Inflation: Lohnt sich Tanken und Einkaufen hinter der französischen Grenze?
Schon seit Jahren kaufen viele Französinnen und Franzosen in Deutschland ein - angesichts der hier stark gestiegenen Preise dreht sich der Trend nun um und es fahren immer mehr Deutsche zum Tanken und Einkaufen nach Frankreich. Lohnt sich das?
Lange Zeit galten die deutschen Supermärkte für Französinnen und Franzosen aus Grenznähe als besonders günstige Einkaufsmöglichkeit. Das hat sich mit der hohen Inflationsrate nun geändert. Stattdessen fahren seit einigen Monaten immer mehr Deutsche für den Wocheneinkauf und auch zum Tanken nach Frankreich. Sind die Preise im Nachbarland wirklich so viel niedriger?
Mehr und mehr Deutsche in den französischen Supermärkten
Ja, sagen Besucherinnen und Besucher eines französischen Supermarkts nahe der deutschen Grenze im Interview mit dem SWR: "Getankt haben wir auch hier. Klar, es gibt gewisse Artikel, die sind hier teurer. Das ist richtig. Aber wenn man sich ein bisschen gezielt umschaut - etwa Butter für 1,80 Euro - drüben zahle ich drei Euro", berichtet eine deutsche Kundin. Gleichzeitig erzählt ein französischer Kunde, er sei früher jede Woche in Deutschland einkaufen gegangen. Mittlerweile lohne sich das nur noch für bestimmte Lebensmittel, die es in den französischen Supermärkten nicht gibt. Während früher also viele Französinnen und Franzosen einfach für einen günstigen Einkauf in den nächsten deutschen Supermarkt gefahren sind und die Deutschen in Straßburg oder Colmar besonderen Käse und gutes Baguette gekauft haben, hat sich dieses Muster in den letzten Monaten mehr oder weniger umgedreht. Wie der SWR berichtet, hatten etwa die Hälfte der Autos vor dem französischen Intermarché ein deutsches Kennzeichen.
Frankreich: Niedrigste Inflation in der ganzen EU
Dass sich das Preisverhältnis so sehr geändert hat, liegt an den verschiedenen Inflationsraten in Deutschland und Frankreich: Während die jährliche Inflationsrate in Deutschland im September laut Eurostat 10,9 Prozent betrug und damit genau dem EU-Durchschnitt entsprach, lag sie in Frankreich bei nur 6,2 Prozent - so niedrig wie in keinem anderen EU-Land. Waren die Preise also vor der Krise in Frankreich etwas höher, haben sie sich nun angeglichen und liegen teilweise deutlich unter den deutschen Preisen.
Sprit ist 30 Cent billiger als in Deutschland
Außerdem ist Tanken in Frankreich deutlich günstiger als in Deutschland. Nach Angaben der Vergleichsplattform GlobalPetrolPrices.com hat ein Liter Benzin hierzulande Mitte Oktober 1,94 Euro gekostet, während es in Frankreich nur 1,66 Euro waren. Das liegt zum einen an den schon seit Jahren staatlich gedeckelten Preisen für Strom, Gas und Sprit, zum anderen am französischen Pendant des deutschen Tankrabatts: So werden an den Tankstellen noch bis Mitte November 30 Cent vom eigentlichen Spritpreis pro Liter abgezogen, danach werden es bis Ende des Jahres zehn Cent weniger sein. Profitieren sollen davon eigentlich die französischen Haushalte, nun kommt es jedoch auch Deutschen aus Grenznähe zugute.
Aktuell sind die Preise hinter der französischen Grenze alles in allem also tatsächlich niedriger als in Deutschland, womit sich Tanken und Einkaufen im Nachbarland durchaus lohnen kann. Dabei dürfen natürlich nicht die Anfahrtskosten außer Acht gelassen werden - zum Sparen nach Frankreich zu fahren lohnt sich nur für Menschen, die in Grenznähe wohnen. Sehr lange Anfahrtswege sind außerdem natürlich umweltschädlich.
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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