Bewerbungsgespräch: Diese Frage spielt laut Experten keine Rolle mehr
"Wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren?" - Diese vielgestellte Frage bereitet einigen Bewerbern Bauchschmerzen. Laut dem Vize-Präsidenten von LinkedIn, Aneesh Raman, ist diese Frage jedoch nicht mehr zeitgemäß.
Die Frage nach der Zukunftsplanung
Personaler wollen mit der Frage "Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?" keine detaillierte Aufstellung der Zukunft. Vielmehr geht es darum, berufliche Ziele und das Level an Engagement für den Beruf herauszufinden, wie das Portal glassdoor.de berichtet. Der Karriereplan sei ein Indikator der Passung des Bewerbers zum Unternehmen und man könne herausfinden, ob ein langfristiges Investment lohnt. Bastian Hughes ist Karrierecoach und fasst im Gespräch mit Glassdoor das Wichtigste zusammen: "Ziel der Frage ist es herauszufinden, ob Bewerber:innen einen Plan haben und welche Ziele sie verfolgen möchten. Personaler:innen wollen jedoch in den seltensten Fällen wirklich wissen, was der Plan konkret ist. Es geht eher darum, wie man seine Ziele verfolgt und erreicht. Der Fokus liegt auf der Zielstrebigkeit. Viele aktuelle Geschehnisse zeigen, dass man nur bedingt fünf Jahre in die Zukunft planen kann. Personaler:innen wollen mit dieser Frage auch herausfinden, was Bewerber:innen tun, wenn äußere Einflüsse die Erreichung des ursprünglich geplanten Ziels verhindern".
Nur die Veränderung ist sicher
Im Gegensatz zu Hughes äußert sich Aneesh Raman, Vize-Präsident von LinkedIn, im Gespräch mit CNBC Make It eher kritisch gegenüber der Frage nach der Zukunftsplanung. Seiner Meinung nach solle man sich nicht um die nächsten fünf oder zehn Jahre sorgen. Technologische Entwicklungen wie künstliche Intelligenz erschweren die Planung ohnehin - schließlich sei es nicht möglich zu sagen, welche Berufe in ein paar Jahren überhaupt noch bestünden. "Die einzige Konstante für das kommende Jahrzehnt ist die Veränderung", erklärt Raman.
Seiner Meinung nach solle man sich weniger darauf fokussieren, welche Position man später einmal belegen möchte. Viel bedeutsamer seien die Fähigkeiten, welche man sich aneignen möchte, da Personaler hier den Fokus drauflegen. Eine Erhebung von LinkedIn habe gezeigt, dass Recruiter sogar bis zu fünfmal häufiger auf Grundlage der Fähigkeiten einstellen. Damit seien sie sogar wichtiger als Schulabschlüsse. Damit einhergehend sei auch das Thema Lernen besonders relevant. "Finden Sie den Weg zu Ihrer Liebe zum Lernen, wo Sie sich für das Lernen begeistern, weil Sie neugierig und entschlossen sind, bestimmte Fähigkeiten oder Fachgebiete besser zu beherrschen", erklärt Raman.
Mögliche Antworten
Wird man nun doch gefragt, wo man sich in fünf Jahren sieht, scheint es hilfreich, eine Antwort parat zu haben. Dabei sollte man jedoch keine vorgefertigte Antwort auswendig lernen und stupide vorsagen. Neben einer cleveren Antwort ist nämlich vor allem die Authentizität bedeutsam, erklärt Bastian Hughes. Laut karrierebibel.de sollte eine professionelle Antwort stets vier Elemente beinhalten: (1) Entwicklung, (2) Perspektive, (3) Übereinstimmung und (4) Freude.
Bei der Entwicklung gehe es darum aufzuzeigen, dass man stets danach strebt, sich selbst voranzubringen, sowohl persönlich als auch fachlich. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar, die eigene Einstellung jedoch schon.
Durch das Aufzeigen einer langfristigen Perspektive könne dem Unternehmen Loyalität verdeutlicht werden. Man ist nicht bereits auf der Suche nach dem nächsten Job, sondern kann sich auch für einen langen Zeitraum einen Platz im Unternehmen vorstellen.
Die Übereinstimmung mit den Werten und Zielen des Unternehmens könne von Vorteil sein, um sich besser zu integrieren. Die Darstellung als geeigneter Mitarbeiter für das Unternehmen kann hierbei einfacher fallen, je stärker die Übereinstimmung ist. Dennoch gilt: Ehrlichkeit währt am längsten. Lügen werden meist sofort durchschaut.
Zuletzt sei es von Bedeutung, die eigene Freude und Begeisterung für den Beruf beziehungsweise den angebotenen Job zu vermitteln. Durch "ein bisschen Enthusiasmus" demonstriere man die Bereitschaft und den Willen, zukünftige Herausforderungen zu meistern.
J. Vogel / Redaktion finanzen.net
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