Greyhound übernommen: FlixBus sichert sich Marktführerschaft
FlixMobility, die Muttergesellschaft des Fernbusanbieters FlixBus, hat am 21. Oktober 2021 die Übernahme des US-amerikanischen Konkurrenten Greyhound bekanntgegeben. Damit setzt das Münchner Unternehmen seine globale Expansion fort und stärkt seine Stellung auf dem nordamerikanischen Markt. Die Akquisition birgt aber auch Risiken.
172 Millionen US-Dollar für Greyhound Lines
Insgesamt flossen für die Übernahme von Greyhound Lines, den größten Fernbusanbieter in den Vereinigten Staaten, 172 Millionen US-Dollar. Der Kauf fand jedoch nicht direkt zwischen dem ehemaligen Eigentümer, der britischen FirstGroup, und FlixMobility statt, sondern wurde über die 100-prozentige Tochter Neptune Holding abgewickelt. In der Transaktion enthalten sind hierbei unter anderem die Fahrzeugflotte und die Handelsmarke von Greyhound. Die Bürogebäude der Gesellschaft verbleiben hingegen beim ehemaligen Mutterunternehmen FirstGroup und werden laut eigenen Angaben zu marktüblichen Preisen an die neuen Inhaber vermietet. Jedoch sei bereits in Planung, die Immobilien in den kommenden drei bis fünf Jahren ebenfalls zu veräußern.
Im Kaufpreis in Höhe von 172 Millionen US-Dollar enthalten sind jedoch Barzuschüsse, die im Rahmen des Coronavirus Economic Relief for Transportation Services ('CERTS')-Programms des US-Finanzministeriums in Höhe von insgesamt 108 Millionen US-Dollar an das Unternehmen beigesteuert wurden sowie Schulden von ca. 14 Millionen US-Dollar. Zusätzlich werden 32 Millionen US-Dollar von FlixMobility bzw. Neptune Holding als bedingungslose, aufgeschobene Gegenleistung in regelmäßigen Raten über die nächsten 18 Monate (oder früher) zu einem Zinssatz von fünf Prozent pro Jahr gezahlt. Nach einer Bereinigung dieser Werte ergibt sich ein Unternehmenswert auf schuldenfreier und bargeldloser Basis von rund 46 Millionen US-Dollar für Greyhound Lines.
Legendäre amerikanische Busmarke zum Schnäppchenpreis
Ruft man sich den ehemaligen Kaufpreis von Greyhound Lines in Erinnerung, den FirstGroup im Jahr 2007 für den US-amerikanischen Fernbusanbieter hinblättern musste, so kommen einem 172 Millionen respektive 46 Millionen US-Dollar wie ein wahres Schnäppchen vor. Wie die Tagesschau berichtet, musste das britische Unternehmen nämlich damals für die Übernahme stolze 3,6 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen. Dementsprechend froh sind die Verantwortlichen von FlixMobility über die gemeisterte Akquisition. "Eine stetige Weiterentwicklung unseres Netzes durch Kooperationen oder Zukäufe ist schon immer ein wesentlicher Teil unserer Wachstumsstrategie, um unsere globale Präsenz weiter auszubauen. Die Übernahme von Greyhound bringt uns hier einen entscheidenden Schritt weiter und stärkt die Position von FlixBus in den USA. Beide Unternehmen teilen die gemeinsame Vision für erschwingliche, smarte und nachhaltige Mobilität für alle", äußert sich Jochen Engert, Mitgründer und CEO von FlixMobility in der Pressemitteilung. Mit Greyhound übernimmt das Münchner Unternehmen schließlich nicht irgendeinen Fernbusanbieter, sondern den führenden und berühmtesten in den ganzen USA. Die Busse sind aus Film und Fernsehen bekannt und gehören zum Teil auch zur US-amerikanischen Kultur.
FlixBus muss den Turnaround schaffen
Doch der relativ niedrige Preis kommt nicht ohne Grund für FlixMobility zustande. Greyhound hat in der Vergangenheit einiges von seinem Prestige eingebüßt. Laut der Tagesschau sind die besten Zeiten des über 100 Jahre alten Busunternehmens längst vorbei. Während in den 80er und 90er Jahren noch bis zu 40 Millionen Menschen mit Greyhound durch die USA gereist sein sollen, beförderte der Fernbusanbieter im Jahr 2006 lediglich 19 Millionen Passagiere. Im Jahr 2019 sanken die Zahlen sogar auf 16 Millionen. Danach setzte laut Tagesschau die Corona-Pandemie der Traditionsgesellschaft zu. Nach Angaben von FirstGroup erwirtschaftete Greyhound in den 52 Wochen bis 27. März 2021 einen Umsatz von insgesamt 422,6 Millionen US-Dollar und ein EBITDA in Höhe von 37,4 Millionen US-Dollar. Als bereinigter Betriebsgewinn blieben lediglich magere 1,8 Millionen US-Dollar übrig.
Die Flotte von Greyhound umfasst laut eigenen Angaben 1.300 Fahrzeuge und 2.400 Mitarbeiter. Mit diesen fährt das Busunternehmen 1.750 Ziele in ganz Nordamerika an. Der Erfolg der Transaktion hängt nun davon ab, ob FixBus mit den gegebenen Mitteln den Turnaround für Greyhound schaffen kann. André Schwämmlein, Mitgründer und CEO von FlixMobility, zeigt sich indes optimistisch: "Menschen in ganz Nordamerika wünschen sich völlig zu Recht erschwingliche und nachhaltige Reisealternativen zum privaten Auto. Gemeinsam werden FlixBus und Greyhound der gestiegenen Nachfrage nach umweltfreundlicher Mobilität in den USA Rechnung tragen. Wir werden den Erfolg, den wir bereits in 36 weiteren Ländern mit unserem innovativen und kundenorientierten Service erzielt haben, weiterführen."
Redaktion finanzen.net
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