Tief nach dem Urlaub? - So kommt man gegen das Post-Holiday-Syndrom an
Stress, schlechte Stimmung und schlechte Leistungen nach dem Urlaub sind keine Seltenheit - das Phänomen hat sogar einen eigenen Namen: "Post-Holiday-Syndrom". Es lässt sich jedoch nicht nur betiteln, sondern auch lindern und sogar gänzlich umgehen. Dazu können nicht nur die betroffenen Arbeitnehmer, sondern auch ihre Arbeitgeber beitragen.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hat Robin Kaufman, Psychologe vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) in Konstanz, zum Post-Holiday-Syndrom interviewt. Dabei merkt Kaufman gleich an, dass die Bezeichnung "Syndrom" eigentlich nicht korrekt ist: "Es geht nicht um eine Krankheit, sondern um einen relativ kurzfristigen Effekt", der durch die Umstellung von Entspannung auf Belastung ausgelöst werde. Dazu könne etwa ein anderer Schlafrhythmus gehören. Um den Effekt so gut wie möglich in Schach zu halten, ganz zu verhindern und in jedem Fall einer Post-Holiday-Depression vorzubeugen, gibt es einige Strategien. Dabei geht es allem voran um einen sanften Wiedereinstieg in die Arbeitswelt.
Einen Tag ohne berufliche Termine einplanen
Von verschiedenen Experten wird empfohlen, nach dem Urlaub einen Arbeitstag nur dem Beantworten von Mails und der Wiedereinarbeitung in die beruflichen Themen zu widmen. Dabei ist es hilfreich, nicht am laufenden Band von Kunden kontaktiert zu werden. Um dies zu verhindern, kann man ihnen zum Beispiel vor dem Urlaub mitteilen, man sei ab Dienstag wieder verfügbar oder aus dem Urlaub zurück - so bleibt der Montag für das Beantworten von (internen) Mails und die Strukturierung der nächsten Tage. Das RND empfiehlt unter Verweis auf die Initiative für Neue Qualität der Arbeit (INQA), am ersten Arbeitstag einen Plan für die nächsten Tage zu erstellen und sich, falls man Schichtdienst hat, ausreichend Zeit für die Übergabe zu nehmen.
Vor dem Urlaub schon die Woche nach dem Urlaub planen
Ein anderer Tipp, den das RND gibt, ist, bereits vor dem Urlaub die ersten Tage nach dem Urlaub zu organisieren. So könne es hilfreich sein, sich für die ersten Tage kein Mammutprojekt, sondern lieber kleinere Aufgaben vorzunehmen - also sollte das Mammutprojekt (wenn möglich) bereits vor dem Urlaub fertiggestellt werden. Liegt dann nach dem Urlaub doch ein Berg Arbeit auf dem Schreibtisch, wird vom RND eine ToDo-Liste empfohlen.
Stressbewältigung: "Ihr Bestes ist Genug!"
Die INQA schreibt in einer Broschüre: "Ihr Bestes ist Genug!". Sich daran nach dem Urlaub zu erinnern und eine Aufgabe gegebenenfalls zu delegieren oder ein paar Tage aufzuschieben, ist ebenfalls hilfreich, wenn es um Stressminderung geht. Kaufman regt dazu an, im Hier und Jetzt zu bleiben und wird vom RND wie folgt zitiert: "[Man kann sich etwa sagen:] Halt, das bringt mir gar nichts, mich aufzuregen. Ich mache das weiter, was ich gerade machen kann."
Während der Urlaubszeit
Kaufman rät außerdem dazu, auch für den Urlaub so viele stressfreie Aktivitäten wie möglich zu planen - ansonsten würden sich der Urlaubsstress und der Arbeitsstress nur summieren und es sei niemandem geholfen. Er sagt außerdem: "Am besten gibt man sich noch in der Urlaubszeit zwei bis drei Tage Übergangsfrist zuhause. […] Dann kann man ankommen, den Schlafrhythmus anpassen und sich innerlich wieder auf Arbeit einstellen."
Unterstützung vom Arbeitgeber: die Unternehmenskultur
Nach dem Urlaub ist es Kaufman zufolge möglich, die Entspannung mit ins Büro zu nehmen. Dafür solle man beispielsweise ausreichend Pause machen, auf die eigenen Bedürfnisse achten und sich mit den Kollegen über den Urlaub unterhalten. Inwiefern dies möglich ist, können Vorgesetzte und die Unternehmensleitung stark beeinflussen. Deswegen empfehlt die psyGA, ein Bestandteil von der INQA, die Unternehmenskultur so zu gestalten, dass Urlaubsrückkehrer sich wohl fühlen. Man könne etwa als Vorgesetzter auf den Urlaubsrückkehrer zugehen und fragen, wie die Auszeit war. Die INQA weist außerdem darauf hin, dass Chefs immer ein wichtiges Vorbild in puncto Achtsamkeit und Gesundheit sind: Leben Chefs Wertschätzung, Auszeiten, Reflexion und Unterstützung innerhalb der Firma vor, gehen auch die Angestellten diesen Weg - was nicht nur Urlaubsrückkehrer einen besseren Wiedereinstieg ermöglicht, sondern allgemein für eine bessere Stimmung am Arbeitsplatz sorgen kann.
Redaktion finanzen.net
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