Gehaltsunterschiede

Gender Pay Gap: Wo die Lohnlücke am größten ist

10.11.23 04:09 Uhr

Gender Pay Gap in Deutschland: Die harte Wahrheit über Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern! | finanzen.net

Der Begriff "Gender Pay Gap" bezieht sich auf den prozentualen Unterschied im durchschnittlichen Stundenlohn von Männern und Frauen. Dies ist eine globale Metrik, die dazu verwendet wird, die geschlechtsspezifische Lohnungleichheit zu messen. Sie zeigt auf, in welchem Ausmaß Frauen im Vergleich zu Männern weniger verdienen. Wie sieht der Gender Pay Gap in Deutschland aus?

Zwei Konzepte des Gender Pay Gap

Es ist wichtig zu verstehen, dass es zwei verschiedene Konzepte des Gender Pay Gap gibt: den unbereinigten und den bereinigten Gender Pay Gap. Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern, ohne die Unterschiede in Bezug auf Qualifikation, Berufserfahrung oder Arbeitszeit zu berücksichtigen. Dieser Wert zeigt den "rohen" Unterschied im Durchschnittsverdienst zwischen Männern und Frauen. Er ist in der Regel etwa dreimal so groß wie der bereinigte Wert.

Der bereinigte Gender Pay Gap hingegen versucht, die "Lohnlücke" zu berechnen, die verbleibt, wenn alle messbaren Einflussfaktoren auf den Lohn berücksichtigt werden, wie z. B. Bildung, Berufserfahrung, Branche und Arbeitszeit. Diese "bereinigte" Lücke soll einen besseren Eindruck davon vermitteln, inwieweit Frauen bei gleicher Arbeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie weniger verdienen als Männer.

Die Gender Pay Gap-Situation in Deutschland

In Deutschland betrug der unbereinigte Gender Pay Gap im Jahr 2022 durchschnittlich 18 Prozent. Das bedeutet, Frauen erhielten mit durchschnittlich 20,05 Euro einen um 4,31 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (24,36 Euro). Hierbei ist eine klare regionale Differenzierung zu erkennen. In den neuen Bundesländern, also jenen Bundesländern, die vor der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 zur DDR gehörten (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, sowie Berlin-Ost), war die Lohnlücke mit sieben Prozent wesentlich geringer als in den alten Bundesländern.

Unter "alten Bundesländern" versteht man die Bundesländer, die vor der Wiedervereinigung zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) gehörten, also die westlichen Bundesländer sowie das gesamte Gebiet von Berlin-West. In diesen Bundesländern betrug der Gender Pay Gap 19 Prozent.

Der bereinigte Gender Pay Gap betrug in Deutschland 2022 sieben Prozent. Das bedeutet, dass selbst wenn vergleichbare Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien berücksichtigt werden, Frauen im Schnitt sieben Prozent weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen verdienten.

Diese Branchen sind besonders betroffen

Laut einer Studie von kununu, die auf der Grundlage von über 360.000 Gehaltsangaben durchgeführt wurde, wächst der Gender Pay Gap in den Branchen Beratung, Pflege und Pharma besonders stark. In der Beratungsbranche stieg der Gender Pay Gap nach sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung durchschnittlich um 14 Prozentpunkte auf 27 Prozent an. In der Gesundheit/Soziales/Pflege-Branche stieg der Gender Pay Gap um 11 Prozentpunkte auf 23 Prozent bei einer Berufserfahrung von sechs bis zehn Jahren an, obwohl diese Branche einen hohen Anteil an weiblichen Arbeitnehmerinnen aufweist. In der Medizin- und Pharma-Branche stieg der Gender Pay Gap um zehn Prozentpunkte auf eine Differenz von 22 Prozent bei einer sechs- bis zehnjährigen Berufserfahrung. In der Finanzbranche verdienen Männer mit sechs bis zehn Jahren Berufserfahrung im Durchschnitt sogar fast ein Drittel (32 Prozent) mehr als ihre ebenso erfahrenen Kolleginnen.

Die Gründe für den Gender Pay Gap und was dagegen unternommen wird

Die Gründe für diese Lohnungleichheit sind vielfältig. Einer der Hauptgründe, wie ein Artikel der Stuttgarter Nachrichten berichtet, ist, dass Frauen häufiger in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, die schlechter bezahlt werden. Zudem arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit, was oft mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergeht. Es wird zudem noch betont, dass auch diskriminierende Faktoren eine Rolle spielen könnten. Wie kann man dagegen angehen?

Um die Lohnungleichheit zu bekämpfen, wurden mehrere Maßnahmen ergriffen. Einige Unternehmen in Deutschland haben freiwillige Gehaltsaudits durchgeführt, um Ungleichheiten aufzudecken und zu korrigieren. Darüber hinaus gibt es politische Initiativen zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen. Im Jahr 2023 wurde beispielsweise ein Gesetz verabschiedet, das Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Gehaltsstrukturen offenzulegen, um eine größere Lohntransparenz zu gewährleisten.

Redaktion finanzen.net

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