Als Student an der Börse investieren - was muss man beachten?
Ob die gesetzliche Rente jungen Menschen und heutigen Studenten im späteren Ruhestand zum Leben ausreichen wird, ist fraglich. Aus diesem Grund ist es unumgänglich, schon frühzeitig mit dem Aufbau einer privaten Vorsorge zu beginnen.
• Kleine monatlichen Beträge erreichen Großes
• Wer früh beginnt profitiert vom Zinseszins
• Vorsicht bei BAföG-Empfängern
Junge Menschen und Studenten, die im späteren Lebensabend nicht unter Altersarmut leiden möchten, sollten schon während ihrer akademischen Ausbildung damit beginnen, individuell verkraftbare Geldbeträge anzusparen. Zwar ist in diesem Lebensabschnitt der Ruhestand noch in sehr weiter Ferne und viele Studenten möchten sich dementsprechend noch keine großen Gedanken über ihre Altersvorsorge machen, dennoch gibt es einige sehr einleuchtende Argumente, welche durchaus für frühzeitige Sparbemühungen sprechen.
Studis haben im Durchschnitt 864 Euro zur Verfügung
Auch wenn die Begriffe Studentenleben und Sparbemühungen bzw. Altersvorsorge nur sehr schwer in Einklang gebracht werden können, lässt sich durch die richtigee Herangehensweise und Strategie ohne große Mühe schon sehr viel erreichen. Dass die meisten Studenten ihr verfügbares Budget jedoch genau einteilen müssen und am Monatsende häufig nichts mehr übrig ist, steht dennoch außer Frage. So kommt eine aktuelle Studie zu dem Ergebnis, dass das verfügbare Monatseinkommen eines durchschnittlichen Studenten bei rund 864 Euro liegt. Diesem Betrag stehen im Schnitt Ausgaben in Höhe von 794 Euro gegenüber.
Gespart wird am Monatsanfang
Zwar können die individuellen Budgets und Ausgaben je nach Studi stark variieren und sind natürlich vor allem von den unterschiedlichsten Einkommensquellen, wie zum Beispiel BAföG, Stipendien, Nebenjobs oder die Eltern, abhängig, letztendlich bleibt am Ende des Monats größtenteils dennoch kein großer finanzieller Handlungsspielraum. Studenten, die ihr verfügbares Budget jedoch schon am Monatsbeginn um mindestens 25, 50 oder 100 Euro reduzieren, müssen zwar etwas kürzertreten, erfüllen so jedoch ihre Sparvorhaben.
Investieren statt Sparen
Einfach etwas Geld unter der Matratze zu bunkern oder auf die sogenannte "hohe Kante" zu legen, empfiehlt sich allerdings dank hoher Inflationsraten und Negativzinsen nur in einem sehr dosierten Ausmaß. Studenten, die mit ihrem Geld wirkliche Erträge erzielen möchten, kommen folglich nicht um den Kapitalmarkt herum. Dabei empfiehlt sich für junge Menschen gerade eine Investition in flexible ETF-Sparpläne. Diese bieten die Möglichkeit auch sehr kleine Beträge in ein breit gestreutes Aktienportfolio zu investieren und ab dem ersten Euro schon am Gesamtmarkt zu partizipieren. Im Gegensatz zu einem klassischen Tagesgeldkonto unterliegt eine solche Kapitalmarktinvestition jedoch gewissen Risiken, welche sich in starken Kursschwankungen bemerkbar machen können. Studenten - mit einem langfristigen Plan für ihren Vermögensaufbau - sollten sich von kurzfristigen Rücksetzern am Aktienmarkt jedoch nicht beirren lassen. Die hohen Renditemöglichkeiten, die breite Risikostreuung, die flexiblen Sparraten sowie der Cost-Average-Effekt sind dabei die schlagkräftigsten Argumente für einen ETF-Sparplan.
Kleine monatliche Beträge erreichen Großes
Studenten, die sich mit einem Startkapital von lediglich 1.000 Euro einen ETF-Sparplan anlegen und in diesen monatlich weitere 25, 50 oder 100 Euro investieren, müssen sich im Ruhestand etwas weniger Gedanken über die gesetzliche Rente machen. Denn bei einer Laufzeit vom 20. bis zum 65. Lebensjahr kommt so ein Betrag von 44.261, 81.482 oder sogar 155.925 Euro zustande. Um sich diese Summen anzusparen ist lediglich eine durchschnittliche Rendite von fünf Prozent pro Jahr nötig. Dynamische Aktienengagements bieten in der Regel sogar noch viel höhere Renditen und somit auch üppigere Endbeträge.
Investieren trotz BAföG?
Studierende, die staatliche Zuschüsse für ihre akademische Ausbildung in Anspruch nehmen, müssen ihre Investitionsbemühungen fortwährend im Blick behalten. So gilt für Alleinstehende lediglich ein Vermögensfreibetrag von 5.200 Euro. Dabei ist immer das Datum der Antragsstellung ausschlaggebend. Jedem neuen Bewilligungszeitraum geht jedoch auch mit einer neuen Feststellung einher. Studenten, die den gültigen Vermögensfreibetrag noch nicht überschreiten, können jedoch jederzeit mit kleineren Investitionen beginnen.
Sparerfreibetrag und Nichtveranlagungsbescheinigung
Studenten, die mit aus Investitionen Zinsen und Dividenden erhalten, kommt der Sparerfreibetrag zugute. So steht einer Einzelperson für alle Kapitaleinkünfte eines Jahres auf allen Konten und Depots ein persönlicher Freibetrag von 801 Euro (Ehepaare 1.602 Euro) zur Verfügung - es werden keine Steuern fällig. Also sind Kapitaleinkünfte bis zu diesem Betrag nicht von der Abgeltungssteuer in Höhe von pauschal 25 Prozent plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer betroffen.
Neben einem Freibetrag für Kapitaleinkünfte gibt es in Deutschland auch einen sogenannten Grundfreibetrag. Dieser Freibetrag soll das Existenzminimum jedes Individuums wahren und ist aus diesem Grund von der Steuer befreit. Im Jahr 2019 lag dieser Grundfreibetrag für Singles bei 9.168 Euro und für Verheiratete bei 18.336 Euro. Studenten, die mit ihren Kapitaleinkünften also ihren persönlichen Freibetrag von 801 Euro im Jahr überschreiten aber dennoch nicht mehr als 9.168 Euro verdienen, können mit Hilfe einer sogenannten Nichtveranlagungsbescheinigung auch Kapitalerträge über der 801-Euro-Grenze steuerfrei einstreichen. Voraussetzung für eine solche Bescheinigung ist jedoch, dass alle Einnahmen eines Jahres unter dem Grundfreibetrag bleiben.
Risiken werden häufig überschätzt
Um als Studierender am Kapitalmarkt aktiv zu werden, bedarf es keiner bedeutenden Expertise bzw. großem Budget. Die Möglichkeit, sein Geld an der Börse anzulegen, steht jedem offen. Dabei können schon mit kleinen monatlichen Beträgen große finanzielle Ziele erreicht werden. Mögliche Risiken, die sich in Form von kurzfristigen Kursrücksetzern bemerkbar machen können, sollten dabei gerade von Studenten, aufgrund ihres sehr langen Anlagehorizontes von bis zu 40 Jahren, keinesfalls überschätzt werden.
Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net
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