Von der Rolle: Coronavirus sorgt in Asien für Klopapier-Panik
Überfall auf einen Klopapier-Transport in Hongkong, Hamsterkäufe der Rollen in Japan und sogar Einkaufsbeschränkungen in Australien - in der Krise um die Ausbreitung des Coronavirus lassen Hamsterkäufe Toilettenpapier in Asien und Australien als rares Gut erscheinen.
Auch in Deutschland verzeichnen Händler eine rege Nachfrage, teilweise hinterließen besorgte Verbraucher leere Regale.
In Asien hat sich Klopapier zum Ziel Nummer eins bei Hamsterkäufen entwickelt. Bilder leerer Regale werden in den sozialen Netzwerken gepostet, in Japan versucht das Wirtschaftsministerium, mit einer eigenen Kampagne die Bürger zu beruhigen. Es versendet über Twitter Bilder von Lastwagen voller Klopapier, die die Supermärkte beliefern. "Wir wollen den Verbraucher eine Botschaft senden", sagte Sprecher Yasushi Nozawa - es sei genug des gefragten Guts vorhanden. In Taiwan suchte Premier Su Tseng-chang die Bürger via Facebook mit der Botschaft zu beruhigen, das jeder Mensch "nur einen Hintern hat".
In Australien, wo das Virus ebenfalls um sich greift, musste sogar mehrmals die Polizei ausrücken, um Konflikte um Klopapier in Supermärkten zu schlichten. Ein durch einen technischen Defekt abgebrannter Lastwagen, dessen Klopapier-Ladung Raub der Flammen wurde, schaffte es sogar in die nationalen Schlagzeilen. Die Tageszeitung NT News legte angesichts der Klopapier-Nachfrage ihrer Publikation eine acht Seiten starke, unbedruckte Beilage bei - sie wolle dem Land geben, wonach es verlange, erklärte sie. Simon Griffiths, Mit-Gründer eines Unternehmens, das Klorollen aus recyceltem Papier herstellt, berichtet, die Nachfrage sei explodiert - binnen eines Tages sei der Umsatz um 1100 Prozent angestiegen. Aber auch haltbare Lebensmittel und Desinfektionsmittel sind gefragt.
Der auf das Einkaufsverhalten spezialisierte australische Psychologe Adam Ferrier hat eine Erklärung für das Verhalten seiner Landsleute. Die schiere Größe von Klopapier-Packungen mit zahlreichen Rollen als Inhalt lasse das Gefühl entstehen, einen substantiellen, wichtigen Kauf gemacht zu haben. Man habe das Gefühl, etwas getan zu haben - der Verbraucher vermittele sich mit dem Kauf den Eindruck, dass er die Lage unter Kontrolle habe.
Auch Handelsketten und Verbände in Deutschland hatten über eine verstärkte Nachfrage aus dem Hygienebereich wie Toilettenpapier berichtet. In manchen Supermärkte gab es leere Regale. Die Nachfrage nach Toilettenpapier in Deutschland sei stark angestiegen, sagte ein Sprecher des Essity-Konzerns, der hinter den Marken Tempo und Zewa steht.
Tokio/Sydney (Reuters)
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