Finanzexpertin Suze Orman rät: Arbeitnehmer sollten ihre Gehälter offen legen
Die Finanzberaterin und Autorin, Suze Orman, betont die Wichtigkeit, insbesondere am Arbeitsplatz, offen über Geld zu sprechen. Neben Vorteilen, wie der Lohngerechtigkeit zwischen Frau und Mann, gibt es auch einige Nachteile zu beachten. Darüber hinaus ist die Gesetzeslage in vielen Bundesstaaten der USA, sowie in Deutschland, unterschiedlich. Darf man frei über das Gehalt sprechen? Oder müssen Arbeitnehmer Konsequenzen erwarten?
Suze Orman: Die Wichtigkeit über Geld zu sprechen
Suze Orman, eine bekannte Finanzberaterin und Autorin, betonte im Interview mit Moneywise, dass es für viele Menschen schwierig sei, offen über Geld zu sprechen, insbesondere am Arbeitsplatz. Der Grund dafür liege in der Unsicherheit darüber, wie viel man habe oder eben nicht habe, sowie der Tatsache, dass Geld ein persönliches Thema sei, über das es schwierig zu sprechen ist. Die steigenden Kosten für alltägliche Güter und Dienstleistungen im Vergleich zu den stagnierenden Löhnen führen laut Orman zu einem Rückstand der Arbeitnehmer. Die Erhöhung der Zinssätze durch die Fed habe zudem dazu geführt, dass Verbraucherkredite teurer werden, was die finanzielle Belastung zusätzlich erhöhe.
Die Autorin erklärt weiter, dass Frauen von diesem Kaufkraftverlust besonders betroffen seien, da sie oft mehr für Produkte bezahlen müssten und weniger verdienen würden als Männer. Ethnische Minderheiten würden im Durchschnitt ebenfalls weniger verdienen, als weiße Arbeitnehmer. Experten fordern daher Gesetze zur Lohntransparenz, um geschlechts- und rassenbedingte Lohnunterschiede zu beseitigen. Allerdings gebe es noch immer ein Tabu am Arbeitsplatz. Orman ist dabei der Ansicht, dass dieses Tabu "die Art und Weise ist, wie das System uns unten hält", weshalb sie fordert, dass Arbeitnehmer ihre Gehälter offen legen. Während viele Arbeitgeber noch immer eine "Kultur der Geheimhaltung" in Bezug auf Löhne fordern, scheint sich dies in einigen Teilen in den USA und Europa zu ändern.
Die Gesetze passen sich an
Inzwischen sind Unternehmen in einigen Bundesstaaten in den USA verpflichtet, Gehaltsangaben in Stellenausschreibungen zu veröffentlichen. Seit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Lohntransparenz in New York City im November 2022, haben sich drei weitere Bundesstaaten angeschlossen und ähnliche Gesetze erlassen. Arbeitsuchende können nun herausfinden, wie viel die größten Unternehmen für ausgeschriebene Stellen bieten.
So hat Kalifornien bereits beschlossen, von Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern zu verlangen, ihre geschlechts- und rassenbedingten Lohnunterschiede offenzulegen, da Transparenz als Mittel zur Bekämpfung von Ungleichheiten gilt.
Die Gesetzeslage in Deutschland
Der rechtliche Status in Deutschland bezieht sich auf das Entgelttransparenzgesetz, das im Jahr 2017 eingeführt wurde. Das Gesetz hat zum Ziel, gleiche Bezahlung für Frauen und Männer bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit sicherzustellen. Jeder Arbeitnehmer in Deutschland hat seit der Einführung des Gesetzes das Recht, Auskunft über die Entgeltstrukturen in seinem eigenen Unternehmen zu verlangen. Allerdings ist das Gesetz nur auf Beschäftigte in Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeiter beschränkt, und es müssen aus datenschutzrechtlichen Gründen mindestens sechs Beschäftigte als Vergleichsperson zum Antragstellenden vorhanden sein. Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern müssen in regelmäßigen Abständen prüfen, ob sie ihre Mitarbeiter in Bezug auf Gehalt gerecht behandeln und darüber einen Bericht erstellen. Es ist also nicht einfach möglich, durch das Entgelttransparenzgesetz einen vollständigen Überblick über das Gehalt der Kollegen und die eigene gerechte Bezahlung zu erhalten.
Die Vor- und Nachteile über Geld zu sprechen
Es könnte von Vorteil sein, im nächsten Gehaltsgespräch das Gehalt von den Kollegen in ähnlichen Positionen zu kennen, da dies eine bessere Verhandlungsbasis schaffen könnte. Zudem könnte eine Offenlegung der Gehälter zu mehr Lohngerechtigkeit führen. Dabei ist es vor allem wichtig zu wissen, dass es rechtlich niemandem erlaubt ist, das Sprechen über das Gehalt zu verbieten. Klauseln im Arbeitsvertrag, die das Offenlegen des Gehalts untersagen, sind in den meisten Fällen unwirksam.
Auf der anderen Seite wird von Kritikern angeführt, dass Gehaltstransparenz den Betriebsfrieden stören könnte, da jeder wissen würde, was die Kollegen und Vorgesetzte verdienen.
Allerdings kam Zoe Cullen, eine Betriebswirtschaftsprofessorin an der Harvard-Universität, in ihren Studien zu dem Ergebnis, dass höhere Gehaltstransparenz zu niedrigeren Gehältern führen könnte. Dabei stellte sie fest, dass die Gehaltstransparenz dazu führt, dass die Löhne um 7 bis 25 % sinken könnten. Diesen Effekt begründen Cullen und ihre Kollegen mit sogenannten Gleichgewichtseffekten. Zwar sind Arbeitnehmer besser informiert, aber Unternehmen befürchten, dass eine erfolgreiche Forderung nach höherem Gehalt zu weiteren Forderungen führen würde, weshalb sie generell Verhandlungen blockieren. Somit ist es schwieriger für Arbeitnehmer, höhere Gehälter zu verhandeln und das Lohnniveau sinkt insgesamt.
Redaktion finanzen.net
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