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Notfall-Apps: So kann das Handy Leben retten

01.02.24 06:39 Uhr

Notfall-Apps: So kann das Handy Leben retten | finanzen.net

Im Notfall ruft man die 112 - das funktioniert in der EU und in der Schweiz auf jeden Fall. Es gibt allerdings auch Apps, die den Notruf effizienter gestalten, sodass besser Hilfe geleistet werden kann. Bei der Wahl der richtigen Notfall-Apps ist Vorsicht geboten.

Europaweit können Menschen in Not mit der Nummer 112 Rettungsdienste erreichen. In Deutschland gibt es außerdem die 110, mit der explizit die Polizei alarmiert werden kann. Manche Situationen erschweren den klassischen Notruf - genau für diesen Fall gibt es zahlreiche Notfall-Apps.

Bergnot in den Alpen: "SOS EU ALP" und Schweizer Notfall-App

Wer etwa in den Bergen einen Unfall hat, kann die 112 über die App "SOS EU ALP" (Bayern, Tirol und Südtirol) wählen. Alternativ werden per Klick Standortdaten und Telefonnummer der Person in Not direkt an die zuständige Rettungsleitstelle geschickt, inklusive Akkustand, Höhendaten und dem GPS-Abrufzeitpunkt. In Tirol und Südtirol nehmen die Rettungskräfte dann Kontakt mit der Person auf, die den Notruf gestartet hat, in Österreich werden in der App außerdem die nächsten Defibrillator-Standorte angezeigt.

Die App funktioniert auch außerhalb von Bayern, Tirol und Südtirol, kann dann aber nur den Notruf durchstellen und keine anderen Daten an bestimmte Rettungsleitstellen verschicken.

Wanderinnen und Wanderer in den Schweizer Alpen können die Notfall-App der Rettungsflugwacht Rega nutzen, die ebenfalls die Standortdaten der Person in Not an den Rettungsdienst weiterleitet. Über Rega lassen sich Standortdaten auch mit Freunden und Familie teilen, sodass man sich auch gegenseitig in den Alpen wiederfinden kann.

Vorsicht bei Notfall-Apps privater Anbieter

Es gibt zahlreiche Notfall-Apps von privaten Anbietern, die den mit einem Notruf verbundenen Aufwand reduzieren sollen. Hier ist Vorsicht geboten, erklärt Markus Ellmeier, Experte für Digitale Medien der Polizei München, im Interview mit Chip - die 110 sei sicherer: Dieser Notruf sei "garantiert immer rund um die Uhr mit speziell geschulten Beamten besetzt und kostenlos erreichbar". Über die Notrufvermittlung durch einen Drittanbieter hingegen ergebe sich immer eine gewisse Zeitverzögerung, die bei direkter Kontaktaufnahme entfällt. Zeitverzögerungen bei der Wahl des Notrufs können lebensgefährlich sein, wenn etwa dringend ärztliche Hilfe gebraucht wird. Außerdem, so Ellmeier, können Rückfragen durch geschultes Personal im Eilfall notwendig sein. Da ist es hinderlich, wenn der private Anbieter etwa sein Personal nicht richtig schult. Bezüglich des Polizeinotrufs weist der Experte aus München darauf hin: "Mittlerweile ist je nach Bundesland (zum Beispiel in Bayern) auch die Ortung eines Handys, nach aktiver Zustimmung des Anrufers mittels Klick auf einen Button, bei Anruf des Polizeinotrufs 110 möglich. Damit kann auch bei Ortsunkenntnis eine schnelle Hilfeleistung erfolgen, ohne dass eine spezielle App installiert werden muss."

Übrigens: Für Personen, die Probleme mit der deutschen Sprache haben oder aus anderen Gründen nicht gut telefonieren können, gibt es die offizielle Notruf-App "nora" der Bundesländer als Ergänzung zu den Nummern 110 und 112. Eine der Funktionen der App ist ein Chat, der die Kommunikation mit Einsatzkräften ermöglicht.

Im Katastrophenfall hilft "NINA"

Eine weitere offizielle App ist die Notfall-Informations- und Nachrichten-App (NINA) des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK). Mit NINA kann zwar kein Notruf abgesetzt werden, dafür werden Bürgerinnen und Bürger über aktuelle Sicherheitswarnungen informiert. In der App werden etwa Warnmeldungen wegen Gefahrstoffausbreitung oder extremen Wettersituationen gepusht, wobei sich die Nutzerinnen und Nutzer selbst aussuchen können, für welche Region sie Warnmeldungen und Anweisungen zur richtigen Verhaltensweise erhalten möchten. Es ist außerdem möglich, die Push-Nachrichten zu deaktivieren und regelmäßig selbst die App zu checken.

Unterstützung für den Rettungsdienst: Patientendaten noch am Ort des Geschehens

Wird der Rettungsdienst für eine nicht ansprechbare Person gerufen, kennen Fachleute oft keine individuellen Daten wie etwa bestehende Krankheiten oder Allergien der oder des Kranken. Seit einiger Zeit kann man deswegen auf dem Smartphone die wichtigsten Patientendaten abspeichern - auf die die Rettungskräfte oder auch Ersthelfer ohne Entsperren des Bildschirms Zugriff haben. Bei einigen Geräten etwa kann man über den Notruf-Button auf dem Startbildschirm in einem Formular die wichtigsten Informationen sowie Notfallkontakte einspeichern. Nutzer anderer Geräte können die Health-App nutzen, über die die wichtigsten Daten ebenfalls ohne Entsperren des Bildschirms abrufbar sind. So kann etwa vermieden werden, dass die Rettungskräfte ein Medikament verwenden, gegen das die Patientin oder der Patient allergisch ist.

Notfall-Apps können also sehr hilfreich sein - vor der Installation von Apps privater Anbieter sollte man sich allerdings unbedingt genau über die Funktionsweise der App informieren, um nicht die falsche App zu wählen.

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net

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