Finanzielle Notlage: Ein Drittel der Deutschen kann mit dem Gehalt nicht mehr auskommen
Die gegenwärtige Inflationsrate und die daraus resultierenden Preissteigerungen haben in Deutschland weitreichende Auswirkungen. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage von YouGov im Auftrag der zur Deutsche-Bank-Gruppe gehörenden Postbank veranschaulicht die finanzielle Situation der Arbeitnehmer in Deutschland und zeichnet ein besorgniserregendes Bild. Doch mehr dazu im folgenden Beitrag.
Finanzielle Grenzen
Von den Befragten gaben fast ein Drittel an, dass die steigenden Preise sie an ihre finanziellen Grenzen bringen. Besonders betroffen sind Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 2.500 Euro, wobei 43 Prozent in dieser Gruppe angaben, dass ihr aktuelles Einkommen nicht ausreicht, um die laufenden Lebenshaltungskosten zu decken.
Diese finanzielle Belastung wird durch die hohe Inflationsrate von 7,2 Prozent im April 2023 noch verschärft. Insbesondere die Kosten für Nahrungsmittel und Energie sind gestiegen, mit einem Anstieg von 17,2 Prozent bei Nahrungsmitteln und 6,8 Prozent bei Energie innerhalb eines Jahres.
Die deutsche Bundesregierung hat zwar Maßnahmen eingeleitet, um die steigenden Energiepreise zu dämpfen, darunter rückwirkend zum 1. Januar in Kraft getretene Preisbremsen für Erdgas, Strom und Fernwärme, aber die Auswirkungen auf die Haushalte sind dennoch spürbar.
Die durchschnittlichen Konsumausgaben eines Haushalts in Deutschland betrugen 2021 etwa 2.623 Euro pro Monat. Etwa 37 Prozent dieser Ausgaben, 966 Euro, gingen auf das Konto von Wohnung, Energie und Wohnungsinstandhaltung, während weitere 15 Prozent oder 402 Euro für Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren und Ähnliches aufgewendet wurden.
Sparquote konnte dennoch teilweise erhöht werden
Das durchschnittliche Bruttogehalt für Arbeitnehmer in Deutschland betrug im Jahr 2023 4.100 Euro pro Monat, was einem jährlichen Gehalt von 49.200 Euro entspricht. Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben betrug das durchschnittliche Nettogehalt etwa 2.665 Euro pro Monat oder 31.980 Euro pro Jahr. Allerdings sanken die realen Einkommen in Deutschland im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 durchschnittlich um 4 Prozent, da die Verbraucherpreise im Jahr 2022 um 6,9 Prozent stiegen.
Die YouGov-Umfrage zeigt jedoch auch einige positive Aspekte auf. So gaben 20 Prozent der Befragten an, dass sie trotz der hohen Inflationsrate in der Lage waren, ihre Sparquote zu erhöhen. Darüber hinaus sind 35 Prozent der Befragten der Meinung, dass die derzeitige finanzielle Situation sie dazu gezwungen hat, bewusster und sparsamer mit ihren Ausgaben umzugehen. Dies könnte langfristig zu einer Verbesserung ihrer finanziellen Situation führen, wenn sie diese neuen Gewohnheiten beibehalten.
Weitere Maßnahmen müssen ergriffen werden
Die Umfrageergebnisse legen nahe, dass die Bundesregierung und die Deutsche Bundesbank beziehungsweise die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin Maßnahmen ergreifen müssen, um die Auswirkungen der Inflation auf die Verbraucher zu minimieren und das Vertrauen in die Wirtschaft zu stärken. Dazu könnten Zinserhöhungen, die Begrenzung der Geldmenge oder Maßnahmen zur Förderung des Wirtschaftswachstums gehören. Darüber hinaus könnten Arbeitgeber durch die Anpassung von Gehältern an die Inflation dazu beitragen, die Kaufkraft der Arbeitnehmer zu erhalten. Dies könnte durch jährliche Gehaltserhöhungen, die mindestens der Inflationsrate entsprechen, oder durch einmalige Bonuszahlungen erreicht werden.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
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