kann die Ablehnung dann eher noch verstärken". Weniger ist hier also manchmal mehr.

Redaktion finanzen.net

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