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Vom Startup zum Milliarden-Unternehmen: Online-Bezahldienst Stripe setzt Expansion fort

08.02.19 23:11 Uhr

Vom Startup zum Milliarden-Unternehmen: Online-Bezahldienst Stripe setzt Expansion fort | finanzen.net

Die beiden Collison-Brüder haben 2010 mit Stripe Inc. das mittlerweile wertvollste Online-Bezahl-Startup gegründet. In einem Interview gaben sie Einblicke in die Zukunft des Unternehmens.

Globalisierung als Strategie

Der privat geführte Online-Bezahldienst Stripe Inc. hat dank der 100 Millionen-US-Dollar-Investition in der vergangenen Woche eine Unternehmensbewertung von 23 Milliarden US-Dollar erreicht. Trotz sich täglich zuspitzender Handelskriege, volatilen Währungen sowie unkalkulierbaren Regierungen, sind die Stripe-Investoren weiterhin optimistisch - obwohl jegliche Behinderungen des Welthandels dem Geschäft schaden könnten. Der Online-Bezahldienst hat das Potenzial, immer mehr Transaktionen in immer mehr Ländern abzuwickeln.

Als die Brüder Patrick und John Collison das Unternehmen 2010 gründeten, verankerten die beiden die fortschreitende Globalisierung in der strategischen Grundausrichtung ihres Unternehmens. Zudem sollten ökonomische Stabilität und der wachsende internationale Handel das Geschäftsmodell florieren lassen. Die letzten Jahre zeigten jedoch einen Trend in die entgegengesetzte Richtung auf. "Die globale ökonomische Zusammenarbeit verspürt einen Gegenwind wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das erschwert die globale Expansion von Unternehmen im Allgemeinen", so Patrick Collision gegenüber "Bloomberg". Sinkende Konsumausgaben, politische Belastungen oder höhere Hürden durch die Politik können Stripe teuer zu stehen kommen.

Stripes Expansion setzt sich fort

Stripe ist aktuell in 23 Ländern verfügbar - in den nächsten Monaten sollen weitere sechs hinzu kommen. Trotz der steigenden Anzahl der Globalisierungsgegner in einigen Teilen der Welt, setzt das Unternehmen weiterhin auf die seit Gründung angewandte Strategie. Nicht zuletzt, da der Unternehmenserfolg von dieser abhängig ist. Zu den neuen Märkten zählen Lettland, Griechenland, Estland, Litauen, Malaysia und Polen. Trotz dem dort vorherrschenden volatilen Geschäftsklima, sehe Stripe das Potenzial dieser Märkte als lohnenswert an, hieß es. Ebenfalls habe der CEO ein Auge auf den indischen Markt geworfen. Hier stellen die lokalen Behörden das Unternehmen jedoch noch vor Hindernisse. Im Rahmen der Mitarbeiterakquise, sollen zudem mehr Angestellte im Ausland als in der Unternehmenszentrale eingestellt werden. "Es gibt so viel markt- und länderspezifisches Geld. Wir wollen nicht dieses Unternehmen aus San Francisco sein, das sich einmischt, glaubt alles zu wissen und für alles eine Antwort hat", so Patrick Collison gegenüber "Bloomberg". Stripe-Headhunter scheinen in letzter Zeit vor allem bei der Alphabet-Tochter Google fündig zu werden. Zuletzt ist die ehemalige Google Cloud-CEO Diane Greene als viertes Mitglied zum Stripe-Board gewechselt.

Die Kunden von morgen

Das Unternehmen profitiert aktuell vor allem vom wachsenden Online-Handel. Jedoch investiert der Online-Bezahldienst schon heute in die Zukunft. Auf den ersten Blick wirken das vierteljährlich erscheinende Magazin "Increment", die Online-Community und das Drucken von Büchern recht abwegig. Laut Patrick Collison haben diese Produkte und Dienstleistungen einen strategischen Hintergrund. Leute sollen Anregungen in den Artikeln finden und dazu motiviert werden, ein eigenes Online-Geschäft zu gründen. In einem solchen Szenario würden, laut Collison, die Neugründer das Online-Bezahlsystem von Stripe favorisieren. "Das sind nicht nur Wohlfühl-Projekte", so Collison im "Bloomberg"-Interview. Den Erfolg des Unternehmens mache jedoch die Dynamik und der Erfolg der Internetwirtschaft aus. Sollte diese gegeben sein, so können solche Faktoren laut Collison von Bedeutung sein.

Bevor das Unternehmen jedoch die Lösungen von morgen bewältigen kann, muss sich der Online-Bezahldienst den Problemen von heute stellen. Aktuell wird Stripe ein Patentklau vor dem California Federal Court vorgeworfen. Laut Boom!Payments und dem Gericht hat Stripe das Technologie-Patent des erstgenannten geklaut und darauf basierend das eigene Geschäft aufgebaut.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: JACQUES DEMARTHON/Getty Images